Das Marelli-Elektromotorenwerk in Köln.
Verschlechterung der Auftragslage in Köln
Der damalige Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sprach von einem „ermutigenden Zeichen“ für die Perspektive des Standorts und betonte erneut die traditionelle Bedeutung der Autoindustrie für NRW und für Köln. Aus den zu Beginn 125 Mitarbeitenden sollte auf den 18.000 Quadratmetern ein Vielfaches werden. Der Zulieferer sagte damals, Köln habe sich wegen der guten geografischen Lage im Zentrum Europas, guten Fachkräften, aber auch der Nähe zu einer weitreichenden Forschungslandschaft wie etwa der RWTH Aachen gegen andere potenzielle Standorte durchgesetzt. Insgesamt zehn Städte seien europaweit im Rennen gewesen, drei davon in Deutschland.
Nun, nicht mal drei Jahre nach der ersten Ankündigung, macht Marelli schon wieder Schluss in Köln. Auf Anfrage teilte das Unternehmen mit, dass „die Herausforderungen, mit denen unser Sektor seit dem Ausbruch von Covid-19 konfrontiert ist, im vergangenen Jahr durch weitere externe Ereignisse verstärkt wurden.“ Diese Herausforderungen seien globaler, struktureller und langfristiger Natur. Insbesondere die Zulieferindustrie sei zunehmend der Unsicherheit ausgesetzt. Und weiter: „Speziell in unserem Werk in Köln waren wir mit einer unvorhergesehenen Verschlechterung der Auftragslage konfrontiert.“ Im März des kommenden Jahres will Marelli sein Kölner Werk schließen.
Einigung über Sozialplan
Die derzeit rund 140 Mitarbeitenden erhalten in den kommenden Wochen ihre Kündigung. Marelli betont, dass man mit Betriebsrat und der Gewerkschaft in konstruktiven Gespräche zu einer Einigung über einen Sozialplan gekommen sei, der „eine faire und sozialverträgliche Lösung“ darstelle. Er gewährleiste auch den Betrieb in der nahen Zukunft bis zur Einstellung der Produktion im März 2024. Paul Hecker, Mitglied der Geschäftsführung der IG Metall Köln-Leverkusen, bedauert zwar die Entscheidung des Unternehmens, spricht aber auch davon, dass die Lösung insgesamt fair sei. So sei bei den Abfindungen ein hoher Sockel vereinbart worden, so Hecker. Wer bis zum Ende bleibt, bekomme auch eine Halteprämie.
Es habe von Anfang an eine hohe Fluktuation in der Belegschaft gegeben, einige Erwartungen an den neuen Arbeitgeber wurden aber wohl nicht erfüllt. „Viele gute Fachkräfte haben ihre Jobs gekündigt, um bei Marelli an einer Zukunftstechnologie mitzuarbeiten“, sagt auch Sandra Osterrieder von der IG Metall. Die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt seien aber insgesamt gut. Derartige Fachkräfte würden gesucht.