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Oldtimer

Zeitreise: Buick Electra von 1970

Der Buick Electra von 1970 war das letzte Modelljahr der dritten Generation. Wir haben in Österreich zwei sehr unterschiedliche Modelle aus diesem Baujahr getroffen.

Mit Buick hat General Motors schon seit jeher die goldene Mitte zwischen den günstigen Chevrolet- und den luxuriösen Cadillac-Modellen getroffen und dabei auch eine jüngere Klientel als Oldsmobile angesprochen.

zeitreise: buick electra von 1970

Eines der Highlights der Buick-Modellpalette war zwischen 1959 und 1990 die Electra-Baureihe, die vor allem in den ersten Generationen mit den typischen amerikanischen Tugenden aufwarten konnte.

In unserer Zeitreise-Serie stellen wir heute gleich zwei Electra-Modelle von 1970 vor, die Brüder haben im Laufe ihres Lebens dabei ganz unterschiedliche Richtungen eingeschlagen.

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(c) Stefan Gruber

Das Jahr 1970 war der letzte Jahrgang der dritten Generation des Electra, die 1965 an den Start gegangen ist.

Wie in den USA zur damaligen Zeit üblich hat sich auch innerhalb einer Generation jedes Jahr ein bisschen etwas geändert. So hat auch der letzte Jahrgang noch ein kleines Facelift mit neuem Kühlergrill und markanteren Rückleuchten erhalten.

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Mit einer Länge von 573 cm war er auch das längste Modell innerhalb dieser Generation, die kürzeste Variante war 1967 „nur“ 568 cm lang. Noch drastischer war nur der Größenzuwachs in der vierten Generation, wo die Fahrzeuge von 574 cm im Jahr 1971 auf 592 cm im Jahr 1976 gewachsen sind.

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Der auf der GM C-Body-Plattform entstandene Electra hatte auch das damals „Coke bottle“ genannte Design erhalten, bei dem die Seitenlinie im Stil der klassischen Coca Cola-Flasche gestaltet ist.

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Dabei verläuft die Seitenlinie der Karosserie von den Frontscheinwerfern bis zur C-Säule leicht geschwungen nach unten, ab der C-Säule gibt es dann nach oben hin einen leichten Knick, und der Kofferraum verläuft wieder bis zu den Rückleuchten nach unten hin.

Dadurch wirkt der Electra nicht nur extrem elegant, sondern auch sehr dynamisch. Nachdem er sich die Plattform mit dem Cadillac DeVille oder auch Oldsmobile 98 teilte, war der Electra auch ein sehr geräumiges und luxuriös ausgestattetes Auto.

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Der Innenraum zeigt viel Liebe zum Detail. Aufwendig gestaltete Muster an den Türen, solide gearbeitete Taschen an den Rücksitzen der Vordersitze und ein Stoffbezug der Sitze, der auch von feinsten Stühlen aus einem französischen Schloss stammen könnte, prägen den Innenraum.

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Das Cockpit wird von einem rechteckigen Tacho mit leicht abgerundeten Ecken dominiert. Daneben sind weitere Kontrollleuchten und Schalter angebracht. Die Klimaanlage ist hinter dem Blinkerhebel positioniert, der Beifahrer hatte zur damaligen Zeit somit noch wenig Eingriffsmöglichkeiten in die Klimatisierung des Fahrzeugs.

Natürlich waren auch schon elektrische Fensterheber an Bord der luxuriösen Limousine, die 1970 zu den feinsten Autos zählte.

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Für den letzten Jahrgang hat Buick dem Electra auch einen neuen 7,5-Liter-V8 spendiert, dieser ist in Österreich mit 276 PS (203 kW) typisiert, die Schaltung erfolgt über die TH-400 3-Gang-Automatik.

Wir haben für unser Fotoshooting gleich zwei Buick Electra gefunden, die beide den gleichen Erstbesitzer hatten, danach aber ganz unterschiedliche Wege gegangen sind.

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Im Jahr 1970 hat die OMV gleich vier Buick Electra in ihren Fuhrpark aufgenommen, einer ist nach Recherche der jetzigen Besitzer geschrottet worden, bei einem hat man den weiteren Lebenslauf nicht herausgefunden, und die zwei verbliebenen Modelle gehören Jessica und Wolfang.

Wie auch das reale Leben bei den Menschen so oft spielt, sind auch die beiden Electra-Modelle aus gut bürgerlichem Hause gekommen und haben sich ganz verschieden entwickelt.

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Der Streber in der Familie ist dabei sicher der Buick Electra von Jessi, die ihr Schmuckstück im Jahr 2016 gefunden hat. Sie ist die fünfte Besitzerin des Fahrzeugs, wobei es davor viele Jahre nur in der Familie der Vorbesitzer weitergegeben wurde.

Die Leidenschaft für amerikanische Autos hat man Jessica schon in die Wiege gelegt, auch ihre Eltern sind Besitzer von US-Cars.

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Mit nur rund 48.000 Meilen am Tacho ist der Buick im Laufe seines Autolebens auch nur sehr wenig bewegt worden, was man vor allem an der noch wie neu wirkenden Innenausstattung sieht.

Das Fahrzeug glänzte in der Herbstsonne wie frisch aus der Auslage geholt und sorgte mit dem feinen Klang des V8-Motors für Gänsehaut-Feeling. Dank Servolenkung lässt sich das Schlachtschiff sehr leicht manövrieren und schwebt mit viel Komfort über die Straßen.

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Man kann sich gut vorstellen, wie dieses Schmuckstück in einer schönen Wohngegend am Rande einer Großstadt in den 1970er-Jahren vor einem typisch amerikanischen Haus gestanden ist, ganz wie man es immer wieder in Filmen sieht.

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Wenn dann Wolfgang mit seinem zum Mild Custom umgebauten Electra um die Ecke kommt, wirkt es fast wie im Film „Schöne Bescherung“ mit Chevy Chase, als Cousin Eddie mit seinem Wohnmobil um die Ecke kommt und die Weihnachts-Gesellschaft mit seinem herzlichen, aber etwas rüpelhaften Auftritt crasht.

Der Buick Electra von Wolfgang hatte ein nicht so behütetes Leben hinter sich, ist aber schon seit 2005 in seinem Besitz. Da hat er begonnen, den schon in einem sehr schlechten Zustand übernommenen Electra zu restaurieren und zum Mild Custom Fahrzeug umzubauen.

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Als Mechaniker in der US-Car Werkstatt hatte er dabei das Glück, alles Technische selbst machen zu können. Bis 2008 hat er für die Restaurierung benötigt.

Nachdem der Electra seither jeden Sommer als Alltagsauto im täglichen Einsatz ist, ist nach 16 Jahren aber schon wieder eine Restaurierung fällig.

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Auch dem Innenraum, der identisch ausgestattet ist wie jeder von Jessi’s Electra, merkt man die weit über 100.000 Meilen am Tacho deutlich an. Mit dem matten schwarzen Lack, der Tieferlegung und den vergitterten Frontscheinwerfern wirkt der Electra von Wolfang ganz anders als jener von Jessica. Die unterschiedlichen Brüder geben aber beim Foto-Shooting ein tolles Bild ab und zeigen, wie verschieden sich ein und dasselbe Modell entwickeln kann.

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Der Buick Electra war zu seiner Zeit ein bemerkenswertes Fahrzeug und ist heute noch ein Blickfang auf unseren Straßen – egal ob als serienmäßiger Oldtimer in Top-Zustand oder als auffälliger Mild Custom Umbau.

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