Audi

Werkstatt-Test: Audi

Audi kann die Korken knallen lassen: Zum ersten Mal verdienen sich gleich vier Betriebe den Goldenen Schraubenschlüssel! Einen Wermutstropfen gibt es aber trotzdem.

Werkstatt-Test: Audi

Respekt, Audi! Vier Goldene Schraubenschlüssel, das gab es bisher noch nie in der Geschichte des AUTO BILD-Werkstatt-Tests in Zusammenarbeit mit der DEKRA. Diese Auszeichnung bekommen ausschließlich Betriebe, die sowohl bei der Arbeitsleistung als auch in der Servicenote sehr gut abschneiden – bei Audi immerhin 50 Prozent des Testfeldes. Die andere Hälfte jedoch sorgt dafür, dass die Erfüllungsquote, also der prozentuale Wert der gefundenen Fehler, gegenüber dem letzten Test von 2016 absackt. Vor sechs Jahren erreichten die Werkstätten der Ingolstädter Premiummarke 91,7 Prozent und waren damit gleichauf mit dem Rivalen Mercedes – jetzt sind es 86,5 Prozent; die Stuttgarter kamen im jüngsten Test (AUTO BILD 24/2022) auf 83,3 Prozent. Die gesunkene Quote liegt hauptsächlich an einzelnen Betrieben, etwa Schmidt & Koch aus Achim bei Bremen oder Fleischhauer aus Bad Kreuznach.

Werkstatt-Test Audi: Kühl und sachlich, mit einem Hang zur Perfektion

Die Achimer Filiale des großen Autohauses an der Weser etwa hat die Checkliste offenbar großzügig abgehakt und ihr Okay für große Teile der Wartungsanweisung gegeben, ohne die betreffenden Punkte zu prüfen. Mitunter verlassen sich Mechaniker dabei auf Erfahrungswerte, zum Beispiel dass das Warndreieck so gut wie nie fehlt. Dumm nur, wenn dann ein Testwagen kommt. Unverständlicher ist da schon, dass derselbe Betrieb auch das versteckte Gurtschloss als “i. O.” abhakte, denn die sind bei Autos mit klappbarer Rückbank öfter unter dem Sitzkissen verschwunden. Auch Fleischhauer und Holzberg wurden vermutlich Opfer ihrer eigenen Routine und hielten es bei den jungen Testfahrzeugen nicht für nötig, die Wischer akkurat zu prüfen. Doch auch deren Gummis können bei genügend Sonneneinstrahlung schon nach drei Jahren in Fetzen hängen. Unterm Strich lief der Test aber recht undramatisch ab. Kühl und sachlich eben, mit einem Hang zur Perfektion. Fast so wie die Autos selbst. So trafen die Tester nahezu überall auf gut ausgebildetes Personal, das freundlich und routiniert ihre Kunden durch die Abläufe führte. Einzige nennenswerte Ausnahme war Fleischhauer in Bad Kreuznach, wo die Servicenote am Ende tatsächlich “mangelhaft” lautet. Dreimal rief der DEKRA-Sachverständige dort an, genauso oft wurde ihm ein Rückruf versprochen, der aber nie erfolgte. Auch beim vierten Anruf sollte er erneut vertröstet werden, insistierte aber und wurde tatsächlich mit der zuständigen Mitarbeiterin verbunden. Aber zu früh gefreut: Auch diese versuchte ihn abzuwimmeln. Ohne Fahrzeugpapiere könne sie keinen Termin vergeben, hieß es lapidar. Doch der Sachverständige, nun schon ziemlich genervt, setzte sich erneut durch. Schließlich lag die Zulassung vor ihm auf dem Tisch.

  • 1. Wischgummi hinten eingerissen: behoben
  • 2. Kühlwasser unter Minimum: behoben
  • 3. Warndreieck fehlt: behoben
  • 4. Radhausschale vorn links locker: behoben
  • 5. Gurtschloss hinten versteckt: behoben
  • 6. 12-V-Steckdose außer Funktion (zusätzlicher Mangel): behoben
  • Mängel nicht behoben/nicht gemeldet: 0,0
  • Probefahrt: 5 km
  • Note Arbeitsleistung (70 %): sehr gut

Hinzu kommt noch: Ein Ersatzauto wurde ihm nicht angeboten. Diese Unzulänglichkeiten setzen sich vor Ort fort. Auch der Serviceberater wirkt “lustlos” und tippt wortkarg etwas in den Computer. Die Abholung läuft ähnlich: Rechnung noch nicht fertig. Folglich kann sie auch nicht erläutert werden und soll per Post folgen. Welche Mobilitätsgarantie der Kunde hat, bleibt unklar. Und zu guter Letzt muss er sein Auto auf dem weitläufigen Gelände selber suchen. Weil auch die Werkstattleistung nicht überzeugt (Wischgummi defekt, Kühlwasser fehlt), steht am Ende nur ein “ausreichend” unter diesem Betrieb.

