Finanzen

Wirtschaft

Wirtschafts-nachrichten

Mehr als nur ein Elektroauto: Diese Technik macht E-Fahrzeuge zum Multitalent

Elektroautos haben das Potenzial in Zukunft nicht nur den Verkehr zu revolutionieren, sondern auch das Stromnetz gleich mit. Laut einer Analyse des Energieversorgers Eon bieten die Batterien der inzwischen 1,5 Millionen reinen E-Autos in Deutschland eine riesige Möglichkeit. Sie könnten nicht nur Energie speichern, sondern auch wieder ins Netz einspeisen. Dieses Konzept, bekannt als „bidirektionales Laden“(kurz: „Bidi-Laden“), soll das Potenzial haben, Haushalte mit Strom zu versorgen und so das Energienetz zu stabilisieren.

Elektroautos als Zwischenspeicher

Aktuell bewegen die meisten Halter*innen ihre Autos nur etwa eine Stunde am Tag, die restliche Zeit stehen diese geparkt herum. In dieser Zeit könnte jedoch überschüssiger Strom aus erneuerbaren Energien zwischengespeichert und bei Bedarf wieder ins Netz zurückgeführt werden, wie Klimareporter berichtet. Eon rechnet vor, dass bereits jetzt die theoretische Kapazität von Elektroautos ausreichen würde, um bis zu 1,75 Millionen Haushalte für zwölf Stunden mit Energie zu versorgen – das entspricht einer Leistung von rund 5,5 Millionen Kilowattstunden.

Trotz des Potenzials steckt die Technologie noch in den Kinderschuhen. Nur etwa elf Prozent der Elektroautos sind derzeit in der Lage, bidirektional zu laden. Doch schon jetzt könnten sich daraus bereits 730.000 Haushalte eine Nacht lang mit Strom versorgen. Ein einziges E-Auto soll laut Eon-Modellrechnung rechnerisch mehr als zehn Haushalte mit Energie versorgen können. Dabei wird davon ausgegangen, dass etwa 60 Prozent der Batteriekapazität flexibel zur Verfügung stehen, damit die Autos morgens noch für den Verkehr bereit sind.

Ein weiteres Argument für das bidirektionale Laden ist der Umweltschutz. Eon geht davon aus, dass bei einer umfassenden Anwendung dieser Technologie weniger Gaskraftwerke benötigt werden. Diese dienen bisher als Reserve, wenn Wind- und Solaranlagen nicht genug Strom liefern. Allein mit dem derzeitigen Bestand an Bidi-fähigen Elektroautos könnten die Einsätze von Gaskraftwerken reduziert werden, wodurch fast eine Million Kubikmeter Erdgas und 2.000 Tonnen CO2 pro Einsatz eingespart werden könnten.

Lesetipp: Elektroauto: Wenn die Sonne scheint, lädst du hier besonders günstig

Technologie trifft auf Zustimmung

mehr als nur ein elektroauto: diese technik macht e-fahrzeuge zum multitalent

Elektroauto lädt an einer Wallbox.

Es gibt jedoch noch Hürden, die überwunden werden müssen. Einerseits sind die notwendigen „Bidi“-Wallboxen und intelligenten Stromzähler bisher nicht weit verbreitet. Laut ADAC könnten die Kosten für diese speziellen Wallboxen anfangs drei- bis viermal höher sein als für normale Ladestationen, erklärt Klimareporter. Andererseits müssen auch alle neuen Elektroautos mit der Technologie ausgestattet werden, was bisher vor allem asiatische Hersteller anbieten.

Die Akzeptanz der Technologie scheint jedoch hoch zu sein: Laut einer Umfrage von Eon wären 79 Prozent der Besitzer*innen von Elektroautos bereit, das bidirektionale Laden zu nutzen. Besonders attraktiv ist diese Option für Hausbesitzer*innen mit Photovoltaikanlagen, von denen sogar 83 Prozent interessiert sind. So könnte die Batterie des eigenen Autos zu einem wertvollen Teil der persönlichen Energieversorgung und des gesamten Stromnetzes werden.

Quellen: Klimareporter, Eon

Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.

TOP STORIES

Top List in the World