Audi erwägt laut einem Medienbericht, in China erstmals eine Elektroauto-Plattform von einem Wettbewerber zuzukaufen. Hintergrund ist demnach die Verzögerung bei der neuen Konzernplattform SSP – auf die Audi nicht warten kann oder will. In Wolfsburg gibt es offenbar einen mächtigen Befürworter dieses Plans.
Der angestrebte Zukauf einer externen E-Plattform erfolge vor dem Hintergrund, dass Audi bis zum verspäteten Start des VW-Elektroflaggschiffs Trinity (und damit der neuen Konzernplattform SSP) „lieferfähig“ bleiben muss, wie es in dem Artikel ausgedrückt wird. Der Marktstart des Trinity soll voraussichtlich erst im Jahr 2029 erfolgen (teilweise ist in Berichten sogar von 2030 die Rede), früher ist also mit keinem Audi-Modell auf dieser Plattform zu rechnen. Dem ursprünglichen Zeitplan zufolge sollte der Trinity 2026 debütieren.
Audi bietet in China derzeit die MEB-Modelle Q4 e-tron und den Q5 e-tron an. Letztgenannter hat nichts mit dem (in Mexiko gebauten) Verbrenner-Modell gemeinsam, sondern ist der Audi-Ableger des VW ID.6 X, einem E-SUV für den chinesischen Markt. Beide Modelle laufen gemeinsam in Anting vom Band. Gemeinsam mit FAW baut Audi derzeit in China ein reines Elektroauto-Werk, wo ab Ende 2024 bis zu 150.000 Einheiten pro Jahr gebaut werden sollen – und zwar Modelle auf Basis der PPE. Also jener Plattform, auf der die kommenden Modelle A6 e-tron und Q6 e-tron basieren.
Mit welchen Herstellern Audi im Gespräch ist, wird in dem Bericht nicht erwähnt. Dabei kämen theoretisch einige Kandidaten in Frage. Geely hatte bereits zur Premiere seiner Elektro-Architektur SEA angekündigt, diese als Open-Source-Lösung auch anderen OEM zur Verfügung stellen zu wollen. Der Auftragsfertiger Foxconn hat mit seiner MIH gleich eine eigene Plattform für E-Autos entwickelt, die für andere Marken im Auftrag gefertigt werden sollen. Und auch BYD hat für sein Drittkunden-Geschäft eine eigene Marke namens FinDreams gegründet – allerdings für E-Antriebe und Batterien, nicht für die komplette Plattform.
automobilwoche.de