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Lamborghinis Verbrenner sind ausverkauft – für immer

Seit März hat die Luxus-Sportwagenmarke ihren ersten Plug-in-Hybrid im Angebot, nun sollen weitere folgen. Die letzten reinen Verbrenner-Modelle sind „bis zum Produktionsende ausverkauft“, sagt Firmenchef Winkelmann. Den Schritt geht das Unternehmen nicht ganz freiwillig.

lamborghinis verbrenner sind ausverkauft – für immer

EIn Lamborghini Huracan. Auch dieses Modell ist als reiner Verbrenner bis Produktionsende komplett verkauft Getty Images

Bei Lamborghini, der Luxus-Sportwagenmarke des Volkswagen-Konzerns, gibt es keine reinen Verbrennerfahrzeuge mehr zu kaufen. „Unsere Modelle Huracan und Urus sind bis zum Produktionsende ausverkauft“, sagte Markenchef Stephan Winkelmann im Gespräch mit WELT. Sie werden in den Jahren 2024 und 2025 durch Plug-in-Hybride ersetzt, also durch teilweise elektrisch betriebene Wagen.

Seit März hat Lamborghini seinen ersten Hybrid im Angebot, den Revuelto, der das Modell Aventador ersetzt hat. Dieser Wagen verfügt dank der zusätzlichen E-Motoren über eine Leistung von 1015 PS und beschleunigt in 2,5 Sekunden auf 100 km/h.

Rein elektrisch dürfte der Wagen praktisch nie gefahren werden, die Batterie fasst nur sehr bescheidene 3,8 Kilowattstunden. Dafür liegt ein gewaltiger V12-Motor im Heck des Fahrzeugs. Bis Ende 2025 sei auch der Revuelto schon ausverkauft, sagt Winkelmann.

Mit dem Auto folgt Lamborghini der „Hybridisierung“, wie sie auch im Motorsport betrieben wird. In der Formel 1 sieht das Regelwerk ab 2026 vor, dass 50 Prozent der Motorleistung aus den Elektro-Antrieben kommen muss. Auch andere Sportwagenhersteller wie Ferrari nutzen Elektromotoren zusätzlich zum Verbrenner, um die Leistung ihrer Fahrzeuge noch weiter zu steigern.

Den Schritt zur Elektrifizierung gehen die Unternehmen aber nicht ganz freiwillig. Zwar gibt es für Kleinserienhersteller Ausnahmeregelungen bei der CO₂-Regulierung der EU. Doch auch Lamborghini muss Klimaziele erfüllen. „Wir werden mit der Hybridisierung aller unserer Fahrzeuge die CO₂-Emissionen im Vergleich zu heute um 50 Prozent reduzieren“, kündigt der Markenchef an.

Ab 2028 werden die Werte noch weiter sinken, denn dann kommt der erste rein elektrische Lamborghini auf den Markt. Es soll ein alltagstaugliches Fahrzeug werden, ähnlich wie der SUV Urus, nur etwas flacher. Das „Familienfahrzeug“ unter den Lamborghinis macht mehr als die Hälfte des Absatzes aus, die Preise beginnen bei mehr als 220.000 Euro.

Lamborghini – eine Gewinnmaschine des Volkswagen-Konzerns

Die starken Bestellzahlen und die Rekordzahl an Auslieferungen seit Jahresbeginn machen Lamborghini zur Gewinnmaschine des Volkswagen-Konzerns. Das Unternehmen in der Gemeinde Sant‘Agata Bolognese bei Bologna in Norditalien ist seit 1998 ein Tochterunternehmen des Automobilerstellers Audi, der wiederum zu 100 Prozent VW gehört.

Im vergangenen Jahr hat die edle Sportwagenschmiede mit jedem eingenommenen Euro 25,9 Cent Gewinn gemacht, nun stieg die Umsatzrendite in den ersten drei Monaten 2023 auf enorme 35,7 Prozent. Das sind Werte, wie man sie in der Luxusbranche findet, und weniger in der Automobilindustrie. Branchenprimus Ferrari lag nur knapp darüber. Allerdings verkauft Ferrari rund 3000 Wagen mehr pro Jahr, zu höheren Durchschnittspreisen.

Spekulationen über einen möglichen Börsengang, die immer wieder aufkommen, weist Winkelmann zurück. Auch im VW-Konzern werden entsprechende Gerüchte immer wieder dementiert.

Angesichts der schwachen Börsenbewertung der VW-Gruppe könnte zumindest ein Teil-Börsengang wie bei der Tochter Porsche äußerst lukrativ sein. Im vergangenen Jahr hatten alle Marken des Konzerns „virtuelle Börsengänge“ durchgespielt. Doch auch im Fall von Lamborghini diente das lediglich einer Vergewisserung, wo die Einspar- und Gewinnpotenziale des Unternehmens liegen.

In diesem Jahr hat Lamborghini bis Ende Juni 5341 Fahrzeuge ausgeliefert, ein Plus von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr – und wieder ein Rekord. Die meisten Kunden habe man in China, den USA und in Deutschland, sagt Winkelmann.

Trotz der hervorragenden Zahlen ist der Manager mit Versprechungen vorsichtig. Man könne die Rekordmarge des ersten Quartals nicht aufs ganze Jahr hochrechnen, sagt er: „Das letzte Jahr war unser absolutes Rekordjahr und wir peilen auch in diesem Jahr ein sehr gutes Ergebnis an.“ Als Vorgabe hat ihm VW-Konzernchef Oliver Blume eine Marge von mindestens 25 Prozent gesetzt. Abgesehen von diesem finanziellen Ziel sei Lamborghini ein eigenständiges Unternehmen, mit eigener Entwicklung, Produktion und Vertrieb.

Winkelmann: „Auf der Suche nach Synergien“

Doch Lamborghini bedient sich auch im VW-Konzern bei der Technologie. Dort ist die Entwicklung der Bauteile, die man sich in einem Super-Sportwagen vorstellen könnte, gerade weiter von den Italienern weggerückt. Künftig entwickelt Porsche die Oberklasse- und Sport-Variante der konzernübergreifenden Elektroauto-Architektur, beim direkten Mutterunternehmen – Audi bleiben die Mittelklasse-Modelle.

Auch für Hochleistungs-Batteriezellen wird Winkelmann wohl bei Porsche anklopfen müssen – die selbst im Dax notierte VW-Sportwagentochter baut ihre eigene Batteriefabrik. Audi wird dagegen mit der „Einheitszelle“ des Konzerns versorgt.

Bisher plante Lamborghini bis 2027 mit Investitionen von 1,7 Milliarden Euro, hauptsächlich für die neuen Modelle. Diese Zahl werde sich nun erhöhen, kündigte Winkelmann an. Gleichzeitig sei man „ständig auf Suche nach Einsparungsmöglichkeiten und Synergien“. Die Gewinne sollen weiterhin hoch bleiben.

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