Service-Hausaufgaben gemacht: sechsmal “sehr gut”, einmal “gut”

Die sieben anderen Audi-Werkstätten jedoch haben ihre Service-Hausaufgaben gemacht: sechsmal “sehr gut”, einmal “gut”. Das hat es in einem AUTO BILD-Werkstatt-Test noch nie gegeben. Lobenswert ebenfalls, dass kein Audi-Partner seine Rechnung mit Kassenfüllern wie Schmiermitteln oder Entsorgungskosten aufgebessert hat. So ist’s richtig, solche geringfügigen Nebenkosten sind im Stundenverrechnungssatz bereits eingepreist.

  • Terminvereinbarung: sehr gut
  • Mobilität: sehr gut
  • Fahrzeug-Abgabe: sehr gut
  • Fahrzeug-Abholung: sehr gut
  • Note Service (30 %): sehr gut (1,0)
  • Gesamturteil (100 %): sehr gut (1,0)


Und damit zum unschönen Preiskapitel: In München reißt Audi erstmals in der Geschichte des Werkstatt-Tests die 200-Euro-Marke beim Stundenlohn. Zwar wird die genaue Arbeitszeit gar nicht erst genannt, sie dürfte aber wie bei den anderen Audi-A3- Modellen mit Verbrenner 1,5 Stunden betragen haben (Hybrid: 1,6 Stunden). Die anderen Betriebe lagen zwischen 181 und 195 Euro pro Stunde. Nur Schmidt & Koch auf dem Land schraubte für 133 Euro. Bei so stark gestiegenen Preisen darf jeder Kunde auch perfekte Arbeit erwarten. Die gibt es in vielen Audi-Betrieben, aber eben nicht in allen.

  • Inspektion: 292,38 €
  • Arbeitszeit in Stunden: 1,5
  • Wechsel Bremsflüssigkeit: 83,06 €
  • Zusätzliche Leistungen: 16,62 €
  • Summe Lohnkosten: 392,06 €


Immerhin: Audi setzt sich mit seiner Erfüllungsquote in der aktuellen Werkstatt-Test-Staffel nicht nur vor Mercedes, sondern auch vor Volvo. Doch es bleibt spannend. BMW folgt in Kürze.

Die getesteten Werkstätten im Überblick

Audi Zentrum Hülpert, Dortmund

Hülpert steht ganz vorn, weil die Dortmunder nicht nur die volle Punktzahl erreichen, sondern bei der Preisgestaltung auch eine gewisse Mäßigung erkennen lassen. Nur dort gibt es das Motoröl für weniger als 30 Euro, und auch die anderen Verschleißteile sind zumeist ein wenig günstiger. Verbesserungspotenzial ist nicht erkennbar, von der perfekten telefonischen Terminvereinbarung bis zur persönlichen Verabschiedung nach der Wartung verläuft dieser Test wie aus dem Lehrbuch. Das war vor acht Jahren anders, damals kassierte die Skoda-Dependance von Hülpert die Gesamtnote “mangelhaft”. Die Dortmunder haben aus dem Ergebnis der Schwestermarke gelernt.
Arbeitsleistung: sehr gut; Service: sehr gut; Gesamtnote: sehr gut (1,0)

VW-Automobile Frankfurt, Hanau

Auch in Hanau wird perfekt gearbeitet, der Betrieb erreicht in allen Punkten 100 Prozent. Fast beschleicht den Tester der Verdacht, enttarnt worden zu sein, doch dafür fehlen die typischen Indizien – die wir natürlich nicht verraten. Also sind die Mitarbeiter dieser Filiale der konzerneigenen Volkswagen Group Retail Deutschland offenbar wirklich so nett und gut. Wie gründlich die Techniker den Audi unter die Lupe genommen haben, wird auch auf der Rechnung ersichtlich: Nicht weniger als 14 Mängelpunkte sind dort angemerkt. Zum Abschluss sorgt der Serviceberater noch für gute Stimmung, indem er den quietschgelben Lack des Audi A3 lobt.
Arbeitsleistung: sehr gut; Service: sehr gut; Gesamtnote: sehr gut (1,0)

Audi Zentrum Motor-Nützel, Hof

Auch Motor-Nützel reiht sich ein in die Riege der Hundertprozenter. Wer pingelig sein möchte, könnte allerdings die Frage stellen, weshalb sie – als Einzige – einen halben Liter Kühlmittel berechnen, obwohl der Tester nur 0,4 Liter abgesaugt hat? Macht aber nur einen Unterschied von 1,27 Euro – dafür gibt’s noch keinen Punktabzug. Unterm Strich überzeugt die Betreuung in Hof voll und ganz. Auch weil der Serviceberater jede Frage erschöpfend beantwortet und seinen Kunden trotz heftigen Schneegestöbers noch bis zum Auto begleitet. So viel Engagement erleben selbst professionelle Werkstatt-Tester nur selten.
Arbeitsleistung: sehr gut; Service: sehr gut; Gesamtnote: sehr gut (1,0)

Audi Zentrum München, Albrechtstr.

