Flex-Bus im Merkur-Test: Wie zuverlässig ist der neue Rufbus?
Seit Mitte Oktober steuern sieben Flexbusse knapp 250 Ein- und Ausstiegspunkte im südlichen Münchner Landkreis an – ohne festen Fahrplan, ganz nach Fahrgäste-Wunsch. Merkur-Reporter Volker Camehn hat das Angebot getestet.
Landkreis – Der Flex-Bus steht an diesem Morgen bereits abfahrbereit auf dem Parkplatz Sommerstraße in Sauerlach, gleich hinter der S-Bahn-Station. Ich möchte nach Dürrnhaar, eine von mehreren Testfahrten in den nächsten Stunden. Denn ich will wissen: Funktioniert der neue On-Demand-Service des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes (MVV), der ja ein Mehr an ÖPNV bieten soll, überhaupt zuverlässig?
Ohne Registrierung geht nichts
Wenige Minuten zuvor: Anruf bei der Service-Nummer 089/41 42 43 44, so gegen 9.15 Uhr. Eine freundliche Call-Center-Mitarbeiterin fragt mich, ob ich denn registriert sei. Bin ich. Der MVV hat alles, was er von mir wissen will: Vor- und Nachname, E-Mail-Adresse, Telefonnummer. Die MVV-App hatte ich wenige Tage zuvor eigens auf mein Smartphone runtergeladen. Jetzt also meine erste Flex-Fahrt. Um 9.36 Uhr soll es losgehen, heißt es. Also etwa 20 Minuten Wartezeit – das finde ich akzeptabel. Kurzfristig buchen, scheint also zu klappen.
250 Haltepunkte
Seit Mitte Oktober steuern sieben Kleinbusse der Brunnthaler Firma Geldhauser im Tages- und Nachtverkehr knapp 250 Ein- und Ausstiegspunkte an – ohne festen Fahrplan, ganz nach Fahrgäste-Wunsch. Das Pilotprojekt des Landkreises München und des MVV soll zunächst für zwei Jahre laufen, mit der Möglichkeit einer Verlängerung um weitere zwei Jahre, wie es auf der Homepage des Landratsamtes heißt. Gefördert wird das Projekt durch den Freistaat Bayern.
Infos per E-Mail
Der weiße Kleinbus jedenfalls, leicht erkennbar am runden „Flex“-Logo (blaue Schrift auf grünem Grund), steht schon jetzt für mich parat am Sauerlacher Bahnhof. Gerade mal zehn Minuten nach meiner telefonischen Order erhalte ich zudem eine E-Mail („Wichtige Mitteilung für Ihre gebuchte Mitfahrt im FLEX/MVV-RufTaxi“): Die Fahrt- und Ankunftszeiten würden „gemäß der erwarteten Auslastung aktualisiert“, steht da. Zudem, quasi als Bestätigung: Abfahrt (Sauerlach, 9.36 Uhr) und Ankunft (Dürrnhaar, 9.47 Uhr). Dass ich gleich früher abfahren werde, erkennt das System wohl nicht. Wenig Auslastung, damit keine Verspätung und Aktualisierung. Keine Frage: Dieses MVV-Angebot scheint nicht nur flex(ibel), sondern auch fix zu sein.
Foto © MVV
Tickets auch im Bus
Keine Fahrkarte, keine Fahrt. Ich habe mir am Automaten eine Tageskarte für meine Test-Tour gekauft, Zone 3 und 4. Für 8,80 Euro werde ich mich in den nächsten Stunden kreuz und quer durch den Landkreis kutschieren lassen. Bei Dada hätte ich Einzeltickets kaufen können. Was sofort auffällt: Der Kleinbus, in dem bis zu acht Leute Platz haben, ist außen wie innen blitzsauber.
Das On-Demand-System in Sachen Mobilität ist aktuell zweigeteilt: Zwischen 5 und 22 Uhr ergänzt Flex den MVV-Regionalbusverkehr in Sauerlach, im südlichen Teil von Brunnthal und in Aying „und wird dort zum neuen Baustein der nachhaltigen Alltagsmobilität“, heißt es beim MVV. „Im Nachtverkehr zwischen 22 und 6 Uhr erstreckt sich das Gebiet über Ober- und Unterhaching sowie Taufkirchen, westlich der A8. An den Bahnhöfen Ostbahnhof und Neuperlach Süd besteht Anschluss an das Münchner Nachtnetz.“
Foto © Volker Camehn
Hindernisse
Das geht schon bei der Kennzeichnung der Abfahrtstelle los: Vor dem etwas heruntergekommenen Bushaltehäuschen ist das Flex-Logo nur wenig augenfällig angebracht, man muss schon bewusst suchen und hinschauen. Immerhin: Wenige Meter weiter steht bereits ein Kleinbus parat – wenn auch nicht für mich, wie ich umgehend erfahre. Der Fahrer spricht ausnahmslos Englisch, seine freundliche Auskunftsbereitschaft ändert jedoch nichts an der unabwendbaren Tatsache: Mitnehmen darf er mich nicht, da ich noch keine weitere Route gebucht habe. Schulterzucken. Er würde mich ja fahren, aber… Ich wähle also meine Service-Nummer, buche die nächste Fahrt, diesmal nach Brunnthal, muss allerdings den nächsten, von mir jetzt extra gebuchten Flex-Bus nehmen. Heißt für mich: eine Stunde Wartezeit.
Pünktlich kommt meine Mitfahrmöglichkeit nach Brunnthal, das ich knapp 15 Minuten später erreiche. Dada sitzt wieder am Steuer. Fahrkartenkontrolle, anschnallen. Ob sie sich freut, mich wiederzusehen, oder sich nur wundert, lässt sich nicht erkennen. Sie bleibt freundlich. Dada kennt sich gut aus im Landkreis, aber ganz ohne Navi geht es nicht. „Sicher ist sicher“, sagt sie,
Der Versuch, wenig später in einem Brunnthaler Café via App eine Bus-Verbindung zu buchen, scheitert allerdings am fehlenden Netz. Erst draußen auf der Straße klappt’s dann, wenn auch ein wenig umständlich: Obwohl ich an einer Bushaltestelle (Ortsmitte, Münchner Straße) stehe, schickt mich meine App in den Hachinger Weg, ein paar hundert Meter weit entfernt – zum nächsten Flexbus-Abholpunkt. Hier warte ich ein paar Minuten,
Foto © Volker Camehn
Angebot kommt gut an
Von dort geht die Fahrt pünktlich ins etwas abgelegene Großeichenhausen, Teil der Gemeinde Sauerlach und etwa 70 Einwohner klein. In diesem Idyll wohnt zum Beispiel Grit Gfüllner, berufstätig und Mutter zweier 15-jähriger Töchter. „Der Flex-Service ist super“, schwärmt sie. Zumal der Bus, Linie 226, von und nach Sauerlach nur im Stundentakt fährt. „Der Flexbus erspart den Mädchen mitunter viel Wartezeit, vor allem, wenn sie etwas später aus der Schule kommen“, sagt Grit Gfüllner. Auch wenn ihre Töchter zum Beispiel abends mal ins Kino wollten, „dann muss ich sie nicht extra fahren“. Eine super Sache eben.