Autos betatscht man nicht, man greift sie an
Erst (oder schon) acht Jahre ist es her, dass Škoda ins SUV-Fach eingestiegen ist. War der kleinere Yeti eine Art Aufwärmprogramm, führte der knapp 4,7 Meter lange Kodiaq die Marke in ganz neue Reviere – vor allem in höhere Preisregionen, wie es auch der überwiegende Allradanteil von 60 Prozent an den Verkäufen andeutet.
Nun stehen wir vor der zweiten Generation – und staunen darüber, wie gar nicht mehr so groß das Auto wirkt. Das liegt aber keineswegs an den Außenmaßen, die erwartungsgemäß zugelegt haben (in der Länge immerhin um sechs Zentimeter, während der Radstand unverändert blieb), sondern mehr am generellen SUV-Boom der vergangenen Jahre, der das Auge auf Überformate auf den Straßen eingewöhnt hat.
Platz als Attraktion
Wir hatten unlängst den Superb zu Gast, dessen Hauptattraktion der verschwenderische Fußraum in der zweiten Reihe ist. Beim Kodiaq öffnet man zur allfälligen Verblüffung des Publikums die Heckklappe – und gibt einen Laderaum preis, wie man ihn fast in einem Lieferwagen vermuten wollte.
Freilich haben wir hier das volle Volumen ausgestellt, weil statt Reserverad nur ein platzsparendes Tyrefit-System untergebracht ist. Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass eine verreisende Familie absolut jeden zur Verfügung stehenden Kofferraum locker bis unters Dach befüllen kann, aber hier wird‘s schwierig. Den Längenzuwachs der zweiten Kodiaq-Generation hat Škoda jedenfalls auch für noch mehr Kofferraum genutzt, der Rest geht auf verbesserte Crashsicherheit und Aerodynamik an der Fahrzeugfront zurück.
Premiere: Der Wischblock
Das erfordert schlaues Packaging, also Ingenieursleistung der sozusagen alten Schule, auch wenn viel Aufmerksamkeit inzwischen um das Geschehen auf Bildschirmen kreisen mag.
Wir hatten schon Autos im Test, die jegliche Interaktion des Benützers mit Ausnahme von Pedalen und Lenkrad in den Touchscreen verlagert haben, bis hin zur Einstellung der Außenspiegel und zum Öffnen des Handschuhfachs.
Im Kodiaq finden wir etwas ganz anderes – nämlich schon auch das obligate große Display (bis 13 Zoll), dazu aber serienmäßig ein kleines Tool (wir nennen es Wischblock), in einer Ablage stets an der richtigen Stelle zur Hand, mit dem man den Touchscreen einfach und immer wieder reinigen kann. Die Fingertapper, letztlich ja Fettspuren, sind kaum ein appetitlicher Anblick bei entsprechendem Lichteinfall. Jetzt: Wisch und weg. Warum noch keiner dran gedacht hat!
Nackenschonend
So seien noch Škodas Klassiker des praktischen Denkens erwähnt: Der Regenschirm in der Vordertür und der Eiskratzer hinterm Tankdeckel sind natürlich auch wieder dabei, nun jeweils von recycelter Herkunft. Drei Drehrädchen, von denen das mittlere mit verschiedenen Funktionen belegt werden kann, manifestieren den analogen Charakter, wo sich die Konzernmarke VW in haptisch unbrauchbare „Slider“ verrannt hat.
Neuer PHEV im Programm
Damit zum Antrieb, laut Škoda „das Herz des neuen Kodiaq“. In der ersten Generation pumpte es in Österreich zu 82 Prozent Diesel. Der Anteil mag sich nun verringern, denn neben den zwei Benzinern als Alternative gibt es auch einen deutlich verbesserten Plug-in-Hybriden mit netto knapp 20 kWh Batteriekapazität.
Wen es interessiert, was so ein (kleiner) Hochvoltspeicher wiegt: Škoda nennt 172,5 Kilogramm. Für eine heute gängige BEV-Batterie mit 80 kWh: Gewicht mal vier, dann hat man eine ungefähre Vorstellung. Škoda erwartet jedenfalls bis 30 Prozent Anteil an der PHEV-Variante, die um die 100 km Reichweite aufweist und mit einem 50-kW-Lader auch fit fürs Schnellladen ist.
PHEV hat allerdings keine Allradoption, damit bleiben die Diesel im Rennen, gerade in Österreich liegt die 4×4-Nachfrage über dem Schnitt. Und der Zweiliter-TDI passt auch hervorragend, die durchzugsstarke Maschine ist der logische Kandidat für die Langstrecke. Wer gern und günstiger ohne Allrad Vorlieb nimmt, ist mit dem mild hybridisierten Einstiegsbenziner gut bedient.