Nachdem es in diesem Jahr in der Heimat während der Sommermonate doch sehr verregnet war, lässt es der Spätsommer nochmal so richtig krachen. Auf Sardinien lacht die Sonne als wir nach später Anreise und kurzer Nachtruhe die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages erblicken. Auch ich erwische mich dabei, wie ich unterbewusst den ein oder anderen fiesen Lacher loslasse. Das passiert automatisch, wenn man bei kleinen Sprints das Gaspedal des Huracan ins Bodenblech drückt. Erst heult kurz der V10 Motor auf, danach kuschelt man sehr intensiv mit dem Sitz – quasi wie bei einem hochmotorisierten Elektroauto, nur dass man vorher akustisch vorgewarnt wird. Genauso wie alle drumherum.
Insgesamt standen acht Huracans zur Verfügung. Von jeder Art zwei – also je zwei Sterrato, Tecnica, Evo Spyder und STO, dazu gesellen sich zwei Urus als Begleitfahrzeuge. Grob überschlagen schauen wir auf etwas mehr als drei Millionen Euro. In der Lounge ist dann auch noch der Aventador Nachfolger Revuelto ausgestellt, Lamborginis neuer 6,5 Liter V12 Plug-in-Hybrid, dem drei Elektromotoren zur Seite stehen und der 747 kW/1.015 PS leistet. Er ist das zurzeit stärkste Serienfahrzeug von Lamborghini.
Herausfordernde Landstraßen
Ohne Doch wird es etwas lauter © Mike Neumann / mid
Hart oder noch härter
Beim ersten Zwischenstopp heißt es Fahrzeugtausch. Die Reise geht weiter im Super Trofeo Omologata oder kurz STO – dem wohl brutalsten der Huracan Familie. Wir hatten bereits die Gelegenheit den heckangetriebenen STO ausgiebig auf einem Trackday in Baden-Baden zu testen und seitdem schwirrt er uns im Kopf herum. Die Leistung des V10 steigt auf 470 kW/640 PS, das Drehmoment klettert um 5 Nm auf 565 Nm, die Beschleunigung sinkt von 3,4 auf 3,0 Sekunden von 0-100 km/h und dank ausgeklügelter Aerodynamik und Brembo CCMR Bremstechnik aus der Formel 1 bremst dieses Trackmonster von 100-0 km/h in nur 30 Metern. Der große Schnorchel versorgt den Motor mit ausreichend Frischluft und der dicke Flügel steuert 420 kg Anpressdruck bei 280 km/h bei – die Höchstgeschwindigkeit liegt sogar noch 30 km/h höher bei 310 km/h. Der Körper des STO besteht zu über 75 Prozent aus Carbon, das Leergewicht liegt dadurch bei nur 1.339 kg: wir sprechen also von einer Leistung von mehr als 2 PS pro Kg – Wahnsinn. Komfort ist hier Nebensache, der Arm kann nicht an der Tür abgelegt werden und die Schalensitze schmiegen sich perfekt an – die Fahrmodi sind zwischen „hart“ und „härter“ einstellbar, ein Tracktool mit Straßenzulassung also.
Nach der Mittagspause erreicht das Thermostat über 30 Grad im Schatten, optimale Bedingungen also für den Huracan Evo Spyder. Fix das Dach eingefahren geht es oben ohne weiter. Und der Spyder krönt sogar die reinen Leistungsdaten der Huracan Familie, dank Allradantrieb steigt das Drehmoment weiter auf 600 Nm, wie beim STO leistet der V10 ebenfalls 470 kW/640 PS und die Höchstgeschwindigkeit ist mit 325 km/h angegeben. Diese fahren wir natürlich in Italien nicht aus, im Spyder geht es eher sehr bequem zu. Als einziger der heutigen Huracans hat er keine Schalensitze, sondern elektrisch verstellbare Sportsitze und die sind nach den vorherigen Fahrten eine willkommene Wohltat für den Rücken. Auch der Klang des Huracans kommt ohne Dach nochmals eine ganze Schippe extremer rüber.
Dezent sieht anders aus, in Italien wird der Wagen freudig begrüsst. © Mike Neumann / mid
Last Hurrah dieser Generation
Als letztes Modell bleibt noch der Tecnica übrig, quasi der beste Mix aus allen Welten, wieder mit Heckantrieb und natürlich dem 5,2 Liter V10 Sauger-Mittelmotor. Etwas dezenter von der Optik (nicht von der Farbe), innen etwas mehr Komfort und über alle Maßen ein Huracan. Heißt Fahrdynamik-Vernetzungssystem LDVI, Torque Vectoring, ein modifiziertes Performance Traction Control System (P-TCS), eine sehr direkte Lenkung inklusive Hinterradlenkung und ausgeklügelter Bremsenkühlung.
Was man im Hinterkopf haben sollte: mit einem Lamborghini fällt man überall auf: wir werden fröhlich behupt, bejubelt und von Passanten gefilmt – Understatement geht anders, und genau das macht diese Marke in unseren Augen aus.
Für 2024 steht der Nachfolger des Huracan auf dem Programm.