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„Der Wagen ist mein Markenzeichen“

„Der Wagen ist mein Markenzeichen“

„der wagen ist mein markenzeichen“

Bernhard Tholl und sein Land Rover Defender

Bernhard Tholl und sein Land Rover Defender sind ein unzertrennliches Paar

Wachendorf – Castor und Pollux, Licht und Schatten, Salz und Pfeffer, Blohm und Voss: Es gibt vieles, das im Allgemeinen als unzertrennbar wahrgenommen wird. Mit gewisser Berechtigung könnte man das auch für Bernhard Tholl und seinen Land Rover sagen. Über 20 Jahre sind die beiden jetzt schon ein Paar. Satte 420 000 Kilometer hat der kleine Defender auf dem Tacho stehen. „Und 100 000 hält der noch“, schwört Tholl auf den Briten.

Es ist sein zweiter. „Der erste hat 300 000 Kilometer gehalten“, erzählt Tholl. Und weil er den so mochte, hat er sich, als schließlich die Schrottpresse drohte, einfach nochmal einen gekauft. Gleiches Modell, gleiche Ausstattung, gleiche Farbe.

„der wagen ist mein markenzeichen“

Alles an Bord, was man beim Besuch auf der Baustelle mal schnell zur Hand haben müsste. Michael Walter

Dabei hat der Defender eigentlich so schlichtweg gar nichts, was diese Treue rechtfertigen würde. Das räumt auch Bernhard Tholl ein. „Er ist eng, er ist laut, es zieht, die Heizung ist zu schwach, er ist furchtbar unbequem, und man hat auch überhaupt nicht das Bedürfnis, damit schnell zu fahren.“ Aber er ist auf der anderen Seite einfach nicht kaputt zu kriegen und hat überhaupt keinen technischen Schnickschnack. „Daher ist er sooo einfach, zu bedienen“, schwärmt Tholl.

Die Liebe zum Land Rover sieht Tholl auch ein bisschen in seiner persönlichen Geschichte begründet. Als junger Kerl ist er 1977 für zwei Monate zur Summer School in Großbritannien gewesen. Damals hat er seinen Hang zu englischen Autos entdeckt. „Weil die anders waren als unsere. Irgendwie markant.“ Anschließend war Tholl fast 15 Jahre als Oberstudienrat an den Berufsbildenden Schulen in Syke und hat dort Sparkassen-Leute unterrichtet. Einem guten Freund, mit dem er damals Marathon gelaufen ist, riet er eines Tages, sich selbstständig zu machen. Und als Tholl selbst leise Zweifel hatte, ob er für immer verbeamteter Lehrer bleiben wollte, hatte dieser Freund einen Tipp für ihn: Der Wachendorfer Unternehmer Harry Rode wollte seinen Betrieb verkaufen.

„der wagen ist mein markenzeichen“

Der kleine 90-PS-Diesel hat Bernhard Tholl noch nie im Stich gelassen. Michael Walter

Und Bernhard Tholl griff zu. Ein Jahr lang hat er sich beurlauben lassen, um sich einzuarbeiten und den Betrieb vom reinen Sandabbau zum kompletten Tiefbauunternehmen neu zu strukturieren. Dann setzte ihm Vater Staat die sprichwörtliche Pistole auf die Brust: Entweder, oder! 1994 hat Bernhard Tholl dann sein Beamtenverhältnis gekündigt.

1998 bot sich Tholl die Gelegenheit, vom Bund die ehemalige FlaRak-Station in Wachendorf zu kaufen und er zog mit dem kompletten Betrieb dorthin um. Das war die Zeit, in der seine Liebe zu englischen Autos wieder zum Tragen kam. Er brauchte was Robustes, mit dem er täglich Baustellen und Kunden besuchen konnte. Und landete beim Land Rover Defender.

„der wagen ist mein markenzeichen“

Kerniges Auto – kerniger Fahrer: Die beiden passen ganz offenkundig zueinander.

„Der aktuelle Defender ist ja fast schon luxuriös“, sagt Tholl. Die Preise gehen bei knapp 70 000 Euro los. Sein kleinerer Brite spielte vor 20 Jahren noch in einer ganz anderen Liga. „Der hat neu damals ganze 26 000 Euro gekostet. Ist ja auch nicht viel dran“, sagt Tholl. Und zeigt auf den „liebevoll“ mit ganz viel schwarzem Hartplastik ausgestatteten Innenraum. Aber der Defender ist für ihn das wirtschaftlichste Fahrzeug, das er kennt. „Alle 10 000 Kilometer ein Ölwechsel – das war’s“, sagt Tholl. „Ich hab auch erst den zweiten Satz Reifen. Die sind extrem hart! Aber dafür halten sie auch so lange.“

Wenn ihm einer günstig eine vernünftig gepflegte Mercedes G-Klasse anbieten würde, könnte er vielleicht schwach werden, überlegt Bernhard Tholl laut. „Aber eigentlich will ich gar kein neues Auto“, sagt er. „Der Wagen ist mein Markenzeichen. Die Kunden sagen immer zu mir: Ich hab dich schon von Weitem kommen hören.“ Und wer kann das schon von sich sagen? MICHAEL WALTER

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