Letzte Lieferungen von Honda: Wegen des Brexits haben sich die Japaner inzwischen von der Insel zurückgezogen.
Ein halbes Jahr vor Einführung von zehnprozentigen Zöllen für den Verkauf von Elektroautos aus der EU in Großbritannien oder von britischen E-Autos in der EU steigt die Nervosität in der Autoindustrie. Mit dem Brexit war vereinbart worden, dass von 2024 an nur diejenigen E-Autos zollfrei über den Ärmelkanal verkauft werden können, die zu 45 Prozent lokal gefertigte Bauteile enthalten. Weil die Batterien noch immer größtenteils aus Asien kommen, wird dieser lokale Produktionsanteil für batterieelektrische Autos nicht erreicht, weshalb die britische und die europäische Autobranche fordern, den Einführungstermin für diesen Zoll zu verschieben.
The new MINI electric car is unveiled at the BMW group plant in Cowley, near Oxford on July 9, 2019. – This is the first electric car to be produced by Mini and will go into full production at the end of 2019. (Photo by Tolga Akmen / AFP)
A view of the dashboard of the new MINI electric car, unveiled at the BMW group plant in Cowley, near Oxford on July 9, 2019. – This is the first electric car to be produced by Mini and will go into full production at the end of 2019. (Photo by Tolga Akmen / various sources / AFP)
E-Auto-Absatz könnte um 500.000 Fahrzeuge im Jahr sinken
Der Opel-Mutterkonzern Stellantis hat schon gewarnt, dass er die Produktion von Elektrofahrzeugen in Großbritannien einstellen werde, sollten die Ursprungsregeln nicht geändert werden. Stellantis, mit den Marken Opel/Vauxhall, Peugeot, Citroen und Fiat, betreibt in England zwei Fabriken und beschäftigt 5000 Mitarbeiter. Im Werk Ellesmere Port, wo Elektroautos gefertigt werden, könnten 2000 Stellen gefährdet sein. Auch der US-Konzern Ford , der gerade fast eine halbe Milliarde in den Umbau eines Elektroauto-Werks nahe Liverpool investiert, und Jaguar Land Rover haben die kommenden Zollregeln als unrealistisch und kontraproduktiv bezeichnet. Falls Großbritannien als Standort der Autoproduktion unattraktiv wird, haben die Briten auch Schwierigkeiten, im Standortwettbewerb um Batteriefabriken zu punkten.
Indes ist in Deutschland aus der Autobranche zu hören, dass die Berliner Politik Interesse an diesem Zollthema zeige. Das Thema sei schwierig, wird berichtet, doch gebe es inzwischen einige Risse in der festen Abwehrmauer der EU-Kommission. Die Haltung der Kommission sei dabei nicht homogen, vom Thema betroffen seien dabei verschiedene Kommissare. Die Autobranche sieht sich nicht als Hauptverantwortliche dafür, dass die Batteriefabriken nicht so schnell wie früher erhofft in Europa entstanden seien, wegen der Corona-Pandemie, der hohen Energiekosten als Folge des Ukrainekrieges oder amerikanischer Subventionen. „Man fragt sich schon, ob die EU-Kommission die Konsequenzen und die Tragweite der Ursprungsregeln für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilindustrie noch immer verkennt oder ob sie diese billigend in Kauf nimmt“, lautet einer der Kommentare aus der Branche. „Man wollte offenbar auf die Briten zielen, hat sich aber dabei ins eigene Knie geschossen. Das muss jetzt dringend korrigiert und nachverhandelt werden, sonst gibt es auf allen Seiten nur Verlierer.“