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Mitsubishi Colt (2023) im Fahrbericht: Die C-Frage

Es gibt gute Gründe, diesen Kleinwagen statt seines französischen Bruders zu nehmen

mitsubishi colt (2023) im fahrbericht: die c-frage

Es wäre eine fast irreführende Frage beim Kreuzworträtsel: Kleinwagen mit vier Buchstaben und C am Anfang. Clio. Was sonst? Von wegen. Denn jetzt hat der Renault einen japanischen Bruder mit berühmten Nachnamen bekommen. Willkommen zurück, Mitsubishi Colt!

Benannt nach einem jungen Pferd (und eigentlich nicht nach dem Revolver) gab es schon seit den 1960ern einige Colt, doch 1978 brachte Mitsubishi die erste eigenständige Colt-Baureihe auf den Markt. Anfangs noch Golf-Gegner, mutierte spätestens die bislang letzte Generation zum Polo-Rivalen. Allein in Deutschland wurden 420.000 Colt verkauft, viele fahren heute noch. Nun gibt es nach über einem Jahrzehnt endlich wieder einen Colt.

Was ist das?

Der neue Mitsubishi Colt ist unverkennbar ein Renault Clio, auch wenn die Diamanten-Marke das andere C-Wort nur ungern in den Mund nimmt. Aber jeder, der sich näher mit Autos beschäftigt, sieht sofort, dass seit dem kürzlich erfolgten Clio-Facelift auch der Colt im gleichen türkischen Werk vom Band rollt.

Indes hat man bei Mitsubishi wohl eher jene Normalos im Sinn, die keine Fachzeitschriften wälzen und seit 30 Jahren ihrem ländlichen Händler eng verbunden sind. Die sagen: Schön, endlich wieder ein Colt, endlich ein moderner Kleinwagen im Angebot. Und davon gibt es mehr Menschen, als Sie und ich glauben. Man denke nur an das Trio Peugeot 108/Citroën C1/Toyota Aygo oder den VW Up und seine Brüder oder diverse Lieferwagen. Allesamt erfolgreich trotz Badge-Engineering.

Mitsubishi Colt (2023)

Renault Clio (2023)

Wo unterscheidet sich der Colt vom Clio? Hinten prangt ein ausgeschriebener Mitsubishi-Schriftzug, vorne gibt es eine etwas modifizierte Frontpartie. Bei der man immer noch den Erker für den Renault-Rhombus sieht.

Aber als Clio-Fahrer kann ich Ihnen sagen: Es gibt schlechtere Grundlagen. Wie sich im Innenraum zeigt. Dort prangt das Mitsubishi-Logo auf dem Lenkrad, ansonsten ist alles Renault. Etwa der Bediensatellit hinter dem Lenkrad, an den man sich schnell gewöhnt. Wie auch an die restliche Bedienung mit vielen echten Knöpfen und Schaltern. Das Raumgefühl geht absolut in Ordnung, wenngleich die Beinfreiheit hinten nicht übermäßig üppig ausfällt.

Doch das fällt eher unter Petitessen, ebenso wie die etwas unpraktischen Türgriffe hinten oder die zu kurze Mittelarmlehne vorne. Tipp: Den 9,3-Zoll-Touchscreen (siehe oben) muss man nicht unbedingt haben, 7 Zoll reichen auch, zumal ein scharf anzeigendes Digitalcockpit immer serienmäßig ist. 

Wie fährt er sich?

Das Motorenangebot umfasst einen 1,0-Liter-Saugbenziner mit 65 PS, den gleichen Dreizylinder mit Turbo und 91 PS sowie einen Hybrid mit 145 PS Systemleistung. Den Basismotor versuchen wir noch in die Finger zu bekommen, weil der neue Colt damit preislich sehr interessant, dazu später mehr.

Auf einer kurzen Runde präsentiert sich der Hybrid durchaus ausgewogen und laufruhig. Aber mit Blick auf den Preis ist er mehr etwas für Kunden, die unbedingt eine Automatik im Colt brauchen oder flott unterwegs sein möchten.

