FIAT

Fiat Punto (1993-2000): Klassiker der Zukunft?

Der Nachfolger des Uno trat ein schweres Erbe an

fiat punto (1993-2000): klassiker der zukunft?

Unsere geschätzten Leser haben bestimmt schon einmal die Rubrik “Kennen Sie den noch?” studiert. Dort stellen wir Autos von früher vor, die inzwischen fast vergessen sind. Doch was ist mit den Modellen, die durchaus noch zahlreich im Straßenverkehr umherfahren? Jene Typen, die jeder kennt, die schon deutlich über 20 Jahre, teilweise aber auch viel weniger auf dem Buckel haben.

Werden sie einmal Oldtimer? Das birgt Zündstoff für kontroverse Diskussionen. Einige dieser Modelle wollen wir in unserer Reihe “Klassiker der Zukunft?” vorstellen.

Es kann nur einen geben. Getreu dieses Mottos verpasste Fiat seinem neuen Kleinwagen vor 30 Jahren gleich einen neuen Namen. Aus “Uno” wurde “Punto”. Ein Name, der sich bis 2018 halten sollte und vermutlich bald mit Stellantis-Konzerntechnik wiederbelebt wird. Aber blicken wir zurück auf die erste Generation, den Typ 176.

1993 gewinnt Deutschland den Davis Cup gegen Australien, in der Bundesrepublik werden die fünfstelligen Postleitzahlen eingeführt. Im gleichen Jahr setzt der Fiat Punto die Erfolgsgeschichte der kompakten Fiat-Modelle fort. Wieder gelingt Giorgetto Giugiaro ein großer Wurf. Allerdings wirkt die Optik mit den hoch gezogenen Rückleuchten etwas beliebig. Fiat befindet im Rückblick: “Die mutige Linienführung und das stimmige Gesamtkonzept trugen entscheidend zum Gewinn des Titels ‘Auto des Jahres 1995’ bei”.

Mutige Linienführung? Das sehen die Tester des ADAC ganz anders und mosern herum: “Die Optik: Na ja, Geschmackssache. Eigentlich könnte der Uno-Nachfolger Punto auf den ersten Blick auch ein Seat Ibiza sein. Was heißen soll, dass auch eiinem Maestro Giugiaro manchmal nichts mehr einfällt. Nun, das ist aber auch schon das einzige Manko, das dem Punto – wenn überhaupt – vorzuwerfen ist.”

Die Kundschaft stört es nicht: Der wahlweise drei- oder fünftürige Kleinwagen (3,76 Meter Länge) avanciert 1996 zum meistverkauften Auto in Europa. Gut 3,4 Millionen Exemplare rollen in sieben Jahren vom Band.

Der ausschließlich im hochautomatisierten Werk Melfi – bekannt als “fabbrica integrata” – produzierte Fiat Punto wird auf dem deutschen Markt in 20 Versionen, fünf Ausstattungsvarianten und wahlweise mit sieben Motoren angeboten.

Die Antriebspalette reicht bei den Benzinern von 1,1 bis 1,4 Liter Hubraum (40 kW/55 PS bis 96 kW/131 PS), der 1,7-Liter-Turbodiesel leistet 46 kW (63 PS) und 51 kW (70 PS). Neben dem 200 km/h schnellen Punto GT, dem Topmodell der Baureihe, steht mit dem Punto ED (Economy Drive) ein technisch auf niedrigen Verbrauch ausgelegtes Modell zur Wahl – ein Novum in dieser Klasse. Automatikliebhaber können mit dem Punto Selecta den Komfort des stufenlosen CVT-Getriebes genießen.

Frontairbags, ABS, Gurtstraffer und Kopfstützen an allen Sitzen sind serienmäßig oder auf Wunsch erhältlich. Auch bei der Ausstattung glänzt der Fiat Punto mit vielen klassenuntypischen Features. Zentralverriegelung mit Infrarot-Fernbedienung, elektrische Fensterheber, Lederausstattung, höhenverstellbares Lenkrad, Scheinwerfer-Reinigungsanlage, Klimaanlage und Diebstahlwarnanlage werden in der Klasse meist auch auf Wunsch nicht angeboten. Eine Servolenkung kostet aber bei manchen Versionen Aufpreis.

Der schon erwähnte ADAC testet 1994 den Punto 60 SX mit 59 PS. Das reicht für 14,5 Sekunden auf 100 km/h und 160 km/h Spitze. Grundpreis: 19.780 DM. Man lobt die Verarbeitung, findet aber das für den 55S optional lieferbare Sechsgang-Schaltgetriebe als zuviel des Guten in der Stadt. Pluspunkte bekommen die “angenehm straff gefederten Sitze”, jedoch sei der 59-PS-Punto angesichts von 910 kg (!) Leergewicht kein Temperamentsbolzen.  

Der Fiat Punto der ersten Generation ist auch als Cabriolet erhältlich. Der offene Fiat stellt echte Cabrio-Puristen zufrieden, denn dank eines in den Windschutzscheibenrahmen integrierten Überrollbügels kann auf einen zusätzlichen Überrollschutz verzichtet werden.

So genießen vier Personen auf allen Plätzen nicht nur ungewöhnlich viel Bewegungsfreiheit, sondern bei geöffnetem Verdeck auch bügelfreie Sicht. Beim Antrieb setzt das Punto Cabriolet auf zwei Benzinmotoren: den 44 kW (60 PS) starken 1,2-Liter-Vierzylinder und dessen Vierventil-Variante mit 63 kW (85 PS).

Ein Facelift im Jahr 1997 bringt nur geringfügige technische Änderungen, die Entwickler konzentrieren sich vor allem auf optische Details wie neue Karosseriefarben. Neu ist dagegen eine 16-Ventil-Variante des bewährten 1,2-Liter-Fire-Motors, der bei Markteinführung 62 kW (85 PS) leistet.

Zwei Jahre später sind die Veränderungen tiefgreifender. Pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum von Fiat wird 1999 die zweite Modellgeneration des Punto vorgestellt.

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