- Janborissow erhielt besonderen Regierungsorden
- Russland will„soft power“ ausbauen
- Errichtung von Logistikterminals
- Dubiose Telefonkontakte
- Verblüffend ähnlicher Vorschlag eines Spionageprojekts
Bulat Janborissow, Organisator der Silk Way Rallyse (links) und Sergej Schoigu, russischen Verteidigungsminister(rechts). Imago / PanoramiC/ ITAR-TASS
Die Motorsport-Rallye „Silk Way Rallye“ könnte Medienberichten zufolge als Deckmantel für russische Geheimdienstoperationen entlang der Seidenstraße dienen. Der Organisator der Rallye könnte demnach ein hochrangiger Kreml-Agent sein.
Nun haben Recherchen von „Spiegel“, „The Insider“ und „Le Monde“ ergeben, dass das Rennen mit dem russischen Geheimdienst GRU in Verbindung steht. Den Recherchen zufolge könnte die Silk Way Rallye als Deckmantel für russische Geheimdienstoperationen entlang der Route dienen. Eine Schlüsselrolle kommt dabei dem Leiter der Silk Way Rallye zu: Der in Paris lebende Russe Bulat Janborissow könnte in Wirklichkeit ein hochrangiger Kreml-Agent sein.
Janborissow erhielt besonderen Regierungsorden
Der russische Geheimdienst hat kürzlich den in Berlin lebenden russischen Unternehmer Bulat Janborissow mit dem Alexander-Newski-Orden und dem Tapferkeitsorden ausgezeichnet. Der stellvertretende Leiter des russischen Militärgeheimdienstes GRU, Wladimir Alexejew, überreichte Janborissow die Auszeichnungen im Rahmen einer feierlichen Zeremonie persönlich. Vor zwei Jahren hat Präsident Putin Ihnen eine wichtige Aufgabe übertragen, und Sie haben alles getan, um sie zu erfüllen”, sagte der General.
Janborissow habe die Auszeichnung für seinen langjährigen Beitrag zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit Russlands und für den Erfolg mehrerer Spezialoperationen erhalten, berichtet „Le Monde“. „Das ist keine gewöhnliche Auszeichnung, denn normalerweise wird der Orden an besonders tapfere russische Militärs verliehen – aber Janborissow hat offiziell nichts mit Militär oder Geheimdienst zu tun. Er ist lediglich Organisationschef der Silk Way Rallye, einer der wichtigsten Rallyes im internationalen Motorsportzirkus.
Russland will„soft power“ ausbauen
In einem Dokument der Rennveranstalter vom 9. Dezember 2021 mit dem Titel “Seidenstraßen-Kommunikationsplattform” heißt es laut Spiegel, Silkway versuche, Russlands „soft power“ durch internationale wirtschaftliche Kooperationen zu stärken. So wurde beispielsweise eine Kooperation zwischen Gazprom und dem chinesischen Ölkonzern CNPC vereinbart, die zu einer Verdoppelung der russischen Gaslieferungen nach China führte.
Darüber hinaus habe die Silkway einen Putsch in der Mongolei verhindert und während der Coronapandemie 2020 chinesische Coronatests an das russische Militär geliefert, so der Spiegel. In einem anderen Dokument wird betont, dass das Seidenstraßenprojekt dazu diene, Russlands „soft power“ zu nutzen, um Staaten wie Russland, China, Iran, Katar, Afghanistan und Syrien zu einer engeren Zusammenarbeit zu bewegen.
In diesem Zusammenhang steht auch eine Mammutausgabe der ursprünglichen Rallye, die in dem Papier vorgeschlagen wurde. Die Route sollte von Katars Hauptstadt Doha über Zentralasien bis ins syrische Damaskus führen, wo der russlandtreue Despot Baschar al-Assad regiert. Ziel des Rennens: die Zusammenarbeit der beteiligten Staaten zu stärken.
Errichtung von Logistikterminals
Es gibt auch Hinweise darauf, dass Janborissow selbst seine Ideen in die russische Regierung einbringt. In einem internen Dokument vom November 2021 soll sich Janborrissow an den russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu gewandt haben, um über die Seidenstraßen-Plattform geopolitische, militärische, wirtschaftliche und andere Ziele Russlands zu erreichen. Der Rallye-Chef habe dabei gezielt Länder und ihrer Energieabhängigkeit Russlands aufgezählt.
Dubiose Telefonkontakte
Und auch Janborissows Telefondaten, die „The Insider“ vorliegen, deuten auf dubiose Kontakte hin: Im Jahr 2022 soll er mehr als 60-mal mit dem Geheimdienst-Vize Alexejew kommuniziert haben. Zudem soll Janborissow laut „The Insider“ vorliegenden Kontaktinformationen mehrfach mit Rustam Dsch. – einem mutmaßlichen ehemaligen Mitglied der GRU-Eliteeinheit 29155, gesprochen haben. Diese soll unter anderem für den Giftanschlag auf den russischen Ex-Agenten Sergej Skripal und dessen Tochter im Jahr 2018 verantwortlich sein.
Verblüffend ähnlicher Vorschlag eines Spionageprojekts
Besonders brisant ist die Tatsache, dass eine E-Mail eines pensionierten Offiziers des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB seinen Partnern ein Spionageprojekt vorschlägt, das den Janborissow-Dokumenten verblüffend ähnlich ist. Dem Spiegel zufolge soll in dem Dokument vorgeschlagen werden, entlang der historischen Seidenstraße eine Aufklärungsoperation zu starten, die durch die russische Gesellschaft getarnt werden könnte. Durch den Aufbau von Logistikzentren entlang der Route könnten geheime Informationen gesammelt und weitergegeben werden.
Dass es sich bei Janborissow und seiner Seidenstraßen-Rallye tatsächlich um eine russische Geheimdienstoperation handelt, ist durch die Dokumente noch nicht vollständig bewiesen – die Indizien sprechen aber stark für einen Zusammenhang.