Das Auto Xpeng P7+ wird während einer Pressekonferenz am Medientag des Pariser Autosalons 2024 in Paris, Frankreich, am 14. Oktober 2024 vorgestellt. REUTERS/Benoit Tessier
Nach einem corona-bedingt schwachen Auftritt vor zwei Jahren nutzen auch fast alle deutschen Autobauer wieder die wichtigste Messe des Kontinents, die sich in zweijährigem Turnus mit der IAA Mobility in Deutschland abwechselt, als Bühne für ihre Neuheiten. Auf der anderen Seite treten neun chinesische Marken, darunter der E-Auto-Weltmarktführer BYD, ebenfalls an und setzen die traditionellen Hersteller unter Druck.
So erklärte der scheidende Chef des Opel-Mutterkonzerns Stellantis, Carlos Tavares, am Montagmorgen im Radiosender RTL, es seien große Anstrengungen nötig, um mit der Konkurrenz aus China mitzuhalten. Die Kundschaft entscheide, welche Marken überlebten. “Es sind die Kunden, nicht ich, aber da gibt es kein Tabu.” Chinesische Rivalen hätten Stellantis sogar angeboten, manche der 14 Marken des viertgrößten Autobauers weltweit zu kaufen, ergänzte er später. Werksschließungen und Stellenabbau, worüber bei Volkswagen gerungen wird, schloss er für sein Unternehmen nicht aus. Der Stellantis-Chef hat nicht mehr lange Zeit, die Geschicke zu bestimmen. Vergangene Woche kündigte der Konzern an, dass Tavares (66) nach Ablauf seines Vertrages 2026 ausscheidet und wechselte mehrere Manager aus – kurz nach einer Gewinnwarnung.
ALARMGLOCKEN
Die Anbieter aus China drängen mit Macht auf den europäischen Automarkt, da am Heimatmarkt der Konkurrenzkampf mit mehr als 100 heimischen E-Autoherstellern groß ist. Das geht mit Überkapazitäten und einem Preiskampf einher, unter dem auch die deutschen Autobauer an ihrem wichtigsten Absatzmarkt leiden. Absatzrückgang in China zwang neben der schwachen Autokonjunktur in Europa in den letzten Wochen Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW, ihre Gewinnprognosen zu senken. Zudem schotten die USA ihren Markt gegen chinesische Rivalen ab durch einen Importzoll von 100 Prozent. Das macht Europa als Absatzziel der Chinesen umso wichtiger, auch wenn die Europäische Union mit Zöllen von insgesamt bis zu 45 Prozent E-Autoimporte aus China erschweren will. Die EU rechtfertigt das mit unfairen Subventionen in China. Die Regierung in Peking bestreitet das. Die Verhandlungen darüber laufen noch.
Die Zölle und hohen Preise von E-Autos schreckten die Verbraucher ab, sagte BYD-Vizepräsidentin Stella Li. “Wer zahlt die Rechnung? Die Verbraucher. Das macht den Leuten große Sorgen.” BYD kommt mit einem Zollaufschlag von 17 Prozent auf die bisher gültigen zehn Prozent vergleichsweise günstig davon. Der Aufschlag sei unfair, bekräftigte Li.
“Bei den Europäern läuten die Alarmglocken”, sagt Berater Dunne. “Sie haben erkannt, dass sie etwas ziemlich Radikales tun müssen und dafür nur ein paar Jahre Zeit haben.” Das Augenmerk richtet sich dabei auf niedrigere Kosten, schnellere Entwicklung und neue digitale Funktionen im Cockpit. Die Platzhirsche Renault und Stellantis mit seinen französischen Marken Peugeot und Citroen dominierten den Pressetag am Montag. Auch Audi und BMW rollen neue E-Modelle ins Rampenlicht. Volkswagen wartet mit dem Tayron auf, einem neuen mittelgroßen SUV – allerdings nicht als reines Elektroauto.
(Bericht von Nick Carey, Gilles Guillaume, Victoria Waldersee, Dominique Patton, geschrieben von Ilona Wissenbach und Birgit Mittwollen. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter [email protected] (für Politik und Konjunktur) oder [email protected] (für Unternehmen und Märkte).)