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Hausdurchsuchung bei „300 SL“-Spezialist Kienle

Am 31. Mai hat das Landeskriminalamt Baden-Württemberg die Firmenstandorte von Kienle Automobiltechnik und die Privatwohnungen der Firmeninhaber durchsucht. Im Raum steht der Verdacht des gewerbsmäßigen Betrugs mit dem Verkauf von gefälschten Oldtimern.

hausdurchsuchung bei „300 sl“-spezialist kienle

Bei den Ermittlungen des LKA Baden-Württemberg geht es um zwei Mercedes-Benz 300 SL Roadster der Baureihe W 198 II mit derselben Identnummer. (Bild: Kienle Automobiltechnik)

Der Name Kienle wird in der gemeinsamen Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Stuttgart und des Landeskriminalamts (LKA) Baden-Württemberg zwar nicht genannt, doch LKA-Pressesprecher David Fritsch dementierte gegenüber »F+K« zumindest nicht, dass sich die Ermittlungen seines Hauses gegen die Kienle Automobiltechnik GmbH richten. Dem Spezialisten für die historischen Mercedes-Benz-Baureihen 300 SL (W 198) und 600 (W 100) wird gewerbsmäßiger Betrug mit dem Verkauf von gefälschten Oldtimern vorgeworfen.

„Am 17. März 2023 übersandte das Bundeskriminalamt dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg einen Hinweis, dass eine Firma aus Ditzingen einen betrügerischen Handel mit exklusiven Oldtimern betreibe. Der Verdacht lag nahe, dass diese Firma von lange nicht gehandelten Oldtimern professionelle Dubletten fertigte und verkaufte“, heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung.

Obwohl der Wortlaut der Mitteilung im Plural gehalten ist, geht es laut David Fritsch zunächst um einen einzelnen Fall aus dem Jahr 2019: Ein Händler hatte zum Preis von 1,6 Millionen Euro einen im Farbton Phantasiegelb lackierten Mercedes-Benz 300 SL Roadster (Baureihe W 198 II) erworben. Beim Versuch, dieses Fahrzeug anzumelden, stellte sich jedoch heraus, dass es dessen Identnummer bereits gab, nur war das andere Fahrzeug in den letzten 50 Jahren nicht angemeldet.

Dieser andere 300 SL Roadster wurde im Januar 1961 tatsächlich im Farbton Phantasiegelb produziert sowie mit Scheibenbremsen und Rudge-Rädern ausgerüstet. 1962 kam das Fahrzeug in den Besitz eines Geschäftsmanns aus Zürich (Schweiz), der es in Rot umlackieren ließ.

Zwei 300 SL Roadster mit derselben Identnummer

Hierzu ein Zitat aus der Pressemitteilung: „Die Recherchen haben ergeben, dass ein Mercedes-Benz 300 SL – Farbe: Phantasiegelb – im Jahr 2019 durch die Firma aus Ditzingen zum Kauf angeboten wurde. Dort angegeben war auch die Fahrgestellnummer, die, wie sich zwischenzeitlich herausstellte, auch der rote originale SL hat. Somit steht fest, dass es sich bei dem Gelben um eine Fälschung handeln muss.“

Am 31. Mai durchsuchten Mitarbeiter des LKA die Firmensitze von Kienle Automobiltechnik im Raum Stuttgart und die Privatwohnungen der Firmeninhaber. „Bei der Durchsuchung konnte umfangreiches Beweismaterial sichergestellt werden. Die Auswertung dauert noch an. Die Ermittlungen werden fortgeführt. Potenzielle Geschädigte können sich an das Landeskriminalamt Baden-Württemberg wenden“, erklärt die Pressemitteilung abschließend. Auf die Frage, ob sich die Ermittlungen gegen eine einzelne oder mehrere Personen richten, konnte der LKA-Pressesprecher noch keine Antwort geben.

Aus gut informierten Kreisen erfuhr »F+K« indes, dass die Durchsuchungen am Folgetag fortgesetzt und wiederum einen Tag später seitens Staatsanwaltschaft und LKA Fahrzeuge abtransportiert wurden. Bislang fanden keine Verhaftungen statt, der Werkstattbetrieb bei Kienle Automobiltechnik läuft weiter.

Am Abend des 1. Juni meldete sich Klaus Kienle per Pressemitteilung zu Wort: “Dieser 300 SL Roadster (der vermutlich gefälschte; Anmerkung der Redaktion) war nie bei Kienle Automobiltechnik in der Werkstatt zur Restaurierung. Wir haben dieses Fahrzeug im Rahmen unseres Handelsgeschäfts nur vermittelt.” Alle Betrugsvorwürfe gegen sein Unternehmen und ihn seien somit haltlos. Einen Auftrag, die Echtheit des Fahrzeugs zu prüfen, hat es laut Klaus Kienle nicht gegeben. “Es gab keinerlei Anhaltspunkte für uns, dass dieses Fahrzeug nicht das Original ist.”

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