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BMW i7 Protection: Das sicherste Elektroauto der Welt

BMW ist der erste Autohersteller, der Politikern ein gepanzertes Elektroauto anbietet. Wir haben uns damit auf den Weg nach Berlin gemacht.

Auf der Autobahn A9 Richtung Berlin sorgt der schwarze BMW 7er am Hermsdorfer Dreieck das erste Mal für Aufsehen. Bedienstete der dortigen Autobahnpolizei glotzen sich aus ihrem Streifenwagen nach dem vermeintlich unauffälligen i7 geradezu die Augen aus. Diskussionen zwischen den beiden Polizisten im Innern zeigen: Sie haben die schwarze Luxuslimousine direkt als Panzerversion erkannt und würden gerne wissen, welche bekannte Persönlichkeit da gerade bestens geschützt im Fond chauffiert wird. Bei zentimeterdickem Panzerglas und elektrisch verschlossenen Jalousien ist das allerdings nicht zu sehen.

Auch wenn es Marketingbroschüren und Werbeslogans gerne anders darstellen: Eine Panzerlimousine ist durchaus zu erkennen – zumindest auf den zweiten Blick und besonders für jene, die sich auskennen wie die beiden Ordnungshüter. Auf eine Kontrolle des BMW i7 xDrive 60 Protection verzichten sie jedoch. Am Kennzeichen haben sie wohl erkannt, dass hier keine gefährdete Person aus Politik oder Wirtschaft reist, sondern das Fahrzeug lediglich von München nach Berlin überführt wird.

bmw i7 protection: das sicherste elektroauto der welt

Der Neue im Regierungsviertel Der BMW i7 Protection ist das erste Elektroauto der Schutzklasse VR9/10. Welcher Minister wird ihn wohl als erster nutzen?

Das alles geschieht im lockeren Galopp, ohne Sirengehäul oder Blaulichtflackern. Aber auch aus anderem Grund zügeln wir den rechten Fuß: Der schwarze, handgefertigte und schwer gepanzerte BMW der Schutzklasse VR9 / VR10 ist 4,5 Tonnen schwer und trotz einer Antriebsleistung von 400 kW (544 PS) alles andere als ein Sportwagen. Schon bei 160 km/h wird er mit Rücksicht auf die 101,7 kWh fassende Batterie im Fahrzeugboden und die Reichweite automatisch abgeregelt.

Panzerwagen für den Großstadtverkehr

„Ganz ehrlich – was soll das?“, fragt ein langjähriger Personenschützer als Nordrhein-Westfalen, der sich über das Tempolimit echauffiert. „Wir sind“, verrät er uns, „auf den Verbindungsstrecken zwischen Terminen mit zwei oder mehr Fahrzeugen oftmals deutlich schneller unterwegs.“

Stören wird das im Alltag jedoch kaum einen Politiker, keinen Wirtschaftsführer und auch nicht die Entwicklungsverantwortlichen von BMW. Denn der geschätzt rund eine halbe Million Euro teure BMW i7 Protection ist bevorzugt für den sicheren Transport innerhalb von Städten und Großräumen gedacht. Vom Flughafen zur Versammlungshalle oder von der Parteizentrale zum Fernsehinterview – dafür ist der Elektro-Koloss bestens geeignet. Für längere Strecken ist ein Benziner besser geeignet – das entsprechende Modell von BMW regelt erst bei 210 km/h ab.

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Gefahr im Verzug Maximal 300 Kilometer schafft der 4,5 Tonnen schwere Panzerwagen mit einer Akkuladung. Und der Ladevorgang dauert wenigstens eine halbe Stunde – da könnten Personenschützer auf Fernfahrten ganz schön ins Schwitzen kommen.

Der elektrische Panzerwagen dürfte trotzdem seinen Platz in den Fuhrparks des Bundestags oder der Landtage finden. Denn viele Politiker steigen gerne kurz vor dem Ziel ihrer Reisen auf ein Ökomobil um, wenn dort Fernsehkameras auf sie warten. Personenschützer raufen sich dann zwar die Haare, weil jeder Umstieg in ein ungepanzertes Fahrzeug Gefahren birgt. Auch für die Klimabilanz ist das nicht gut, weil ein zweites Fahrzeug bereitgestellt werden muss. Doch was tun Politiker nicht alles für ihr Image?

