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Unter 2 Liter auf 100 km: Was wurde aus den Spritwunder-Autos von VW und Audi?

unter 2 liter auf 100 km: was wurde aus den spritwunder-autos von vw und audi?

Der VW XL1 verbraucht weniger als einen Liter auf 100 Kilometer – doch warum wurde er nur 200-mal gebaut?

1989 sorgte Audi mit einem Audi 100 für Aufsehen in der Autowelt: Der Ingolstädter Autobauer brüstete sich damit, ein Auto entwickelt zu haben, das mit einer Tankfüllung durch ganz Europa fahren könne – der Verbrauch sollte bei 1,76 Litern Diesel auf 100 Kilometer liegen. Tatsächlich konnte dieser Verbrauch auch erzielt werden, wie eine Testfahrt unter Aufsicht des TÜVs im selben Jahr belegte.

Der damalige Audi-Technikvorstand Jürgen Stockmar erklärte auf die Frage, ob das Auto tatsächlich in Serie auf den Markt kommen würde: „Da sind wir fest entschlossen. Wir werden wahrscheinlich Ende Januar 1990 dieses Auto den Medien vorstellen.” Doch 1990 kam und ging – der 2-Liter-Audi ließ aber auf sich warten. Wo ist das Fahrzeug heute?

Ex-Vorstand klärt auf: Darum gab es keinen 2-Liter-Audi

Reporter des MDR wollten dieser Frage auf den Grund gehen und suchten den Ex-Audi-Vorstand Stockmar an seiner Arbeitsstätte an der Universität Wien auf. Stockmar erklärt, dass das 2-Liter-Versprechen mehr Marketingtrick als Realität war: Die Ingolstädter mussten sich allerhand Kniffe bedienen, um einen so niedrigen Verbrauch tatsächlich erreichen zu können.

Man habe alles Menschenmögliche getan, um Diesel zu sparen, erklärt Stockmar im Gespräch mit dem MDR. So sei für die Fahrt durch Europa eine Strecke mit wenig Verkehr und fast ohne Bergaufpassagen gesucht. Man habe einen Rückspiegel abgeschraubt, die Reifen voll aufgepumpt und so gut es ging alle elektrischen Verbraucher wie das Radio abgeschaltet. Man sei tagsüber gefahren, um kein Licht einschalten zu müssen. Fahrer und TÜV-Prüfer seien mit 1,75 Metern Größe und 75 Kilogramm Gewicht sogenannte „Standardmenschen“ gewesen, klärt Stockmar auf. Zudem lag die Durchschnittsgeschwindigkeit bei 60 Kilometern pro Stunde.

„Wenn das Auto durch Städte fährt, sind diese Verbräuche gar nicht erreichbar“, räumt Stockmar heute ein. Professor Günther Prokop, Fahrzeug-Experte der TU Dresden, erklärt: „Wenn Sie dann die Klimaanlage einschalten, dann sind Sie von 1,7 Liter sofort weg in Richtung drei Liter.“

Und dennoch: „Ich konnte damals mit Bestimmtheit sagen: Wir werden diese Technologie im nächsten Jahr auf den Markt bringen“, sagt Stockmar. „Denn 1990 haben wir die in dem Audi 100 C3 exakt mit diesem Motor, 2,5 Liter TDI, 115 PS angeboten.“ Der tatsächliche Verbrauch war am Ende aber eben deutlich höher. Teilweise aufkeimende Gerüchte, dass die Öllobby oder die Autoindustrie verhindert hätten, dass der Motor auf den Markt kommt, sind also erwiesenermaßen falsch: Der Motor wurde millionenfach gebaut und verkauft.

Volkswagen brachte sogar ein 1-Liter-Auto auf den Markt

Im Jahr 2002 begannen dann die Köpfe hinter Volkswagen damit, an einem eigenen Rekord zu arbeiten: Die Konzeptstudie VW 1L erzielte bei einer Werbefahrt von Wolfsburg nach Hamburg mit dem damaligen VW-Chef Ferdinand Piëch als Fahrer einen Durchschnittsverbrauch von 0,89 Liter Diesel auf 100 Kilometern.

2009 wurde mit dem VW L1 eine seriennahe Version der Studie auf der Frankfurter IAA ausgestellt. VW-Vorstandschef Martin Winterkorn bestätigte 2007, dass die Wolfsburger das 1-Liter-Auto in Serie bringen wollen – voraussichtlich 2010 sollte es so weit sein. Nachdem 2011 in Katar dann eine etwas breitere Version des L1 vorgestellt wurde, berichtete die Wochenzeitung „Die Zeit“ 2012, dass VW 2013 definitiv eine Kleinserie des Wagens auf den Markt bringen werde. Die Produktionsziele wurden mit 100 bis 1.000 Exemplaren angegeben, letztlich wurde das Produktionsziel jedoch auf 50 Fahrzeuge gesenkt.

Am Ende baute Volkswagen seit März 2014 rund 200 Exemplare des Wagens, der in seiner endgültigen Version den Namen VW XL1 trug. Der Wagen hatte einen Cw-Wert (= Strömungswiderstand) von 0,189. Zum Vergleich: Rekordhalter ist laut dem Branchenportal Autozeitung der Solar-Stromer Lightyear 0 mit einem Luftwiderstandsbeiwert von 0,175. Der VW XL1 erzielte einen Verbrauch von 0,9 Litern auf 100 Kilometern, der unter anderem durch ein Plug-In-Hybridsystem realisiert wurde: Der XL1 verfügt über einen Zweizylinder-TDI-Motor (35 kW / 48 PS) sowie einen E-Motor (20 kW / 27 PS), ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und eine kleine Lithium-Ionen-Batterie.

Ein TikTok-Video zeigt die kuriose Anordnung der Sitze, durch die der cw-Wert weiter nach unten gedrückt werden konnte. Das Fahrzeug besteht zudem größtenteils aus Kohlefaser, was ein Gesamtgewicht von rund 700 Kilogramm ermöglicht. Gut für den Verbrauch, schlecht für den Verkaufspreis: In einem Pressebericht von 2013 wird der Preis des XL1 mit 110.000 Euro beziffert – was einer der Gründe dafür sein dürfte, dass der Wagen es nie in die Großserie geschafft hat. Heute erzielen die sparsamsten Serienfahrzeuge Verbräuche von etwas mehr als 4 Litern auf 100 Kilometern.

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