Nachrichten

Panorama

Vermischtes

Kontroll-Marathon an den Bundesstraßen rund um Riesa

Acht Stunden lang waren Beamte des Riesaer Reviers an der B169 und der B182 im Einsatz. Es ging um Drogen, Gurtpflicht und Handyverbot – aber nicht nur das.

kontroll-marathon an den bundesstraßen rund um riesa

Eine Polizistin kontrolliert den Auspuff eines getunten Hondas. © Sebastian Schultz

Riesa. Der gelbe Honda war schon zu hören, ehe er überhaupt auf die Auffahrt zur B169 einbog. Jetzt steht das tiefer gelegte Fahrzeug am Straßenrand – und drumherum fünf Einsatzkräfte des Riesaer Polizeireviers. Einsatzleiterin Paula Kühn prüft schon einmal mit der Handfläche den Abstand zwischen Reifen und Chassis, ihre Kollegin schaut sich derweil die verdunkelten Scheiben und Frontscheinwerfer an und fragt den Fahrer, wann er den Pkw denn gekauft hat. Dem ist die Sache sichtlich unangenehm. Er habe für alles Papiere, sagt er. Aber die lägen daheim.

Getunte Autos sind heutzutage eher Exoten. An diesem Mittwochvormittag haben die Beamten von Bereitschaftspolizei und Riesaer Revier eigentlich den Fokus auf anderen Dingen: Gurtverstöße, unzulässige Beladung, Drogen und Alkohol beispielsweise.

Zuletzt öfter Unfälle an der Auffahrt

Dass die Beamten an dieser Stelle stehen, hat mehrere Gründe. Zum einen bietet die Auffahrt von der B6 auf die B169 nach Riesa genügend Platz. Mindestens drei Fahrzeuge lassen sich gleichzeitig aus dem Verkehr ziehen. Die Polizei will aber noch aus einem anderen Grund an dieser Stelle genauer hinschauen, erklärt Lisa Wend, im Revier als Sachbearbeiterin für Verkehrsthemen zuständig. “An der Stelle entwickelt sich gerade ein Unfallschwerpunkt.” So jedenfalls der Eindruck der Polizei. Eine offizielle Einstufung durch die Unfallkommission steht noch aus.

kontroll-marathon an den bundesstraßen rund um riesa

Spähposten an der B6: Ein Bereitschaftspolizist hält die Straße vor der B-169-Auffahrt im Blick und gibt per Funk durch, wenn ein Fahrer nicht angeschnallt ist oder das Handy am Ohr hat. © Sebastian Schultz

Der Kontrolltag, für den die Beamten von 8 bis 16 Uhr an den Straßen unterwegs sind, hat damit aber nur mittelbar zu tun. Er ist eine landesweite Aktion – und soll vor allem präventiv wirken. “Die Leute sind ja meist vorgewarnt”, so Wend. Zur Sicherheit steht auch die Staatsanwaltschaft an diesem Tag mit zusätzlichem Personal in Bereitschaft – falls bei den Kontrollen etwa gesuchte Personen aufgegriffen wurden oder Straftaten direkt im beschleunigten Verfahren abgeurteilt werden sollen.

Der Fokus liegt in erster Linie, aber nicht nur, auf Lkw und Kleintransportern. Einer der ersten ist der Fahrer eines Lkw. Die Sonnenblende sei ziemlich tief, sagen die Beamtinnen. Er protestiert: “Der Tüv hat ja nachgemessen!” Die Papiere für seinen Anhänger kann er nicht vorweisen, er wird sie nachreichen müssen.

kontroll-marathon an den bundesstraßen rund um riesa

Der Ukrainer am Steuer dieses Transporters wird gleich noch zum Drogentest gebeten. Die wenigsten Autofahrer gehen bei den Kontrollen auf Konfrontationskurs. © Sebastian Schultz

Der Ton an diesem Vormittag ist insgesamt freundlich. Viele Fahrer, die die Kontrollstelle passieren, winken kurz zum Gruß. Wer zur Kontrolle gebeten wird, der bleibt meist locker. So wie die beiden Ukrainer, die mit einem gemieteten Transporter Richtung Riesa unterwegs waren. Im Laderaum liegen verpackte Solarmodule. Auf Englisch fragen die Beamtinnen nach, ob der Fahrer denn einem Drug-Wipe-Test zustimmen würde. “Okay, no problem, wunderbar!”, sagt der Ukrainer und lächelt. Die Kollegin zieht sich den Handschuh über und nimmt mit dem Tupfer eine Speichelprobe.

