- McLaren: Da geht schon mal Gummi in Rauch auf
- Elektromotor stopft die Turbolöcher
- Grünes Licht für die Umweltzone im McLaren Artura
- Dämpfer verstellen kann man selbst
- Bis zu 50 km/h öffnet das Dach elektrisch
McLaren Artura Spider McLaren
Sobald neben Ihnen ein McLaren Artura Spider an der Ampel steht und Sie mit zwei Würfeln, die am Rückspiegel hängen, zu einem Beschleunigungsrennen auffordert, sollten Sie diese Einladung annehmen. Denn dann besteht eine gute Chance, dass Sie in den Genuss der neuen Launch-Control des Hybrid-Sportlers kommen. Sobald diese aktiviert ist, lässt die Elektronik beim Start effektheischend etwas Schlupf an den Hinterrädern zu, ehe die Pneus sich in den Asphalt krallen.
McLaren: Da geht schon mal Gummi in Rauch auf
Wenn dann für einige Euro Gummi in Rauch aufgeht, macht das schon was her. Die Frage ist nur, wie oft der Fahrer des neuesten McLaren Spiders sich diesen hollywoodreifen Auftritt gönnen will. Da geht es eher um die ungewollte Aufmerksamkeit als um die Kosten. Wer mindestens 273.073 Euro für ein Auto auf den Tisch des britischen Hauses legt, kann sich auch mal ein paar neue Pneus leisten.
Elektromotor stopft die Turbolöcher
Was der britische Manager mit dem Vergleich aus der Musikwissenschaft meint, ist dass man beim Artura Spider der Durchzug oben heraus verbessern will. Schließlich greift im Drehzahlkeller und bei Turbolöchern der 70 kW / 95 PS Elektromotor dem 445 kW / 605 PS-Dreiliter-Sechszylinder (interner Code M630) unter die Arme. Da dies mit einem schnellen Software-Update erledigt ist, erhalten auch die Fahrer des Artura Coupé auf Wunsch dieses Update. Letztendlich bleibt der Antriebsstrang mit der Batterie, die eine Kapazität von 7,4 Kilowattstunden hat und eine rein elektrische Reichweite von maximal 33 Kilometern ermöglicht, unverändert. Damit darf man auch in strikten Umweltzonen mit dem Super-Sportler unterwegs sein. Aufgrund der MCLA-Plattform (McLaren Carbon Lightweight Architecture) inklusive Carbon-Monocoque wiegt das Cabrio mit 1560 Kilogramm nur 62 kg mehr als das Coupé. Das freut vor allem die Wedel-Fans.
Grünes Licht für die Umweltzone im McLaren Artura
Auf der Straße verschwinden solche Daten-Spielereien ganz schnell und es zählt nur noch die ungezügelte Fahrfreude. Auch wenn die zusätzlichen Pferdestärken in dieser Liga kaum noch ins Gewicht fallen, ist es doch brutal beeindruckend, dass bei einem Zwischenspurt die letzte Ziffer des digitalen Tachos so schnell nach oben flitzen, dass man die einzelnen Zahlen kaum noch erkennt. So beschleunigt der Artura Spider in drei Sekunden von null auf 100 km/h und ist bis zu 330 km/h schnell (übrigens elektronisch abgeregelt!). Ziemlich amtlich und definitiv Speed-Alphatier-Material. Doch bei einem Supersportler wie dem McLaren Artura Spider geht es nicht um das simple Geradeausbolzen. Das kann mittlerweile jeder Stromer, beim 4,54 Meter langen Spider geht es um die Agilität und alles, was dazugehört.
