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Automarkt 2022 massiv eingebremst: Neuwagen-Minus von 10 %

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Automarkt 2022 massiv eingebremst: Neuwagen-Minus von 10 %

Die Auto-Neuzulassungen sind im Vorjahr um 10,3 Prozent auf 215.050 Pkw zurückgegangen. Damit war die Zahl der Pkw-Neuzulassungen 2022 so niedrig wie zuletzt vor 43 Jahren. “Die Pkw-Branche ist nicht gesundet”, hieß es dazu von der Statistik Austria. Bei den Neu-Autos hat sich der Trend zu PS-starken Untersätzen fortgesetzt, der Großteil der Neuwagenkäufer sind nach wie vor Firmen.

Der Boom bei den Stadtgeländewagen hielt auch 2022 an. Während der Gesamtmarkt um zehn Prozent nachgab, betrug das Minus bei den SUV nur 0,8 Prozent. Mit minus 1,6 Prozent fiel auch der Rückgang in der oberen Mittelklasse sehr moderat aus. Minivans hingegen büßten 24,7 Prozent ein.

In der Pkw-Klasse bis 54 PS gab es im Jahresvergleich ein Minus von 55 Prozent, bei den Modellen bis 82 PS waren es 28,9 und bis 105 PS 11,8 Prozent. Ein Plus von einem Prozent gab es hingegen bei den Pkw mit über 171 PS.

Von allen Pkw-Neuzulassungen im Jahr 2022 entfielen 66 Prozent auf juristische Personen, Firmen und Gebietskörperschaften und 34 Prozent auf private Halter. VW blieb mit einem Anteil von 14,9 Prozent an den Auto-Neuwägen Marktführer vor Konzerntochter Skoda (8,7 Prozent) und BMW (7,6 Prozent).

Nach Pkw-Marken betrachtet fällt bei den Großen das starke Minus von Opel (37,2 Prozent) auf. Einen deutlichen Zuwachs fuhr die Renault-Marke Dacia ein (15,4 Prozent), wobei der Diskont-Anbieter den E-Auto-Pionier Tesla mit plus 15,1 Prozent hinter sich ließ. Das beliebteste Auto war der Skoda Oktavia, obwohl er kräftig Federn lassen musste. Auf Platz zwei landete der Toyota Yaris und den dritten Platz belegte das Tesla Model Y.

Verglichen mit dem Vorkrisenjahr 2019 waren die Neuwagenverkäufe um mehr als ein Drittel rückläufig. Insgesamt wurden im Vorjahr 305.332 Kfz neu zugelassen, um 17,8 Prozent weniger als 2021 und um 30 Prozent weniger als 2019. Im Vergleich zu 2019 gab es bei Diesel ein Minus von 61,9 Prozent, bei Benzinern von 55,5 Prozent. Bei den reinen Elektroautos gab es hingegen ein Plus von 269,7 Prozent. 2022 wurden 34.165 E-Autos neu zugelassen.

Auf dem Nutzfahrzeugmarkt wurden 2022 mehr Sattelzugfahrzeuge (3.232 Stück, plus 10,5 Prozent gegenüber 2021) neu zugelassen. Deutliche Rückgänge gab es bei den Traktorzulassungen (minus 14,4 Prozent) und auch bei Zweirädern (minus 2,4 Prozent).

Mit Jahresende 2022 gab es in Österreich 5,15 Millionen Autos, knapp 500.000 Kleintransporter und nahezu gleich viele Traktoren. Die Zahl der Motorräder lag mit 593.000 etwas höher. Und vom Neusiedler- bis zum Bodensee sind 36.000 Wohnmobile angemeldet.

Was noch in der Jahresstatistik 2022 auffällt: Die Zahl der Kurzzulassungen ging drastisch zurück. Bei den 1-Tages-Zulassungen betrug das Minus 31 Prozent. Bei den Gebrauchtautos gab es im Jahresvergleich zu 2021 ein Minus von 13,8 Prozent.

