8500 Kilometer legten die Dakar-Teilnehmer vom 1. bis 16. Januar in Saudi-Arabien zurück. Dabei gings durch reifenmordende Steinwüsten und über turmhohe Sanddünen.
16 Tage und 8500 Kilometer im Renntempo durch reifenmordende Steinwüsten und über turmhohe Sanddünen – das war die Dakar-Rallye 2023 in Saudi-Arabien. Dabei waren die Teilnehmer häufig auf sich alleine gestellt. Denn anders als die Jahre zuvor gabs heuer mehr Etappen ohne Servicemöglichkeiten. Das heisst: Irgendwelche Schäden mussten die Fahrer und Beifahrer über Nacht selbst beheben.
Natürlich schreibt ein solches Abenteuer Heldenstorys. Zum Beispiel über Nasser Al-Attiyah (52) und seinen Navigator Mathieu Baumel (46). Die beiden gewannen nach 2022 mit ihrem Werks-Toyota GR Hilux auch heuer die Marathon-Rallye. Die völlig verregnete dritte Etappe spülte sie früh an die Spitze des Klassements – und dort blieben sie bis zum letzten Tag. Der Fahrer aus Katar und sein französischer Co-Pilot profitierten vom Pech der Konkurrenz. Sie verstanden es aber auch, ihren grossen Vorsprung geschickt zu verwalten. Für Al-Attiyah ist dies bereits der fünfte Dakar-Sieg.
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Tragischer Held Sainz
Heldenhaft kämpfte auch der zweifache Rallye-Weltmeister und dreifache Dakar-Sieger Carlos Sainz (60) im elektrischen Werks-Audi. Nachdem Teamkollege Stéphane Peterhansel (57) schon früh durch Unfall ausgeschieden und die beiden anderen Audi RS Q E-Tron ebenfalls früh durch Defekte und Unfälle aussichtslos zurückgefallen waren, änderte das Team seine Taktik. Statt auf Gesamtsieg fuhr man jetzt auf möglichst viele Etappensiege. Der Vater des Ferrari-F1-Piloten Carlos Sainz gab Gas, gewann die achte Etappe, überschlug sich aber auf der Folgeetappe an einem Dünenkamm. Mit Schmerzen wurde Sainz vom Rettungshubschrauber geborgen. Doch so schnell wollte sich «El Matador» nicht geschlagen geben. Nach 20 Minuten Flugzeit wies er den Piloten an, zu wenden und zur Unfallstelle zurückzukehren, wo Beifahrer Lucas Cruz (52) auf ihn wartete. Doch das stundenlange Engagement der beiden, den Audi wieder flott zu kriegen, half nichts – der Wagen blieb irreparabel. Nach dem Ausfall des zweiten Werksautos gings für die letzte noch im Rennen verbliebene Audi-Paarung Mattias Ekström/Emil Bergkvist nur noch darum, sicher ins Ziel zu kommen.
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Reifenschäden am Laufmeter
Zwei Ausfälle und nur eine Zielankunft auf Platz 14 – natürlich hatte man sich bei Audi mehr ausgerechnet. Und so gehts jetzt darum, für 2024 die Lehren aus diesem ernüchternden Auftritt zu ziehen. Warum zum Beispiel gabs derart viele Reifenschäden? Alle Teilnehmer waren mit Einheitspneus unterwegs. Doch nur bei Audi gingen diese reihenweise kaputt. Ekström hatte auf einer Etappe gleich drei Plattfüsse zu beklagen, dabei dürfen die Fahrzeuge nur zwei Ersatzräder mitführen. Eine mögliche Ursache könnte sein, dass die Dakar-Autos noch 200 bis 300 Kilogramm leichter sein durften, als der Reifentyp entwickelt wurde. Dem Audi-Team dürfte die Entwicklungs- und Testarbeit über den Sommer nicht ausgehen, will es im kommenden Jahr eine Chance haben.