Mindestens eine Verkehrskontrolle pro Woche

Die wenigsten Fahrer seien auf Konfrontationskurs, erklärt Lisa Wend. Sie sieht solche Kontrollen auch als gute Gelegenheit, mit den Fahrern ins Gespräch zu kommen. “Man bekommt da auch mal Hinweise, wo die Polizei mal den Verkehr kontrollieren sollte.” Richtig dankbar seien die Leute vor allem dann, wenn etwa vor Kitas und Schulen die Geschwindigkeit kontrolliert wird. Neben den Aktionstagen ist man im Revier bemüht, mindestens einmal in der Woche stationär den Verkehr zu überwachen; oft geschehe das aber auch täglich.

Fünf bis zehn Minuten dauert es, bis der Drogentest ein Ergebnis zeigt. Im Fall des Ukrainers ist das nicht ganz eindeutig: “Leicht positiv”, sagt die Beamtin. “Er hat gesagt, dass er gerade einen Kaffee getrunken hat.” Das könnte Einfluss auf das Ergebnis haben. Es gibt noch einen zweiten Test, zur Sicherheit. Fällt ein Drogentest positiv aus, müsste der Mann zur Blutentnahme ins Krankenhaus. Die beiden Männer müssen noch einmal eine Viertelstunde warten, ehe klar ist: Sie dürfen weiterfahren.

kontroll-marathon an den bundesstraßen rund um riesa

Mit Tuning-Fahrzeugen haben die Beamten aus Riesa relativ wenig zu tun. Zur Not hilft ein Griff zum Praxisleitfaden. © Sebastian Schultz

Nach etwa zweieinhalb Stunden wird es ruhiger an der Auffahrt. Der Berufsverkehr ist durch – und längst wird auf den einschlägigen Facebook-Seiten vor der “Großkontrolle” gewarnt. Das wissen auch die Polizisten. Ohnehin ist um die Mittagszeit der Umzug an die zweite Kontrollstelle geplant: Es geht an die B182 in Strehla. Zuvor fährt allerdings noch der 22 Jahre alte Honda in die Kontrollstelle. Wie er es erst vor kurzer Zeit durch den Tüv geschafft haben soll, macht auch die Beamten stutzig. “Schaffen Sie es, in 20 Minuten wieder mit den Papieren hier zu sein?”, fragt die Beamtin. Der Fahrer nickt. Die Polizistin holt in der Zwischenzeit ein Handbuch aus dem Dienstwagen. Der Praxisleitfaden soll bei Kontrollen in der Tuning-Szene helfen. Die Kollegen könnten sich ansonsten auch in Dresden zu dem Thema weiterbilden, erklärt Lisa Wend.

Nach acht Stunden an den Bundesstraßen im Revier gehen die Kontrollen zu Ende. 97 Fahrzeuge haben sie angehalten. Bilanz am Ende: 25 Verstöße, davon sechs gegen die Gurtpflicht. Dazu kommen noch ein Tüv-Verstoß, einige fehlende Warndreiecke und -westen sowie vergessene Führerscheine und Zulassungspapiere. Auch der Honda-Fahrer kann bei seiner Rückkehr nachweisen, dass fast alles seine Ordnung hat: Nur für die Verdunklungsfolie an den Scheiben schreiben ihm die Polizisten einen Mängelschein. “Er hat jetzt eine Woche Zeit, das in Ordnung zu bringen”, erklärt Polizeikommissarin Paula Kühn. Danach wird die Zulassungsstelle informiert.

TOP STORIES

Top List in the World