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BMW 750iL V16 (1990): Zweiter 16-Zylinder kommt ans Licht

Dieser Goldfisch-Prototyp erinnert schon stark an den E38-7er

bmw 750il v16 (1990): zweiter 16-zylinder kommt ans licht

Vor einigen Jahren berichteten wir bereits über einen Super-7er der Baureihe E32 mit dem Decknamen “Goldfisch”. Dahinter verbarg sich der Einbau eines Sechzehnzylinders. Sie lesen richtig: ein V16. Jetzt zeigt BMW auf der Techno Classica 2024 in Essen eine weiteren Prototypen aus dem Jahr 1990. Eine echte Überraschung …

Doch der Reihe nach: Der geheime 7er sollte schneller und stabiler sein als die leistungsstärkste S-Klasse der späten 1980er-Jahre – das war zumindest das ursprüngliche Ziel von BMW. Vermutlich war man darüber informiert, dass Mercedes-Benz an einem 600 SE/SEL mit über 400 PS arbeitet. Und sogar noch mehr: Motorenchef Kurt Obländer soll für das zunächst geplante Modell “800 SEL” des W 140 einen Achtliter-V16 mit etwa 540 PS serienreif entwickelt gehabt haben.

Bildergalerie: BMW 750iL V16 Goldfisch (1990)

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Das bayerische Unternehmen beschloss, den bestehenden M70-V12-Motor zu modifizieren und vier Zylinder hinzuzufügen. Das Ergebnis war ein 6,7-Liter-V16-Motor sowie ein spezielles Motormanagementsystem, bei dem das Aggregat wie zwei Achtzylinder in Reihe behandelt wurde.

Der (inoffizielle) “767iL” hatte ein Sechsgang-Schaltgetriebe und leistete 408 PS sowie 613 Newtonmeter Drehmoment. Das reichte, um in gut sechs Sekunden von 0 auf 100 km/h zu sprinten. Die Höchstgeschwindigkeit wurde mit knapp 280 km/h angegeben.

Doch es gab ein wesentliches Problem: Der 310 Kilogramm schwere V16 baute länger als der V12 im E32 und ließ unter der Motorhaube keinen Raum für Kühlung. Das bedeutete, dass das gesamte Kühlsystem zusammen mit gigantischen Glasfaserkiemen und Luftschaufeln, die dem Motor beim Atmen helfen, in den Kofferraum verlegt wurde.

BMW 750iL V16 “Goldfisch” (1987)

Daher resultierte wohl auch der Spitzname “Goldfisch”. Die Kühlungssituation im Heck bedeutete auch optische Änderungen, was die Designer dazu veranlasste, sich für kleinere Rückleuchten zu entscheiden und die Nebel- sowie die Rückfahrleuchten zu entfernen.

Man hätte also den 7er massiv umkonstruieren müssen, um den V16 für den normalen Nutzer unterzubringen. Offiziell wurden Umweltbedenken vorgeschoben, um das Aus für den V16 zu begründen. Im doppelten Wortsinne: Um ein “Wettrüsten” mit anderen Herstellern zu verhindern, wurde der V16 nie in Serie gebracht. Außerdem lieferte eine leistungsstärkere Version des M70-Motors, der später im BMW 850 CSi installierte S70B56, 380 PS sowie 550 Nm Drehmoment und erreichte damit fast die Leistungswerte des V16.

Umso interessanter ist der jetzt in Essen präsentierte 750iL V16 aus dem Jahr 1990. Wie uns BMW Classic mitteilt, sieht man dem Fahrzeug an, dass es jahrelang eingelagert war. Diesen Zustand habe man bewusst nahezu unberührt gelassen.

BMW 750iL V16 Goldfisch (1990)

Auffallend ist die deutlich andere Optik zum ersten “Goldfisch”. War dieser noch ein E32, so zeigt der 1990er-V16 besonders an Front und Heck deutliche Parallelen zum 1994 vorgestellten 7er der Baureihe E38. Dazwischen wirkt das Fahrzeug noch eher wie ein E32. In diesen Prototypen passte aber der V16 ohne Modifaktionen und die hinteren Kiemen.

Laut BMW war die Idee, eine Limousine oberhalb der 7er-Reihe zu konzipieren. Für diesen Zweck entstand dieser Aluminium-Prototyp einer italienischen Firma. Boyke Boyer zeichnete für das Design verantwortlich, er entwarf tatsächlich auch den späteren E38.

Unter der langen Haube arbeitete ein längs eingebauter V16 mit 6.646 Kubikzentimeter Hubraum. Bohrung und Hub: 84 x 75 mm. Leistung: 348 bhp, also gut 353 PS, das Ganze bei 250 km/h abgeregelt. Interessant auch die Dimensionen des 1990er-Goldfisch: 5,45 Meter lang, 1,90 Meter breit und 1,50 Meter hoch. Das sind ungefähr die Maße eines aktuellen 7er.

Es blieb beim Unikat. Womöglich hatte BMW verfolgt, wie sehr der Mercedes W 140 in der Öffentlichkeit ob seiner Dimensionen angegriffen wurde. (Heute regt sich keiner mehr über deutlich gigantischere SUVs auf …) Zudem gerieten Anfang der 1990er-Jahre Märkte wie Japan in die Krise. Denkbar ist zudem, das BMW ab 1994 im Zuge der Übernahme von Rover viele nicht zwingend notwendige Projekte stoppte.

Ein wenig lebte der Goldfisch-Gedanke weiter: Und zwar nach der Übernahme von Rolls-Royce durch BMW. In Phantom und Ghost mag man etwas Goldfisch entdecken. Hier genügten aber V12-Motoren mit Biturbo für bis zu 600 PS Leistung.

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