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BMW R 12 Cruiser: Ein weiterer Anlauf

BMW versucht mit dem auf Cruiser umgestrickten Retro-Modell R 12 nineT erneut in diesem Segment Fuß zu fassen. Es gleitet auf einer 110-Nm-Drehmomentwelle.

bmw r 12 cruiser: ein weiterer anlauf

BMW R 12 Cruiser

(Bild: BMW)

BMW hatte vor zehn Jahren mit dem Retro-Bike R nineT einen Verkaufsknüller gelandet. Zu Beginn dieses Jahres wurde die Nachfolgerin R 12 nineT vorgestellt. Jetzt schieben die Bayern mit der R 12 noch einen Cruiser nach. Ganz neu ist Idee, einen Cruiser mit Boxermotor zu bauen, bei BMW nicht: Vor der 2020 erschienenen BMW R 18 gab es 1998 bereits den Versuch, mit der R 1200 C vor allem den US-Markt zu erobern. Doch die an Harleys gewöhnten Amerikaner störten sich damals daran, dass sie ihre Füße nicht wie gewohnt vor dem Motor parken konnten – die Zylinder versperrten den Weg. Auch beim europäischen Publikum fiel das Design glatt durch und die R 1200 C wurde zum Flop. Ein Vierteljahrhundert versucht BMW später einen zweiten Anlauf mit einem 1200er-Cruiser, dessen Antrieb interessanterweise immer noch auf dem luft-/ölgekühlten 1171-cm3-Motor von damals basiert. Allerdings hat sich die Leistung deutlich gesteigert, kam der R-1200-C-Motor gerade mal auf 61 PS bei 5000/min und 98 Nm bei 3000/min, leistet die neue R 12 heute 95 PS bei 6500/min und 110 Nm bei 6000/min und erfüllt die Abgasnorm Euro 5+.

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Die Basis

Gemütlicher ist relativ

BMW nimmt im Vergleich zur Anfang 2023 vorgestellten R 12 nineT, die 109 PS bei 7000/min und 115 Nm bei 6500/min bietet, die Spitzenleistung der R 12 also etwas zurück. Die Leistungskurven beider Modelle bleiben jedoch bis 6000/min identisch, danach bleibt die des Cruisers auf einem Plateau, während die R 12 nineT bis 7000/min noch weiter zulegt. Für die gemütlichen Cruiserfahrer reicht es bei Weitem, denn die R 12 kann durchaus flott beschleunigen, BMW gibt für den Sprint von 0 auf 100 km/h 3,9 Sekunden an. Mit 227 kg Leergewicht geriet die R 12 für einen Cruiser auch noch verhältnismäßig leicht.

BMW R 12 (8 Bilder)

bmw r 12 cruiser: ein weiterer anlauf

BMW bringt auf Basis der R 12 nineT einen Cruiser im dezenten Retro-Design auf den Markt. (Bild: BMW)

Sehr niedriger Sitz

Ein Cruiser zeichnet sich durch eine tiefe Sitzposition aus. BMW wählt bei der R 12 eine ausgeprägte Mulde in der Solo-Sitzbank. Während die R 12 nineT eine gerade Sitzfläche bietet, wird der Cruiser-Fahrer quasi fixiert, was vermutlich eher nicht zur Bequemlichkeit beiträgt. Dafür hockt er aber auch auf nur 754 mm Höhe, wofür – neben der tiefer auf dem Heckrahmen positionierten Sitzbank – auch die kürzeren Federwege verantwortlich sind. Mit 90 mm vorne und hinten sind sie um 30 mm kürzer als bei der R 12 nineT. Auch sonst unterscheiden sich die beiden Modelle im Design deutlich, während der R-12-Tank mit 14 Liter Volumen um zwei Liter kleiner ausfällt, ist ihr Kotflügel deutlich voluminöser. Ein klassischer Rundscheinwerfer mit LED-Licht prägt die Front.

Flach liegende Hinterradfederung

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Die Upside-down-Gabel ist nicht einstellbar und wirkt recht schlicht. Die sonst bei Retro-Bikes häufig verwendeten, beidseitigen Feder-Dämpferbeine sind bei der R 12 wegen der Einarmschwinge natürlich nicht möglich. Stattdessen schließt sich direkt an das Rahmen-Oberrohr ein flach liegendes einzelnes Federbein an. Es ist in Vorspannung und Zugstufe einstellbar. Durch den neu entwickelten Gitterrohrrahmen, der den Motor als tragendes Element integriert, konnte im Vergleich zur bisherigen R nineT Gewicht gespart werden.

Der Luftfilterkasten im angeschraubten Heckrahmen verzichtet auf den seitlichen Schnorchel, der bisher unterhalb des Tanks entlanglief. Als Endschalldämpfer wählten die Designer zwei übereinanderliegende, leicht konische Rohre. Die R 12 besitzt keinen Klappenauspuff mehr, und das ist angesichts der zu lauten BMWs der jüngeren Vergangenheit auch gut so. Dass BMW das Geräuschniveau senken wollte, erklärt wohl auch den riesigen Vorschalldämpfer unter dem Motor und anders verlaufende Krümmerrohre.

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Langer Radstand

Weil die 17-Zoll-Räder der R 12 nineT nicht zum Cruiser-Stil passen, setzt die R 12 auf Gussrädern in 19 Zoll vorn, in 16 Zoll hinten. Auch in der Fahrwerksgeometrie unterscheiden sich die beiden Modelle, die R 12 hat mit 1520 mm einen längeren Radstand, die Gabel steht mit 60,7 Grad flacher und der Nachlauf ist mit 132,5 mm deutlich länger. Somit ist die R 12 auf stoischen Geradeauslauf getrimmt, wie man es von einem Cruiser erwartet. Eher unerwartet ist hingegen die Doppelscheiben-Bremse am Vorderrad mit radialen Bremszangen von Brembo, viele Konkurrenzmodelle belassen es bei einer einzelnen. Die R 12 verfügt über ein Teilintegral-ABS, das für eine dynamische Verteilung der Bremskraft zwischen Front und Heck sorgt.

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