“Die Pkw-Branche ist nicht gesundet”, erklärte am Donnerstag Peter Laimer, Kfz-Experte der Statistik Austria, bei der Präsentation der Kfz-Jahres-Zulassungen. Die Negativentwicklung habe sich fortgesetzt, die einzige “Kraftstoffart”, die zugelegt habe, sei der E-Antrieb. Wobei das Minus bei den Gesamt-Pkw-Zulassungen in Österreich unter dem EU-Durchschnitt liege, die Zahl der E-Auto-Zulassungen in etwa im Mittelfeld.

Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure, eröffnete sein Pressestatement damit, dass das Jahr 2022 “ganz anders gekommen ist, als wir uns das vorgestellt haben” – im negativen Sinn. Als Gründe für das schwache Autojahr nannte er die fehlenden Halbleiter, die Probleme in den Lieferketten, die Teuerungen bei Strom und Treibstoffen und die hohen Steuern, verschärft durch die CO2-Abgabe.

Kritik übte er auch an der Ladeinfrastruktur und den Ladekosten für E-Autos. Wer sein Auto nicht in der Firma oder zuhause aufladen könne, dem sei von einem reinen Elektrofahrzeug abzuraten.

Sein Ausblick für heuer: Bei den Lieferengpässen wird es eine spürbare Entspannung geben und es gebe gute Vorzeichen, dass die “Talsohle 2022 durchschritten wurde”. Aber wegen der hohen Inflation rechnet Kerle nur mit einem bescheidenen Plus bei den Zulassungszahlen.

Gefragt nach seiner Sicht der Proteste der Aktivisten und Aktivistinnen der “Letzten Generation” meinte Kerle, dass diese “nicht unbedingt förderlich sind”. Ob sich die Autoindustrie in der Krise befinde? “Wenn ich die Hersteller ansehe, nicht”, so Kerle. Er verwies darauf, dass die Neuwagenpreise im Vorjahr annähernd stabil geblieben seien, allerdings habe es weniger Rabatte gegeben – das ändere sich nun aber, der Verkäufermarkt drehe sich wieder zu einem Käufermarkt.

Erwartungsgemäß wenig hält Kerle von den Forderungen nach Tempo 100 auf Autobahnen. Zahlen, wonach dies bis zu 30 Prozent an CO2-Ausstoß verhindern würde, seien grundlegend falsch, da sie von realitätsfremden Annahmen ausgingen. Vielmehr würde das Minus bei drei Prozent liegen. Und außerdem gelte etwa in der Steiermark und Tirol ohnehin schon fast flächendeckend Tempo 100.

Klaus Edelsbrunner, Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels, sprach angesichts der rückläufigen Zulassungszahlen ebenfalls von einem “enttäuschenden Ergebnis 2022”. “Es fehlen 100.000 Fahrzeuge”, rechnete er vor. Und das spüre man in weiterer Folge auch in den Werkstätten, deren Zahl ohnehin rückläufig sei. Leider werde eine negative Stimmungsmache gegen das Auto betrieben, dabei sei klar: “Der Österreicher braucht das Auto.”

Auf ein wechselvolles Jahr blickt Franz Weinberger, Sprecher der Nutzfahrzeugimporteure, zurück. Durch eine Änderung bei der Normverbrauchsabgabe (NoVA) gab es in der ersten Jahreshälfte bei den Klein-Lkw bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht ein Zulassungsplus von 60 Prozent, gefolgt von einem ebenso starken Minus. Nach wie vor sei die Nachfrage verhalten. Bei den “dicken Brummern”, so Weinberger, seien die Auftragsbücher der Hersteller hingegen für das ganze Jahr gefüllt. Das Zulassungsminus in den Klassen über 3,5 Tonnen von rund fünf Prozent sei im Vorjahr der mangelnden Lieferbarkeit geschuldet gewesen, an Nachfrage habe es nicht gemangelt.

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