Die goldene Mitte ist der Turbobenziner. Ihn kenne ich schon aus meinem Clio: Trotz Dreizylinder ausreichend leise mit leichter Anfahrschwäche (maximales Drehmoment erst bei 2.000 U/Min) und bisweilen unexakt geführtem Sechsgang-Schaltgetriebe. 12,2 Sekunden braucht der 91-PS-Colt auf 100 km/h, maximal sind 180 Spitze möglich. Kein Kracher also, aber absolut tauglich für längere Autobahnetappen.

Was kostet er?

Bis hierhin fällt die Entscheidung zwischen Colt und Clio eher mit Blick auf Markentreue oder die Optik. Doch im Preiskapitel kann der Mitsubishi auftrumpfen. Los geht es in Deutschland noch bis Ende Oktober 2023 für 15.590 Euro dank 2.000 Euro Vorbesteller-Bonus. Normal liegt das Basismodell bei 17.590 Euro. Aber was heißt hier Basis?

Der erste und der bislang letzte Mitsubishi Colt

Bereits in der Einstiegsversion sind unter anderem Bi-LED-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht, LED-Rückleuchten, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, ein Audiosystem mit Digitalradio DAB+ und Bluetooth, eine Klimaanlage, ein Multifunktionslenkrad, eine digitale Instrumentierung mit 7-Zoll-Farbdisplay, Licht- und Regensensor sowie eine Tempoautomatik mit Geschwindigkeitsbegrenzer enthalten.

Die serienmäßige Sicherheitsausstattung umfasst ein Auffahrwarnsystem mit Fußgänger- und Fahrradfahrererkennung und Notbremsassistent (FCM+), einen aktiven Spurhalteassistenten (LDW/LDP) und eine Verkehrszeichenerkennung (TSR).

Reicht eigentlich, oder? Schade, dass es den 91-PS-Benziner erst ab der nächsthöheren Plus-Ausstattung gibt. 20.990 Euro sind es dann vor dem erwähnten Rabatt. An Bord hier: Ein Infotainment-System mit kabelloser Smartphone-Anbindung (Android Auto™/Apple CarPlay) und 7-Zoll-Touchscreen, ein Ablagefach für Smartphones mit kabelloser Ladefunktion, eine Klimaautomatik.

Ebenso 16-Zoll-Alufelgen, ein beheizbares Lenkrad, eine Sitzheizung für die Vordersitze, ein Smart-Key-System mit Start-Stopp-Knopf, einen doppelten Laderaumboden (nicht für Hybrid), eine Einparkhilfe vorne und hinten sowie eine Rückfahrkamera. Passt.

Für den Hybrid werden vor Rabatt mindestens 25.990 Euro fällig. Das muss man wollen. Preislich nehmen sich Colt und Clio übrigens nicht dramatisch viel. Aber: Wie für alle Modelle der Marke gewährt Mitsubishi auf den neuen Colt eine fünfjährige Herstellergarantie (bis 100.000 Kilometer) inklusive Mobilitätsgarantie sowie eine Acht-Jahres-Garantie auf die Fahrbatterie (bis 160.000 Kilometer).

Fazit: 7/10

Lieber gut geklont als teuer und womöglich schlecht selbst entwickelt: Der neue Mitsubishi Colt punktet mit allen guten Eigenschaften seines französischen Bruders. Postitiv sind der etwas günstigere Preis und die lange Garantie. Die Händler der Marke werden sich freuen, einen Kleinwagen im Programm zu haben, der in die Zeit passt. Und wer Zweifel an der Eigenständigkeit von Mitsubishi hegt: 2024 kommt der neue Outlander zu uns, 2025 das erste Elektroauto der Japaner.

Mitsubishi Colt 1.0 Turbo Plus (2023)

  • Motor: Dreizylinder-Turbobenziner, 999 ccm
  • Leistung: 67 kW (91 PS) bei 4.500 – 5.000 U/min
  • Max. Drehmoment: 160 Nm bei 2.000 – 3.750 U/min
  • Getriebeart: Sechsgang-Schaltgetriebe
  • Antrieb: Frontantrieb
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 12,2 Sek.
  • Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
  • Länge: 4.053 mm
  • Breite: 1.798 mm
  • Höhe: 1.439 mm
  • Kofferraumvolumen: 391 – 1.069 Liter
  • Anhängelast: 900 kg
  • Verbrauch: 5,2 Liter/100 km (WLTP)
  • Emission: 117 g/km CO2
  • Basispreis: 20.990 Euro

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