Der von der britischen Regierung und europäischen Autoherstellern geforderte Aufschub bei der Umsetzung der sogenannten Ursprungsregeln für Elektroautos wird von der EU-Kommission abgelehnt. Auf viele E-Auto-Modelle dürften somit ab 2024 Zölle in Höhe von zehn Prozent anfallen.
Das berichtet die „Financial Times“ unter Berufung auf Richard Szostak, einen hochrangigen Beamten der Kommission. Die EU argumentiert, dass die Ursprungsregeln einen Anreiz für die Batterieproduktion in der EU bieten werden. Der Anteil der EU an den weltweiten Investitionen in die Batterieproduktion sei von 41 Prozent im Jahr 2021 auf nur noch zwei Prozent im Jahr 2022 gesunken, nachdem die USA im Rahmen ihres Inflation Reduction Act umfangreiche Subventionen eingeführt hatten, heißt es in dem Bericht.
Szostak wird von der „Financial Times“ wie folgt zitiert: „Zusätzlich zum Pull-Faktor [durch die IRA in den USA] würden wir einen Push-Faktor hinzufügen, der den Kauf von Batterien in China oder den USA fördert [indem wir keine kanalübergreifenden Zölle einführen]. Das ist die andere Seite der Diskussion. Die EU muss bei der Beurteilung ihrer Interessen beide Seiten dieser Frage betrachten.“
Das langsame Tempo bei der Eröffnung von Batteriefabriken in Europa sowie die chinesische Dominanz in wichtigen Teilen des Sektors führen dazu, dass die meisten in Europa hergestellten E-Autos die neuen Ursprungsregeln nicht erfüllen werden. Am akutesten ist das Problem laut dem genannten Medienbericht für Autohersteller aus Kontinentaleuropa, die viele Autos im Vereinigten Königreich verkaufen, darunter VW, Mercedes und Ford.
Das Vereinigte Königreich ist durchaus ein relevanter Markt. Aus Statistiken der dortigen Regierung geht hervor, dass Großbritannien 2022 auf die zweithöchsten Verkäufe von Batterie-betriebenen Elektroautos in Europa kam. Im Bestand sind über eine Million Fahrzeuge mit Stecker, darunter etwa 60 Prozent BEV. Die Zahl der öffentlichen Ladegeräte („devices“) soll sich parallel binnen vier Jahren verdreifacht haben: von 10.300 Geräten im Januar 2019 auf über 38.700 im März 2023.
Die meisten japanischen und südkoreanischen Elektroautos können gemäß den Bedingungen ihrer Post-Brexit-Handelsabkommen zollfrei nach Großbritannien importiert werden. Dies würde bedeuten, dass EU-Automobilhersteller durch die Zölle ihre Marktanteile vor Ort einbüßen würden. Für in China hergestellte E-Autos gelten die Zölle bereits. Chinesische OEMs können angesichts ihrer niedrigeren Preise aber dennoch mit in der EU gebauten Stromern konkurrieren.
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