- Lamborghini Huracan STO – schamlos für die Straße
- 75 Prozent Kohlefaser
- Die meisten STO-Lambos verschwinden in Sammlungen
- Heftige Bremsen, 640 Sauger-PS
- In 3 Sekunden auf 100 und 310 km/h schnell
- Getriebe wählt gern einen zu hohen Gang aus
- Radio-Sound ist nicht das, was man hören will
Lamborghini Huracan STO press-inform / Lamborghini
Lamborghini verabschiedet seinen Huracan, der vielen Sportwagenfans in aller Welt enormen Spaß bereitete hat. Wir machen mit dem Lamborghini Huracan STO eine Abschiedstour durch die schönsten Ecken der US-Westlüste.
Lamborghini Huracan STO – schamlos für die Straße
Wer noch einen Huracan will oder gar von der Rennversion des STO träumt, der muss sich etwas einfallen lassen. Die Fertigung des Sportlers aus Santa Agata ist ausverkauft und Werk wie Händler bereiten sich langsam auf den Nachfolger vor. Der soll seine Premiere in der ersten Jahreshälfte 2024 feiern und zum Ende des Jahres anrollen. Bis dahin träumen wir einfach noch vom STO.
Lamborghini Huracán STO Lamborghini
75 Prozent Kohlefaser
Klar, der gerade einmal 1,22 Meter flache Lamborghini Huracan ist gerade als nachgeschärfte STO eine Rennmaschine, eine Waffe, die es in sich hat. Dafür sorgt neben dem imposanten Basispaket des Huracan der spürbare Einfluss der Rennsportabteilung des Sportwagenbauers, denn diese hat den Huracan erst zum STO gemacht. STO steht dabei für Super Trofeo Omologata. Das sagt den Amerikanern genauso wenig wie den meisten Autofans in unseren Breiten; hört sich aber gut an und bedeutet, dass dieser Bolide auf der Rennstrecke keinerlei Vergleich scheuen muss.
Lamborghini
Die meisten STO-Lambos verschwinden in Sammlungen
Auf der Straße wird man das sportlichste aller Huracan-Modelle kaum zu Gesicht bekommen. Viele Modelle parken in Sammlungen; andere machen vielleicht einmal einen Abstecher zum Gentlemen Drive Event in Spa oder Laguna Seca. Um hier alle anderen auszustechen, bietet die Flunder Hinterradantrieb, mit unter 1,4 Tonnen deutlich weniger Gewicht als der beeindruckend dynamische Huracan Performante und einem Aerodynamikpaket, das einem bereits im Stand den Atem raubt. Auf der Straße präsentiert sich der Mittelmotorsportler als unglaubliche Fahrmaschine mit einer messerscharfen Lenkung, die das Einlenkverhalten neu definiert und einer Fahrpräzision, die sich kaum anders finden lässt.
Beim starken Beschleunigen verzaubern einen Agilität und Traktion gleichermaßen. Die spürbaren Abstriche beim Federungskomfort schmerzen auf den bisweilen zerborstenen Highways rund um San Francisco, und als es aus Oakland nach Norden in die wärmeren Gefilde der amerikanischen Weinbauregion Nummer eins geht. Nach langen Highway-Passagen werden die kleinen, kurvigen Straßen des Napa Valley zu einem idealen Schauplatz, um die Dynamik des Norditalieners mit dem charismatischen V10-Saugmotor zu feiern.
Heftige Bremsen, 640 Sauger-PS
Die absoluten Tempi sind dabei weniger beeindruckend als erwartet und so muss sich der Fahrer keine Gedanken um die Position des manuell verstellbaren Heckflügels machen. Der Abtrieb spielt keine Rolle und an das Fahrverhalten des Renners mit seiner Gewichtsverteilung von 41:59 gewöhnt man sich erstaunlich schnell.
In 3 Sekunden auf 100 und 310 km/h schnell
Wer will, drückt den STO aus dem Stand in drei Sekunden über die 100-km/h-Marke und lässt ihn in freier Wildbahn bis zu 310 km/h schnell fahren. Damit ist er nennenswert langsamer als andere Huracan-Versionen, die an der 330er-Marke kratzen. Doch der Lamborghini Huracan STO ist eben etwas für die Rennstrecke und hier ist die Höchstgeschwindigkeit von niederer Bedeutung. Schlicht grandios: die Hochleistungsbremse, die weder im Alltag noch auf der Rennstrecke an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit kommt und sich mit der Lenkung ein internes Wettrennen um die beste Einzelkategorie liefert.
Getriebe wählt gern einen zu hohen Gang aus
Kein Gedanke, am griffigen Lederlenkrad die Fahrmodi zu wechseln, denn im Basismodus namens STO ist man normalerweise ideal unterwegs. Die schärferen Fahrprogramm sind eher abgesperrten Pisten und Rennstrecken vorbehalten, denn hier geht es heißer zur Sache. Was auf den geraden Stücken und den Highways gut funktioniert, stößt hier nördlich der immerkühlen Bay Area an seine Grenzen. Der STO wählt gerne einen zu hohen Gang des siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebes. Das klappt im manuellen Modus besser oder man entscheidet sich etwas ambitioniert für das Trofeo-Fahrprogramm, was sich auch im Digitalinstrument widerspiegelt. Die Instrumente sind nach all der Huracan-Zeit wohl das Einzige, was in die Jahre gekommen ist, denn die Informationen im Cluster hinter dem Steuer sind unübersichtlich und der Touchscreen auf der Mittelkonsole ist auch nicht auf dem Stand neuester Technik.
Radio-Sound ist nicht das, was man hören will
Stören tut das auf dem Weg zurück nach Süden bei warmen 25 Grad Celsius jedoch kaum jemanden, denn das Radio tönt – wenn auch etwas blechern. Der akustische Genuss ist ohnehin der Zehnzylinder, der immer wieder aufheult, wenn sich die weiße Flunder in eine kleine Lücke schiebt, während nebenan mächtige Fullsize-Pick-Ups vorbeirollen und schon wieder Handykameras klicken. Jene Pick Ups haben es ganz nebenbei auch etwas leichter mit dem Gepäck, denn ein solches Abteil sucht man beim STO nahezu vergeblich, denn das winzige Abteil unter der Fronthaube fasst nicht einmal 40 Liter und eignet sich somit eher als üppiges, aber etwas unpraktisch zu erreichendes Handschuhfach.
Von Stefan Grundhoff