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Stromlinienförmig

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Gewöhnungsbedürftig sieht er aus, der Hyundai Ioniq 6, vor allem von hinten. Mit dem weit nach unten gezogenen Heck, den beiden Heckspoilern und den vielen Rundungen, die das Design des Fahrzeugs prägen, hat Hyundais neuer Stromer optisch so gar nichts zu tun mit dem Ioniq 5, mit dem die Korenaer die neue Elektro-Untermarke begründeten. Man habe sich für die Gestaltung des Autos an den Streamlinern der 1930er-Jahre orientiert, heisst es von Hyundai. Dabei ist die windschlüpfrige Form längst nicht nur eine Hommage von Designer Sang-Yup Lee an die klassischen Limousinen, sie hat einen ganz praktischen Wert: Mit den Elektroautos ist die Aerodynamik wieder stärker in den Fokus gerückt bei der Gestaltung, da sie sich direkt auf die Reichweite auswirkt. Beim Ioniq 6 sorgen die fast tropfenförmige Linie, die aktiven Klappen im Stossfänger und die optionalen Kameraspiegel für einen rekordverdächtigen cW-Wert von 0.21 – nur Mercedes ist aktuell noch besser mit dem EQS.

Damit knackt der Hyundai Ioniq 6 bei der Reichweite sogar die 600-Kilometer-Marke, was bis vor Kurzem ausser Tesla und einigen Edelstromern nur wenige Modelle schafften. Dank der aerodynamischen Form liegt der WLTP-Verbrauch bei 14.3 kWh/100 km, dazu braucht es allerdings noch die bereits erwähnten Kameraussenspiegel und die kleineren 18-Zoll-Felgen. Mit den optionalen 20-Zöllern reicht es noch für 545 Kilometer – bei einer Einbusse von mehr als zehn Prozent dürfte man sich als Käufer wohl zweimal überlegen, ob man wirklich Design gegen Nutzen tauschen will.

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Viel Platz – wenig Platz

Das zweite Geheimnis für die gute Reichweite ist die E-GMP-Plattform mit den effizienten Antrieben und der 77-kWh-Batterie, die bereits im Ioniq 5 und im Kia EV6 erfolgreich zum Einsatz kommt. Diese ermöglicht dank der 800-Volt-Batteriearchitektur auch kurze Ladezeiten. Mit bis zu 220 kW Ladeleistung ist die Batterie in 18 Minuten von zehn auf 80 Prozent geladen, was im Umkehrschluss bedeutet: In einer Viertelstunde an der Ladestation sind wieder 350 Kilometer Reichweite nachgeladen. Die Batterie befindet sich wie gehabt in einer Skateboard-Architektur zwischen den Achsen. Was für SUV und Fahrzeuge mit erhöhter Bodenfreiheit problemlos funktioniert, ist bei Limousinen ein zweischneidiges Schwert. Einerseits streckt sie den Radstand elegant und platzoptimierend in die Länge, im Ioniq 6 sind es 2.95 Meter zwischen den Achsen. Das sorgt für sehr viel Raum in beiden Reihen. Die Beinfreiheit ist im Fond mehr als ausreichend auch für erwachsene Personen und für den Nachwuchs sowieso.

Andererseits sorgt die hohe Batterie im Unterboden für eine unnatürliche Sitzposition auf der Rückbank mit eher stark angewinkelten Beinen – ein Problem, das bisher nur Porsche wirklich gelöst hat mit den muldenförmigen Aussparungen in der Batterie für den Fussraum. Die aerodynamische Dachlinie schränkt auch die Kopffreiheit auf den Rücksitzen etwas ein. Der Kofferraum fällt mit 400 Litern für eine immerhin 4.85 Meter lange Limousine etwas knapp aus.

Für die lange Fahrt

Auf der Strasse überzeugt der Ioniq 6 mit souveränen Fahrleistungen, wie eine erste Probefahrt mit dem neuen Modell beweist. Wie zu erwarten von einer solchen Limousine, fühlt sich der Ioniq 6 auf der Autobahn zu Hause, wo der lange Radstand für Laufruhe sorgt. Auch hat ihn Hyundai mit der neusten Generation an Assistenzsystemen ausgestattet, sodass das Auto auch automatisierte Spurwechsel vollziehen kann. Auch mit kurvigen Landstrassen kommt der Ioniq zurecht, dank des – für einen Stromer – eher tiefen Leergewichts von knapp zwei Tonnen lässt er sich sogar einigermassen flüssig bewegen. Allerdings schränkt der lange Radstand die Agiltität deutlich ein, und bei beherztem Beschleunigen in den Bögen greift das ESP unvermittelt ein und würgt das Drehmoment ab, um Traktionsprobleme an der Hinterachse zu vermeiden und das Auto auf Kurs zu halten.

Zum Marktstart hält Hyundai in der Schweiz die beiden leistungsstärkeren Varianten mit 168 kW (228 PS) und Heckantrieb oder 239 kW (325 PS) und Allradantrieb bereit. Später soll dann auch noch eine deutlich schwächere Variante mit 111 kW (151 PS) und kleinerer Batterie folgen. Die Preise für die fast komplett ausgestattete Launch-Edi­tion beginnen bei 67 900 Franken, dazu kommen einzig noch die optionalen Felgen und die digitalen Aussenspiegel. 

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