Mit der Virtual Reality-Brille ins Auto? Kein Problem, wenn es nach Audi und holoride geht. Das Münchner Start-up will Serien gucken und Zocken im Auto ohne Motion Sickness möglich machen. Was kann die Anwendung auf der Rückbank?
Nichts geringeres als eine Revolution in der Onboard-Unterhaltung soll holoride sein. Das Münchner Start-up ist eine Audi-Ausgründung und möchte Virtual-Reality ins Auto holen. Langfristig zielt man damit auf Passagiere autonomer Fahrzeuge, die mangels Fahraufgaben Zeit für Unterhaltung auf dem Weg von A nach B haben. Da es bis dahin aber noch ein langer wie steiniger Weg ist, dürfte holoride im Hier und Jetzt vor allem für Mitfahrer ein willkommener Zeit-Totschläger auf langen wie kurzen Fahrten sein. Die müssen aber in der zweiten Reihe sitzen, denn nur da ist die Verwendung von holoride aufgrund der Sicherheit bei einer Frontairbagauslösung erlaubt.
Die Basis bilden VR-Brillen der aktuellen Generation, in unserem ersten kurzen Probelauf die HTC Vive Flow. Sie kommt ohne internen Akku aus und ist somit angenehm leicht. Der Strom kommt aus der USB-C-Dose des Audi A6 Avant, dessen Interieur zum “experience space” werden soll, wie die Entwickler von holoride erklären. Zunächst muss die myAudi-App auf dem eigenen Smartphone installiert werden. Danach muss ein einmaliger Pairing-Vorgang zwischen Brille, Smartphone und Auto durchgeführt werden. Das Smartphone dient dabei als “trusted device” und soll Datensicherheit bei der Datenübertragung via Bluetooth zwischen den drei Geräten sicherstellen. Fehlt noch die Kalibrierung: Die Brille einmal gerade in Fahrtrichtung halten, eine Taste drücken, fertig. Ab da ist alles bereit, um in die virtuelle Realität einzutauchen, die in der aktuellen, frühen Phase aus Spielen und der Spiegelung des eigenen Handys besteht.
VR reagiert auf Fahrzeugbewegungen
Nun aber: Brille auf und eintauchen. Im Spiel Cloudbreakers sitzt man in einem virtuellen Raumschiff und steuert einen vorausfliegenden Roboter, der feindliche Roboter abwehren soll. Gesteuert wird mit einem Gamepad, gezielt wird durch Kopfbewegung. Das Schiff fliegt dementsprechend so wie das Auto fährt und tatsächlich ist man ratzfatz drin im Spiel, zerhackt gegnerische Roboter mit einem mächtigen Schwert oder ballert sich effektreich durch gegnerische Geschwader. Eine Latenz zwischen Fahrzeug- und In-Game-Bewegung ist nicht zu spüren, weswegen auch nach mehreren Minuten intensiver Action keinerlei Übelkeit aufkommt.
Alternativ kann man auch Serien und Filme genießen, was über die Spiegelung des eigenen Smartphones funktioniert. Dementsprechend ist ein Abo eines Streaminganbieters notwendig. Warum man nicht einfach so am Handy glotzt? Auch hier: Motion Sickness. Während der Handyspiegelung läuft im Hintergrund die Landschaft vorbei, der Handybildschirm steht wie eine Leinwand im freien Raum, vorbeifliegende Orientierungspunkte werden zudem nicht von Sitzen, A- und B-Säulen verdeckt.
Holoride in allen neuen Audi möglich
Wer holoride nutzen möchte, kann ab sofort ein Paket bestehend aus der HTC Vive Flow, einem Gamepad und einem Jahresabo für die holoride-Plattform für 699 Euro erwerben. Das Abo allein kostet 14,99 Euro pro Monat im Jahresabo und 19,99 Euro pro Monat bei einer Monatsbuchung. Die finanziell größere Herausforderung ist aber der holoridefähige Audi.