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Nachruf auf Marcello Gandini: Der Schöpfer des Lamborghini Miura

nachruf auf marcello gandini: der schöpfer des lamborghini miura

Marcello Gandini mit einem Modell des Lamborghini Diablo 2007 in seinem Designstudio bei Turin.

Sein Design prägt seit Jahrzehnten die Formen der Autos auf Europas Straßen, auch wenn der Name jenseits der Fachwelt nicht so bekannt geworden ist wie der anderer Stardesigner: Marcello Gandini. Im Alter von 28 Jahren prägte er die Vorstellung der Autowelt dazu, wie ein Sportwagen aussehen sollte, als 1966 der Lamborghini Miura vorgestellt wurde, ein zweisitziger flacher Flunder mit quer eingebautem Motor hinter dem Fahrer. Fünf Jahre später hatte Gandini die Idee noch einmal radikal weiterentwickelt, zum kantigen und keilförmigen, nur 106 Zentimeter hohen Lamborghini Countach. Selbst für das amerikanische Automagazin „Car and Driver“ war jedes dieser beiden Autos genug für einen Anspruch auf Unsterblichkeit in der Autodesignwelt.

Doch Gandini hat nicht nur teure Supersportwagen gezeichnet, darunter später das Rallyeweltmeistermodell Lancia Stratos oder diverse Maseratis. Aus seiner Hand stammte auch das Alltagsauto Citroen BX oder der der zweisitzige Fiat X 1/9. Für viele Modelle lieferte er im Hintergrund Designideen und Inspiration, wie es oft in der Welt des Autodesign geschieht, ohne dass dann jeder Ideenlieferant für die endgültige Form genannt wird. Der erste Fünfer BMW gehörte in diese Kategorie oder der Volkswagen Polo, denn an beiden Autos hatte das Designhaus Bertone mitgearbeitet.

Als Schüler kaufte er nicht das Lateinbuch, sondern das Werk eines Ingenieurs

Die Designerkarriere des Autodidakten Marcello Gandini begann 1965 bei Bertone in der Rolle des Chefdesigners, als Nachfolger von Giorgetto Giugiaro. In der Autostadt Turin hatte sich Gandini wie andere Altersgenossen früh nicht nur für Formen der Autos, sondern auch für die darunterliegende Technik interessiert. Im Alter von 16 Jahren sei er losgeschickt worden, ein neues Lateinbuch zu kaufen, berichtete Gandini, doch erworben habe er stattdessen ein Buch mit Ingenieurwissen vom Entwickler des ersten Fiat 500.

Während der gleichaltrige Giugiaro später selbst ein großes Designhaus gründete, zog sich Gandini 1979 zurück in ein kleines Atelier in einem Gutshof in den Hügeln westlich von Turin, von dem er als unabhängiger Zeichner Ideen nicht nur für Autos, sondern auch für Lastwagen oder Motorräder entwickelte. Er ziehe die Selbständigkeit und die Freiheit des Denkens vor, sagte er 2007 in einem Gespräch mit der F.A.Z. Dabei war ihm immer klar, dass Zeichnen nicht genug ist, sondern dass Form und Technik zusammenpassen mussten und zudem der Weg vom Entwurf bis zum Bauplan für jedes Karosserieteil noch weit ist.

„Gandini vereinte in seinen Entwürfen ein tiefes Verständnis der Technik mit der Faszination des Kreativen“, urteilt Silvia Baruffaldi, Chefredaktion der Turiner Zeitschrift „Auto e Design“. „Hinter seiner extremen Reserviertheit, ein Gegensatz zur Zeit mit der allgemeinen Suche nach maximaler Medienpräsenz, steckte eine riesige Passion für Autos.“ Noch im Januar hatte Gandini, im Alter von 85 Jahren in Turin an Italiens wichtigster Technischer Universität die Ehrendoktorwürde in Ingeniuerwissenschaften erhalten und dabei gesagt: „Mein Vater war Dirigent und wollte, dass ich Pianist würde. Als er dann im Miura saß, hat er verstanden, dass ich andere Noten zum Klingen bringen konnte.“ In dieser Woche ist Gandini unerwartet verstorben.

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