Mitsubishi

Mitsubishi Colt (1978-1984) im Fahrbericht: Fideles Fohlen

Haben Sie schon mal ein Auto mit zwei Schalthebeln gesehen?

mitsubishi colt (1978-1984) im fahrbericht: fideles fohlen

Angst vor Autos aus Asien: Das ist nicht neu. Heute sind es die Chinesen, Anfang der 1990er-Jahre herum waren es die Koreaner und in den 1970ern fürchtete man die “gelbe Gefahr” aus Japan. Anfangs noch belächelt, weil ihre Autos recht krude waren, bliesen Toyota und Co. gegen Ende des Jahrzehnts zur Attacke.

Mit Erfolg, denn die ansprechenden und gut ausgestatteten Modelle kamen in einer Zeit des wirtschaftlichen Abschwungs nach der zweiten Ölpreiskrise. Schnell merkten die Kunden, wie zuverlässig die Autos waren. So verebbte auch irgendwann der Spott nach dem Motto “Wofür steht Mazda? Mein Auto zerstört deutsche Arbeitsplätze.” Von wegen. Schließlich reparierten heimische Werkstätten und die deutsche Autoindustrie nahm die Herausforderung erfolgreich an.

Ein Paradebeispiel für die Robustheit japanischer Fahrzeuge ist der Mitsubishi Colt. Seit 1978 wurden über 420.000 Exemplare in Deutschland zugelassen, rund 90.000 davon sollen noch immer im Einsatz sein. Darunter jenes Exemplar mit dem Kennzeichen FB-MD 780H, welches wir kürzlich fahren durften. Zum großen Mitsubishi-Fantreffen in Pretzsch.

Den Namen Colt gab es in Japan schon seit Jahrzehnten, er bezeichnet eigentlich nicht die Pistole, sondern ein junges Pferd. Doch “unser” Europa-Colt debütierte auf der Tokyo Motor Show 1977 unter dem Namen Mirage. Ein moderner Kleinwagen ohne Schnörkel. Mit 3,79 Meter ein wenig länger als der erste VW Golf. Frontantrieb plus OHC-Quermotoren mit 1,2 und 1,4 Liter Hubraum respektive 55 und 70 PS. Und natürlich eine große Heckklappe. 

Nicht ohne Grund setzte Mitsubishi auf eine ausgewogene Linienführung beim A150, so die interne Bezeichnung: In den USA sollte das Fahrzeug als Dodge Colt/Plymouth Champ und in Europa als Mitsubishi Colt vertrieben werden. Dort war er erstmals im Frühjahr 1978 in Genf zu bewundern, Ende 1978 begann der Verkauf in Deutschland. Im September folgte der Colt Turbo mit 105 PS, im Juli 1982 ein kleines Facelift und 1984 kam der eckige Nachfolger.

Im 1981er-Prospekt sprach man von “Individualität statt Anpassung” und hob die Zuverlässigkeit hervor. Sie wurde von der ADAC-Pannenstatistik untermauert. Nicht zu vergessen auch die gute Ausstattung, denn ab der GLX-Version gab es in der Neigung verstellbare Rücksitze und eine damals noch nicht selbstverständliche geteilte Rückbank.

In Sachen Platz war 1979 der um 10 Zentimeter längere Colt Fünftürer dazugekommen. Serienmäßig gab es vier Gänge, für den 1400 GLX auch eine Dreistufen-Automatik. Als Anekdote der Automobilgeschichte waren die GLX-Versionen mit ZWEI Schalthebeln ausgerüstet. “Spurt- und Sparschaltung” nannte Mitsubishi diese Idee.

“Spurt- und Spar”-Schaltung des Mitsubishi Colt im Prospekt von 1981

Dahinter steckt typisch japanische Ingenieurs-Tüftelei, die im Prospekt ausführlich erklärt wird. Also: Rechts befindet sich ein normaler Schalthebel mit vier Gängen. Links daneben eine Art Stock mit der Aufschrift “P” und “E”. P wie Power, hier kommt eine kurze Übersetzung des Getriebes zum Einsatz. E für Economy, eine lange Übersetzung zum Spritsparen. Theoretisch acht Gänge also. Und zwar mechanisch per Vorgelegegetriebe.

Eine zeittypische Idee, als im Zuge immer teuereren Sprits überall Economy-Anzeigen oder “+E”-Getriebe in Mode kamen. Mitsubishi nannte 5,1 Liter, die bei konstant 90 km/h möglich sein. Nun gut, dass ist über vier Jahrzehne später nicht mehr kriegsentscheidend. Als erstes fällt einem das Format des ersten Europa-Colt auf, nach heutigen Maßstäben wäre er nicht mal mehr ein Kleinwagen. 

Dennoch sitzt man in ihm gut und blickt durch große Fensterflächen auf sommerliche Gefilde. Alt wirken im Colt nur die Farben, aber eine Umluftschaltung und ein Drehzahlmesser sind modern. Der 70-PS-Benziner (mit 106 Nm bei 3.500 U/min) geht elastisch zu Werke, schließlich trifft er auf lediglich 820 Kilogramm Leergewicht. Zeit für eine Kunstpause, um das auf sich wirken zu lassen.

Merkt man etwas vom speziellen Getriebe? Nicht wirklich, so oft wir auch die Modi wechseln. Aber unser Beifahrer prägt einen sehr schönen Satz: “In diesem Auto ist man unmittelbar an der Technik.” Da hat er Recht. Kaum Armaturenbrett, ein hörbarer, aber nicht aufdringlicher Motor, kleine 13-Zoll-Reifen. Fahren statt gefahren werden.

Nur erst einmal einen frühen Colt finden. Während die Nachfolge-Baureihen C10 und C50 noch aufzutreiben sind, ist der A150 eine echte Rarität. Gerade einmal zwei Fahrzeuge entdeckt eine schnelle Suche. Dann vielleicht doch lieber die sechste Colt-Generation mit Turbo. Oder das ganz neue Modell, dessen Preise Sie hier finden.   

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