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Autozulieferer unter Druck

Industrie in Wickede

Autozulieferer unter Druck

autozulieferer unter druck

Die WHW-Spitze mit Ernst-Gregor Hillebrand (M.), Burkhard Schrage (r.) und Christian Seltmann.

Wickeder Firmen fertigen bis zu 90 Prozent für Pkw-Konzerne

Wickede – Die Auto-Zulieferer der Gemeinde Wickede spüren die aktuelle Entwicklung in der deutschen Automobil-Industrie. „Ein krankes Autoland“ lautete jüngst noch eine Schlagzeile auf unserer Wirtschaftsseite, selbst Branchenriese VW verschärft seinen Sparkurs, Werksschließungen und Entlassungen werden dort nicht mehr ausgeschlossen.

Wenn die Autoproduktion um rund ein Viertel sinkt, müssen sich auch die heimischen Zulieferer wie WHW Hillebrand oder die Prinz-Mayweg-Gruppe auf die Situation einstellen. Immerhin produzieren beide Unternehmen zu jeweils 85 bis 90 Prozent für die derzeit rückläufige Autoindustrie.

Wickedes größter Arbeitgeber WHW greift auf verschiedenen Ebenen an. Mit neuen Produkten sollen auch andere Märkte erschlossen werden, gerade aktuell präsentiere man ein hochinnovatives neues Produkt, mit dem man neben der

Autoindustrie auch in anderen Wirtschaftsbereichen Perspektiven sieht, erläutert der geschäftsführende Gesellschafter Ernst-Gregor Hillebrand.

„Wir müssen effizienter werden“

Gleichzeitig sollen die verschiedenen Produktionsprozesse weiter optimiert werden. Automatisierung und Digitalisierung helfen dabei. Mit seinen permanenten Anstrengungen hat sich Wickedes größter Arbeitgeber bereits gegen Marktbelastungen wie Corona und kriegsbedingte Verwerfungen etwa bei den Energiekosten erfolgreich behauptet. Nun gilt es, auch die geringeren Absatzmengen bei gleichzeitiger Kostensteigerung aufzufangen. Ernst-Gregor Hillebrand: „Wir müssen da noch effizienter werden“.

Als weiterer Faktor rückt der Personalkostenansatz in den Blick. Die Marschrichtung ist klar: Betriebsbedingte Kündigungen soll es möglichst nicht geben. Der Oberflächen-Spezialist braucht auch weiterhin ein gutes Team, hat nicht zuletzt deshalb erst im Vorjahr die „WHW Akademie O!“ gegründet, um die Kompetenz der eigenen Mannschaft bei allen Fragen der innovativen Oberflächentechnik zum Schutz und zur Veredelung von Metallteilen immer weiter zu schärfen.

Aber der Anspruch gestiegener Effizienz auf allen Ebenen geht eben auch nicht am Faktor Personalkosten vorbei. Bereits seit Corona waren Kräfte im Bereich der Leiharbeit, mit denen flexibel auf besondere Marktausschläge reagiert werden kann, Schritt für Schritt zurückgefahren worden.

Personalkosten um zehn Prozent senken

Seit 2019 wurde das Potenzial von rund 100 Leihkräften im Unternehmen deutlich reduziert. Als Antwort auch auf den aktuellen Rückgang der Autobauer möchte WHW als Zulieferer nun bis Ende 2025 die Personalkosten um

zehn Prozent senken. Dies soll aber so weit wie möglich sozialverträglich gestaltet werden, so Ernst-Gregor Hillebrand. Gegenwärtig beschäftigt die Gruppe rund 600 Fachkräfte.

Kündigungen soll es auch in der Prinz-Mayweg-Gruppe nicht geben. Im Gegenteil hatte die Gruppe mit Stammsitz im Industriegebiet „Westerhaar“ jüngst noch weitere Kräfte eingestellt.

Ohnehin war die Belegschaft vor Ort seit Beginn des Jahrzehntes von 120 auf 160 Mitarbeiter angewachsen, nachdem eines der Produkte aus dem Tochterwerk in Altena nach Wickede verlegt worden war.  Die insgesamt 500 Mitarbeiter verteilen sich auf fünf Standorte in Westfalen, Tschechien und Portugal.

Täglich Teile für 20 000 Fahrzeuge

Die Prinz-Mayweg-Gruppe ist Spezialist für geschweißte und gezogene Präzisionsstahlrohre mit engsten Toleranzen, die in Autositzen, Cockpit- und Airbaghalterungen ebenso verbaut werden wie z.B. in den Hydraulikarmen für Kofferraumtüren. In nahezu jedem Kfz und sogar in Edelkarossen von Ferrari bis Maserati stecken Rohre der PM-Gruppe.

Erst kürzlich berichtete das Unternehmen anlässlich eines Besuches der Gemeinde im Rahmen ihrer Wirtschaftsförderung, dass täglich Teile für rund 20  000 Fahrzeuge die Hallen an der Otto-Hahn-Straße verlassen.

Aber selbst wenn Phasen wie Corona oder rasant gestiegene Energiekosten ebenso wie allgegenwärtige Rahmenbedingungen wie Kostendruck und Bürokratie gemeistert wurden und werden: Auch die Prinz-Mayweg-Gruppe hängt als Zulieferer an der Autoindustrie und verfolgt aufmerksam, wie sich die weitere Situation

entwickelt.

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