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VW plant Milliarden-Joint-Venture mit US-Konkurrent und hofft auf Elektro-Turbo

Volkswagen plant eine fünf Milliarden Euro schwere Partnerschaft mit dem US-Elektroautobauer Rivian. Vor allem Probleme in der VW-Software-Schmiede Cariad warfen die Wolfsburger immer wieder zurück. Durch den Deal soll sich das ändern.

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Das Elektro-SUV R1S von Rivian picture alliance/abaca/TNS/ABACA

Volkswagen will in den kommenden Jahren bis zu fünf Milliarden Dollar in den US-Elektroautobauer Rivian stecken. Zunächst erwirbt VW Wandelanleihen für eine Milliarde Dollar, in einem zweiten Schritt wollen die Wolfsburger ein Gemeinschaftsunternehmen mit Rivian gründen und weiteres Geld in Höhe von vier Milliarden Dollar in das Geschäft investieren.

Mit der Partnerschaft wird unter anderem die Software-Entwicklung beschleunigt, wie VW nach US-Börsenschluss am Dienstag mitteilte. VWs Software-Tochter Cariad hatte zuletzt eher mit Verspätungen auf sich aufmerksam gemachte und damit die Wolfsburger Pläne zur Elektrifizierung ausgebremst.

Nach Gründung des Gemeinschaftsunternehmens soll Volkswagen unmittelbaren Zugriff auf aktuelle Elektroauto-Technologie von Rivian zur Nutzung in VW-Elektrofahrzeugen erhalten. Das geplante Joint Venture soll zu gleichen Teilen geführt werden. Die Umsetzbarkeit des Gemeinschaftsunternehmens hänge aber noch von bestimmten Bedingungen ab, hieß es.

Grundlage für die Software künftiger Elektroauto-Modelle soll demnach die Technologie von Rivian sein, hieß es weiter. „Diese wird in den Fahrzeugen beider Unternehmen zum Einsatz kommen“, die noch vor dem Jahr 2030 auf den Markt kommen sollen, erklärte VW.

„Durch unsere Zusammenarbeit werden wir die besten Lösungen schneller und zu geringeren Kosten in unsere Fahrzeuge bringen“, sagte Volkswagen-Chef Oliver Blume. Die Software solle künftig auch für Fahrzeuge der neuen E-Automarke Scout von VW werden. Es bedeute aber nicht das Ende von Cariad, betonte Blume.

Derweil senkte Volkswagen seine Jahresprognose für den Zahlungsmittelzufluss (Netto-Cashflow) im Fahrzeugbau auf 2,5 bis 4,5 Milliarden Euro, weil bis zu 2 Milliarden Euro an Mitteln schon dieses Jahr infolge der Vereinbarung abfließen könnten.

Die Rivian-Aktie zog im nachbörslichen US-Handel um etwa 50 Prozent an. Volkswagen bekam zuletzt mehr und mehr Schwierigkeiten beim offensiven Kurs in Richtung Elektromobilität. In Europa ist die Nachfrage schwach, in China ist der Wettbewerb mit günstigen heimischen Herstellern hart. In den USA will der Konzern mit Elektroautos deutlich Marktanteile gewinnen und hatte dafür bereits hohe Investitionen angekündigt.

Mit dem Vorhaben reagieren die Wolfsburger auf die anhaltenden Schwierigkeiten bei der Software-Tochter Cariad. Der ehemalige VW-Chef Herbert Diess hatte große Softwarepläne mit Cariad, doch das Projekt kam nie richtig in Fahrt. Weil die Software für die Luxusplattform PPE nicht rechtzeitig fertig geworden war, mussten die Töchter Audi und Porsche die Einführung neuer Modelle um mehrere Jahre verschieben.

Als ein Problem wird die komplizierte Software-Architektur der Wolfsburger genannt. Für die Software für die neuen Elektroautos auf der SSP-Plattform soll nun das Gemeinschaftsunternehmen mit Rivian für Abhilfe sorgen.

Für den US-Elektroautobauer gleichen die VW-Milliarden einer dringend benötigten Geldspritze: Wie andere Start-ups leidet das Unternehmen an der derzeitigen Schwäche auf dem Elektroautomarkt, Rivian verliert mit jedem verkauften Auto rund 37.350 Euro.

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