In München wird es ziemlich knapp mit dem Goldenen Schraubenschlüssel. Zwar erlebt der Tester hier eine der besten Terminabsprachen seiner Berufslaufbahn, aber bei der Fahrzeugabgabe leisten sich die Bayern einen Patzer: Der vermeintliche Kunde bekommt keine Kopie des Auftrags, und auf dem Original des Servicemanns ist kein Preis vermerkt. Also hätte er im Fall von Unstimmigkeiten nichts in der Hand, um Arbeitsumfang und voraussichtlichen Preis (640 Euro) nachweisen zu können. Doch es kommt zu keinen Ungereimtheiten, und bei der Rückgabe geben die Münchner noch mal richtig Gas, erreichen 100 Prozent. Wie bei der perfekten Arbeitsleistung.
Arbeitsleistung: sehr gut; Service: noch sehr gut; Gesamtnote: sehr gut (1,1)

Audi Zentrum Senger, Münster

Nur zwei Schrauben entscheiden hier über Wohl und Wehe, die gelockerte Radhausschale kostet Senger den Goldenen Schraubenschlüssel. Doch es wäre ohnehin knapp geworden, denn es fehlt bei der Abgabe des Wagens der Hinweis auf das korrekte Motoröl – das immerhin 33 Euro pro Liter kostet. Damit sackt die Teilnote für die Annahme auf “gut” und die Zwischennote für den Service auf „noch sehr gut“. Zwar wurde der Tester bei der – fachlich korrekten – Abholung kurz vor Mittag kurz und knapp abgefertigt, was ihn hingegen begeistert: Als Ersatzfahrzeug leiht ihm Senger ein E-Bike – ideal für die Fahrradstadt Münster.
Arbeitsleistung: gut; Service: noch sehr gut; Gesamtnote: gut (1,76)

Autohaus Holzberg, Braunschweig

“Sind die Wischer noch gut?”, fragt der freundliche Servicemann. Der Tester druckst rum, meint, ihm sei nichts aufgefallen. Was soll er auch sagen, denn die Beurteilung ist Sache der Fachleute. Und so verlässt der Audi Firma Holzberg mit einem defekten Wischgummi. Einen weiteren halben Fehler gibt es für die ausbleibende Aufforderung, das Kühlwasser selbst zu kontrollieren – das kostet den Betrieb die Top-Bewertung. In der Servicenote steht die perfekte Fahrzeugrückgabe einer zwar schnellen, aber unvollständigen Terminvereinbarung gegenüber, denn das Thema Ersatzmobilität bleibt unerwähnt. Erst bei der Abgabe bekommt der Tester einen Fahrschein für die Öffis angeboten.
Arbeitsleistung: befriedigend; Service: gut; Gesamtnote: befriedigend (2,7)

Schmidt & Koch, Achim

Die Arbeitsleistung in Achim bei Bremen ist die schlechteste in dieser Testreihe, gerade mal ausreichend: Schmidt & Koch hakt drei der eingebauten Fehler als in Ordnung ab, obwohl sie nicht behoben wurden. Immerhin zahlt der Kunde für die nicht erbrachte Arbeitsleistung auch am wenigsten, nämlich rund 133 Euro pro Stunde (199,03 Euro/1,5 Stunden). Im Service läuft es etwas besser, bei der Annahme fehlt lediglich ein Hinweis auf die benötigte Ölsorte; bei der Rückgabe auf die Mobilitätsgarantie. Allerdings wirkt sich auch dort die etwas sorglos abgehakte Prüfliste noch einmal negativ aus – bei “Plausibilität der Dokumente” gibt es null Punkte für den Filialbetrieb.
Arbeitsleistung: ausreichend; Service: noch sehr gut; Gesamtnote: befriedigend

Autohaus Fleischhauer, Bad Kreuznach

Mit der Arbeitsleistung könnte man leben, aber der Service? Hier muss nachgebessert werden. Drei Anrufe, jedes Mal bleibt der versprochene Rückruf aus. Beim vierten Versuch setzt sich der Tester durch, soll aber erneut abgewimmelt werden. Doch schließlich legt Fleischhauer noch einen Auftrag an. Aber was ist mit den Kunden, die nicht so geduldig sind? Und was mit der Ersatzmobilität? Fehlanzeige. Die Abgabe des Wagens verläuft ähnlich lustlos, die Rückgabe auch. Einzig positiver Aspekt: Der Serviceberater senkt den Rechnungsbetrag von sich aus auf glatte 600 Euro, wohl um die ursprünglich genannten 550 Euro nicht zu sehr zu überschreiten.
Arbeitsleistung: befriedigend; Service: mangelhaft; Gesamtnote: ausreichend (3,52)

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