- Die Tradition aufleben lassen
- „Altkönig“, „Taunus Blitz“ und „Mainhattan“
- „Ohne Asien geht es nicht“
Moderner Klassiker: Ein Titanfahrrad des Kronberger Fahrradherstellers Opelit vor dem Frankfurter Showroom.
Gregor von Opel hat eine Weile überlegt, aber außer dem Fahrrad ist ihm nichts eingefallen, was eine vergleichbar spektakuläre Renaissance hingelegt hätte. Von der Erfindung in die Versenkung bis zur Neuentdeckung: So lasse sich die Karriere des Zweirads zusammenfassen. Das gilt ganz allgemein, aber auch für die Fahrräder der Familie Opel. In beiden Fällen haben Verschwinden und Wiederkehr mit dem Auto zu tun.
Traditionsbewusst: Fahrradproduzent Gregor von Opel.
Die Tradition aufleben lassen
Mit der Begeisterung für Touren im Taunus entsteht der Plan, die Fahrradproduktion der früheren Generationen aufleben zu lassen. Als passende Partner dafür gefunden sind, entsteht vor neun Jahren die neue Fahrradlinie Opelit. Das gleichnamige Unternehmen dagegen hat ebenfalls schon Tradition: Seit 1947 hat Gregors Vater Georg von Opel, passionierter Ruderer und Deutscher Meister seiner Disziplin, in der Opelit GmbH Ruderboote hergestellt – und etwas später auch eine Mopetta. Im Verkaufsraum stehen deshalb nicht nur ein Hochrad und eine uralte Nähmaschine, sondern auch einer dieser offenen, eiförmigen Fünfzigerjahre-Kleinstwagen auf drei Rädern. Und unter der Zimmerdecke hängt ein Ruderboot. Ein historisches Opelit-Elektroauto, wie es der Vater 1971 herausbrachte, hat im Verkaufsraum keinen Platz. Schließlich geht es dort zwar sichtlich auch um Tradition, vor allem aber doch um die aktuellen Fahrradmodelle. „Brand New Tradition“ hat sich Opel als Slogan ausgedacht.
„Altkönig“, „Taunus Blitz“ und „Mainhattan“
Der Sitz von Opelit ist in Kronberg am Opel-Zoo, dessen Trägerstiftung Gregor von Opel ebenfalls vorsteht. Aber im Taunus gibt es weder einen Laden noch eine Produktion: Opelit verkauft in der Klassikstadt und im Internet. Die Räder beschreibt der Unternehmer so: ohne Schnickschnack, mit guter Technik, in schönen Farben – und erschwinglich sollen sie sein. Günstigere Opelit-Modelle gibt es für 850 Euro. Das teuerste Rad aus Titan kostet etwa zehnmal so viel.
Im klassischen Handel will Opel seine Gefährte angesichts der Margen von 40 Prozent nicht anbieten. „Wir sind noch ein Nischenhersteller, aber wir wachsen.“ Inzwischen denkt er darüber nach, die Klassikstadt zu verlassen, um mehr Platz zu haben. Vielleicht zieht das Unternehmen demnächst in die Werkshallen in Rüsselsheim. Bisher hat das Unternehmen Opelit nichts mit dem Autohersteller Opel zu tun. Aber Gregor von Opel könnte sich vorstellen, ein Fahrradmodell für Opel zu bauen.
„Ohne Asien geht es nicht“
Produziert wird nach seinen Angaben möglichst viel in Deutschland. „Aber ohne Asien geht es nicht.“ Das gelte vor allem für Shimano-Schaltungen, die viele Kunden als ein Muss empfänden. An drei Orten in Deutschland werden die Räder zusammengebaut – mit so vielen deutschen Komponenten, dass es für die Bezeichnung „Made in Germany“ reicht.
Bei Geschäftsleiter Charly Brech können sich Fahrradfreunde die Modelle ansehen und sich beraten lassen. „Es geht darum, erst einmal herauszufinden, was der Kunde braucht, wo er fahren will.“ Welche Farbnuance ihm gefällt – die Palette reicht von schickem Grau über mattes Mint, eine stumpfe Sandfarbe bis hin zu glänzendem Perlgold. Probefahrten sind möglich, sowohl draußen oder bei schlechtem Wetter auf dem Flur. Viele Kunden kommen, wie Brech sagt, aus Frankfurt und dem Taunus. Manche, die nicht mehr in der Gegend leben, kaufen sich ein Rad, das nach einem Berg aus der alten Heimat heißt. Egal, was genau Brech mit einem Kunden am Computer konfiguriert hat: „Wir stellen es zusammen, und in vier bis fünf Wochen ist es da.“
Brech, seit acht Jahren bei Opelit, ist selbst Rennradfahrer, Trainer und Vorsitzender beim Radsportverein in Frankfurt-Sossenheim – und hat den Kontakt zu Bundesliga-Profis hergestellt. Das Unternehmen unterstützt nun das Männer-Team „Hessen Frankfurt Opelit“. Die Räder aber sollen für alle sein, die gern draußen unterwegs sind. Gregor von Opel ist jedenfalls überzeugt: „Das Fahrrad ist so ein fröhliches Produkt.“