BMW als Elektro-Pionier

Auf der A9 zieht der BMW i7 an diesem Sonntag entspannt seine Bahn und die Autobahn ist so leer, dass nicht einmal geheime Gelüste auftauchen, sich durch einen möglichen Stau durch die blauen Flasher in Frontgrill und Seitenspiegeln zu drücken. Das aufsteckbare Blaulicht ist in einer speziellen Halterung ohnehin im Kofferraum versteckt.

bmw i7 protection: das sicherste elektroauto der welt

Lass‘ stecken Für das Blaulicht gibt es eine spezielle Halterung im Kofferraum – Sonderrechte haben wir auf unserer Testfahrt nicht.

Während die direkte Konkurrenz von Audi und Mercedes, der Audi A8 L Security und der Mercedes S 680 Guard, als Schwerpanzer der Beschussklasse VR9 / VR10 aktuell nur mit Verbrennungsmotoren zu bekommen ist, ist BMW der erste Autohersteller, der auch eine Elektro-Variante seines Siebener Protection anbietet. Im Innenraum bietet der ebenso viel Platz wie im Verbrenner – und aufgrund des leisen Elektromotors den Insassen eher noch mehr Ruhe und Reisekomfort. Der i7 säuselt leicht und geräuschlos vor sich hin. Dauerregen und Hagel dämmt die Panzerung das ebenso hinfort wie alle Fahrgeräusche.

Fertigung in Handarbeit

Das einzige Manko: Auf der über 600 Kilometer langen Strecke von München nach Berlin sind drei Ladestopps erforderlich. Denn trotz der Limitierung auf 160 km/h reicht das große (und gegen Minen sowie Beschuss speziell abgesicherte) Batteriepakets nur für etwa 300 Kilometer Fahrstrecke: Unser Durchschnittsverbrauch liegt an diesem Frühlingstag mit 33 kWh/100 Kilometer nur leicht über dem Normverbrauch von 30 kWh. Nicht nur Personenschützer würden sich da eine höhere Ladegeschwindigkeit wünschen: Bei knapp 200 kW am Hypercharger ziehen sich die Ladepausen jeweils über eine halbe Stunde hin.

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Sirenen im Untermenü Blaulicht-Blitzer an Front, Heck und Seite sowie zahlreiche Sonderfunktionen des Autos lassen sich über den Zentralbildschirm aktivieren. Und auf Knopfdruck schließen sich die Türen elektrisch.

Gefertigt wird das 5,39 Meter lange Elektromobil in einem aufwendigen Manufakturprozess in Dingolfing. Für Sicherheit der Insassen sorgen nach der Schutzklasse VR9 eine selbsttragende Karosseriestruktur aus Panzerstahl kombiniert mit gesicherten Türen, Unterboden- und Dachpanzerung sowie eine spezielle Sicherheitsverglasung: Die Scheiben erfüllen die Anforderungen der höchsten Widerstandsklasse VPAM 10 für zivile Sonderschutzfahrzeuge. Der 20-Zoll-Radsatz verfügt über ein Pax-System mit Notlaufeigenschaften, das eine Weiterfahrt bei defekten Reifen ermöglicht.

Sitze mit Massagefunktion

Waren die Panzerfahrzeuge früherer Generation an Mittelkonsole und hinter Klappen mit einem Wirrwarr an Schaltern für Gegensprechanlage, Dachlicht, Flashern oder Feuerlöscheinrichtungen versehen, so bietet der BMW i7 Protection keinen nennenswerten Unterschied zum Standardmodell. Allein über eine Funktion im zentralen Touchscreen gelangt der Chauffeur in ein Sondermenü, das Zugriff auf Sonderfunktionen gibt. Sogar die Türen lassen sich auf Knopfdruck elektrisch schließen, während bei den meisten Panzerversionen allein der Fahrer sein zentimeterdick gepanzertes Seitenfenster als Dokumentendurchreiche oder für ein Parkticket einige Zentimeter öffnen kann. Im Fond gibt es den bekannten Luxus für den zu sichernden Gast, der sich auf klimatisierten Ledersitzen mit Massagefunktion auf den nächsten Termin vorbereiten kann – bestens geschützt.

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