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Luxuswagen für Zittauer Hochschulrektor - reisen alle Rektoren so fürstlich?

Nach einem Bericht über den beinahe 160.000 Euro teuren BMW des Rektors hat sich SZ umgehört – so exklusiv wie Alexander Kratzsch hat es kein anderer Rektor.

luxuswagen für zittauer hochschulrektor - reisen alle rektoren so fürstlich?

Rektor Alexander Kratzsch von der Hochschule Zittau / Görlitz erledigt seine Dienstfahrten in einem BMW der Luxusklasse. © Matthias Weber/BMW; Montage: SZ

Der Dienstwagen von Alexander Kratzsch, Rektor der Hochschule Zittau / Görlitz, hatte in den letzten Tagen für Gesprächsstoff gesorgt. Durch ein Foto aus dem Auto, das er selbst auf Facebook postete, wurde bekannt, dass Kratzsch bei seinen Dienstfahrten in einer Limousine der Luxusklasse unterwegs ist. Das Chauffeursfahrzeug vom Typ BMW 740Ld xDrive mit 340 PS hat einen Listenpreis von annähernd 160.000 Euro. Das warf die Frage nach der Verhältnismäßigkeit auf.

SZ hat bei anderen Fachhochschulen im Freistaat nachgefragt. Sind auch andere Rektoren so fürstlich unterwegs? Das Bild reicht von Bescheidenheit bis zu ähnlichem Luxus.

Rektor Kratzsch hatte auf SZ-Anfrage betont, dass es bei der Anschaffung des BMW nicht um Luxus gegangen sei. Vielmehr brauche er ein Fahrzeug, das bei seinen zahlreichen Dienstfahrten als Arbeitsort geeignet sei. Das bedinge auch mitunter kostspielige Zusatzausstattungen des Fahrzeugs. Andere in die Wahl gekommene Fahrzeuge würden diesen Zweck nicht erfüllen – und schließlich sei der BMW auch der Arbeitsort des Chauffeurs, in dem dieser viele Stunden verbringen müsse. Seine Vorgänger fuhren einen Wagen eine Nummer kleiner – einen Audi A6.

    Zur Wahrheit gehört auch: Die Kosten, die die Hochschule für den BMW aufwenden muss, sind weit vom eigentlichen Listenpreis entfernt – und geradezu sensationell günstig. Die monatliche Leasingrate beträgt lediglich 501 Euro – 6.000 Euro Kosten im Jahr liegen weit unter dem Wertverlust eines Fahrzeugs dieser Klasse.

    Für Normalverbraucher bietet BMW solche Leasingraten ohne Sonderzahlung vielleicht für ein Modell der 3er-Reihe. Ein neuer 7er kostet dagegen im Monat weit über 2.000 Euro – und dann sieht der Leasingvertrag in aller Regel eine maximale jährliche Laufleistung von 10.000 Kilometern vor. Rektor Kratzsch dagegen teilt auf SZ-Anfrage mit: “Es erfolgte keine Leasingsonderzahlung, Anzahlung oder Ähnliches. Laut Leasingvertrag wurden 40.000 km Laufleistung pro Jahr vereinbart.”

    Möglich macht solche Preise sogenanntes Behörden-Leasing. Premium-Hersteller wie BMW oder auch Mercedes-Benz oder Audi haben ein Image-Interesse daran, dass hochgestellte Amtsträger mit ihren Fahrzeugen unterwegs sind. Sie bieten Bundes- und Landesbehörden aber auch Kommunen oder Bürgermeistern Leasingraten, die weit unter den eigentlichen Kosten liegen.

    Andere Rektoren müssen selbst fahren

    Wie aber sind andere Hochschulrektoren dienstlich mobil? “Der Rektor der Hochschule Meißen hat keinen eigenen Dienstwagen und demzufolge auch keinen Chauffeur”, lässt die dortige Fachhochschule knapp auf SZ-Anfrage wissen. Besser ausgestattet ist die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) – persönlichen Rektor-Luxus gibt es aber auch dort nicht. “Der Rektor fährt keinen persönlichen Dienstwagen. Die Hochschule hat innerhalb ihres nicht personengebundenen Dienstwagen-Pools allerdings ein Fahrzeug, auf das vorrangig Mitglieder des Rektorats (Rektor, Prorektorin Bildung, Prorektor Forschung und Kanzlerin) zugreifen können”, heißt es.

    Bei diesem Fahrzeug handele es sich um einen BMW 530e xDrive, der im Bedarfsfall grundsätzlich auch allen anderen Führungskräften/Mitarbeitenden zur Verfügung stehe. Die HTWK Leipzig beschäftige auch keinen Chauffeur. “Im Grundsatz gilt für alle Dienstfahrzeuge der HTWK Leipzig das Selbstfahrprinzip”, teilt die Hochschule mit. Außer mit dem Auto sei der Rektor mit der Bahn unterwegs.

    Bei der Die Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) ist es ähnlich. Die nennt auf SZ-Anfrage keinen Autotyp, teilt aber mit: “Die WHZ verfügt über einen Fahrzeugpool, welcher von verschiedenen Personen der Hochschule flexibel genutzt werden kann.” Im Fahrzeugpool befänden sich Pkw in unterschiedlicher Größe und Ausstattung, die Zuordnung erfolge nach Verfügbarkeit und Angemessenheit. Ansonsten sei der Rektor “bedarfs- und angebotsorientiert” unterwegs – mal mit Dienstwagen, mal mit dem privaten Pkw, bei passenden Verbindungen auch gelegentlich mit der Bahn.

    Bayerischer Luxusliner in Mittweida und Dresden

    In einem bayerischen Luxusliner – allerdings einem aus Ingolstadt – ist die Leitungsebene der Hochschule Mittweida (HSMW) unterwegs. “Unser Rektor hat keinen persönlichen Dienstwagen. Die Hochschule hat einen Dienstwagen für die gesamte Hochschulleitung, der von allen Mitgliedern über entsprechende Fahranträge genutzt werden kann”, teilt die HSMW auf SZ-Anfrage mit – nutzungsberechtigt seien neben dem Rektor die Prorektoren, der Kanzler sowie deren Referenten.

    Dazu kämen Transferfahrten für Hochschulexterne, die offizielle Gäste der Hochschulleitung sind. “Verschiedene Fahrer aus dem Bereich Betriebstechnik/Fuhrpark führen das Fahrzeug”, heißt es weiter.

    Das aktuelle Fahrzeug sei ein Audi A8 50 TDI mit der kleinsten verfügbaren Motorisierung von 210 kW (285 PS). “Die HSMW hat das Fahrzeug für die Dauer von einem Jahr geleast”, so ein Hochschulsprecher. Es handele sich um ein sogenanntes. „Behördenleasing“. “Die monatlichen Leasingkosten sind nicht vergleichbar mit denen für Privatkunden und decken alle Servicekosten ab”, heißt es. Die Höhe der Leasingrate nennt die Hochschule nicht.

    Die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTWD) schließlich lässt wissen: “Zum Verwaltungsfuhrpark gehört ein Audi A8. Dieser steht der Rektorin bevorzugt zur Nutzung, wird aber auch durch andere Mitglieder der Hochschulleitung wie der Prorektorin für Lehre und Studium, den Prorektor für Forschung und Transfer und den Kanzler genutzt.” Es gebe einen Fahrer, der allen Mitgliedern der Hochschulleitung zur Verfügung stehe. “Die Rektorin nutzt für Dienstreisen auch die Deutsche Bahn und besitzt ein Jobticket”, heißt es außerdem.

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