McLaren Artura Spider Cockpit McLaren
Aber der Reihe nach. Der Artura Spider hat einen deutlich leistungsfähigeren Prozessor, der die Regelung der adaptiven Dämpfer um 90 Prozent schneller bewerkstelligt als bisher. Ergänzend dazu wurden die Ventilstapel der Dämpfer, die die Zug- und Druckstufe steuern modifiziert. Steifere Motorlager, die auch das Coupé bekommt, verbessern die Agilität. Zum sportlichen Fahren gehören natürlich auch das Verzögern und die Aerodynamik, auf die sie bei McLaren traditionell besonders viel Wert legen. Beim Artura Spider wurden die Kanäle, die die mächtigen Carbon-Keramik-Bremsen (390er Scheiben und sechs Kolben vorne) kühlen neu verlegt, da die Ingenieure festgestellt haben, dass bei gewissen Lenkwinkeln die heiße Luft der Bremsen die Motorkühlung behindert hat. Mit der neuen Anordnung schlagen die Techniker gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Die Kühlung des Triebwerks ist verbessert, die Carbon-Keramik-Bremsen sind standfester und der Bremsweg von 200 km/h zum Stillstand verkürzt sich um zwei Meter auf 124 Meter. PUSH – Walter Röhrl im Interview – „Das ist Trödelei und kein Autofahren“ – Rallye-Legende zerlegt das Tempolimit
Dämpfer verstellen kann man selbst
Jetzt schwingen wir uns hinter das Lenkrad und sind schnell von der Vielseitigkeit des McLaren begeistert. In der Stadt hält man mit der Elektropower locker mit und sobald man mit beiden Hartplastik-Flügelmuttern, die Dämpfer und den Antriebsstrang auf Komfort stellt, geht es entspannt und bequem voran. Lediglich das Zusammenspiel zwischen Elektromotor und den einsetzenden Verbrennungsmotor verläuft nicht immer harmonisch. Auf Landstraßen stellt man den Artura mit den Modi Sport oder Track (Rennstrecke) scharf und schon beginnt der heiße Tanz. Unglaublich wie leicht es einen der McLaren macht, mit einem Wahnsinns-Speed durch die Kurven zu carven. Dass die elektrisch-hydraulische Lenkung genau das macht, was der Fahrer will und ihn stets über die Gripverhältnisse informiert, muss bei einem McLaren eigentlich gar nicht mehr erwähnt werden. Dieser Mittelmotor Sportwagen fährt sich unspektakulär und genau das macht ihn so spektakulär.
Die Multilink-Hinterachse lässt im Zusammenspiel mit dem elektronisch aktivierten Differenzial dem Heck genau so viel Auslauf, dass es den Fahrer nicht aus der Ruhe bringt. Das Hinterteil tänzelt leichtfüßig um jede Ecke, hilft beim Durcheilen der Kurven eifrig mit und steckt auch Lastwechselreaktionen souverän weg. Dass das Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe jetzt die Gänge bis zu 25 Prozent schneller hineinschnalzt, ist der Dynamik sicher nicht abträglich.
Bis zu 50 km/h öffnet das Dach elektrisch
Bei schönem Wetter will man das Geschoss auf vier Rädern und die Elemente unmittelbar spüren. Gut, dass das Dach bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h innerhalb von elf Sekunden verschwindet. Wer will, kann sich eine Glaskuppel über das Haupt spannen, dann kommen aber zusätzliche 4,6 Kilogramm oben ins Auto. Was aber nur feinfühlige Schwerpunktfetischisten merken dürften. Auffälliger ist da schon das etwas angestaubte Infotainmentsystem mit dem senkrecht stehenden Acht-Zoll-Tablet. Aber wir sitzen in einem Sportwagen und da spielt die Unterhaltung nur eine untergeordnete Rolle. Zumal das Handy per Apple CarPlay eingebunden werden kann. Wer harte Beats hören will, verlässt sich auf das neue Bowers & Wilkins-Audiosystem. Wir haben uns aber die meiste Zeit an der wohltönenden Symphonie aus sechs Töpfen ergötzt. Zum Schluss noch ein Tipp aus der Praxis: Unbedingt das Lift-System (2770 Euro) für die Vorderachse ordern, sonst schrammt man bei Bremsschwellen öfter über den Asphalt, als einem lieb ist und bei einem derart feinen Stück Technik bereitet dieses Geräusch jedem, der nur einen Tropfen Benzin im Blut hat, körperliche Schmerzen.