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Fahrbericht: Volvo C40 Recharge Pure Electric Single Motor Grüße vom Heck

Ein Vierteljahrhundert ist eine lange Zeit. Die meisten können sich schon kaum mehr an die ersten Handys (damals noch mit ausziehbarer Antenne) oder das TV-Bild erinnern, das weit von einer 4K-Auflösung entfernt war. Immerhin schon in Farbe. 25 Jahre ist es her, seit Volvo ein Fahrzeug mit echtem Hinterradantrieb im Angebot hatte. Seitdem waren es eben Frontkratzer oder Allradler. Die Zeit des Darbens ist für die Fans der aktiven Hinterachse jetzt vorbei. Der Volvo C40 Recharge Pure Electric Single Motor bringt den Heckantrieb wieder nach Schweden.

Grüße vom Heck

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Volvo C40 Recharge Pure Electric Single Motor Extended Range MJ 2024

Der Käufer hat beim E-Crossover die Wahl der Wahl. Allerdings bleibt der Vorderradantrieb beim C40 Recharge außen vor. Los geht es mit 175 kW / 238 PS und der bekannten Batterie mit einer Kapazität von 69 Kilowattstunden (66 kWh netto), was für maximal 487 Kilometer (WLTP-Zyklus) reicht. Wer Power bevorzugt, greift zum Allradler mit 300 kW / 408 PS und den neuen Akkus mit 82 kWh Kapazität, deren Energieinhalt für maximal 550 Kilometer gut ist. Der Reichweitenmeister des Volvo-C40- Recharge ist die Version mit 185 kW / 252 PS und Hinterradantrieb in Kombination mit der 82-kWh-Batterie, bei der man mit einer Akkuladung nominell bis zu 582 km weit kommt. Damit die Zeit, um diese Distanz zurückzulegen, nicht in einer ultralangen Pause mündet, bringen die chemischen und technischen Verbesserungen auch eine höhere Gleichstrom-Ladeleistung mit sich. Jetzt sind es 200 kW statt bisher 150 kW. Damit sind die Energiespeicher innerhalb von 28 Minuten von zehn auf 80 Prozent gefüllt.

Mit der CMA-Plattform (Compact Module Architecture), die sich verschiedene Geely-, Polestar- und Volvo-Modelle teilen bleibt die technische Basis identisch. Das ist aber auch schon fast alles. Dass die Kapazität bei der „großen“ Batterie um vier kWh auf 82 kWh gestiegen ist, ist unter anderem die Folge eines verbesserten Elektrolyts, was zu einer höheren Energiedichte führt. Effizienz ist die Summe verschiedener Eigenschaften und eine ganz wichtige Komponente ist der Motor. Das ist bei den Stromern nicht anders als bei den Verbrennern. Also haben die Schweden den Permanentmagnet-Synchronmotor (PSM) selbst entwickelt und mit einem optimierten Siliziumkarbid-Inverter bestückt, was etwa fünf Prozent Effizienz bringt.

Volvo gibt den Durchschnittsverbrauch mit 16,1 kWh/100 km an. Bei uns meldete der Bordcomputer 19,9 kWh/100 km. Die Fahrleistungen sind völlig ausreichend. Nach 7,3 Sekunden erreicht der Volvo C40 Recharge Pure Electric Single Motor die 100-km/h-Marke und ist bis 180 km/h schnell. Da könnten auch 368 kW / 500 PS auf die Hinterachse trommeln, bei den Schweden ist bei dieser Höchstgeschwindigkeit Schluss. Solange man sich keine Speed-Duelle liefert, ist man auch so flott genug unterwegs. Zumal die Elastizität zwischen 70 und 120 km/h durchaus vorhanden ist und dem Volvo nicht die Luft ausgeht.

Das macht das Fahren entspannter. Auch die Fahrwerksabstimmung ist gelungen. Obwohl der Volvo C40 Recharge Pure Electric Single Motor Extended Range komfortabel abgestimmt ist, wippt die Karosserie beim Überfahren von Bodenunebenheiten nicht nach. Auffallend ist, wie ruhig es im Innenraum zugeht. Die Lenkung ist kein Vorbild an sportlicher Rückmeldung, lässt den Fahrer aber auch nicht gänzlich im Unklaren, wie es um die Traktion bestellt ist und ermöglicht ein unaufgeregtes Durcheilen der Kurven. Wer will, kann die Lenkung per Touchscreen sportlich einstellen, was aber lediglich zu größeren Rückstellkräften führt. In den Kurven spürt man auch das Gewicht von 2.095 Kilogramm inklusive Untersteuerneigung. Hat man dies verinnerlicht und gibt dann beim Rausbeschleunigen zu herzhaft Gas, melden sich das Heck und fast zeitgleich das ESP zu Wort. Das zeigt einmal mehr: Bei Volvo haben ganze Heerscharen von Assistenzsystemen ohnehin Tradition, die eingreifen, sobald es eng wird. Einen Fahrmodus-Schalter sucht man übrigens vergebens. Spendierfreudiger sind die schwedischen Techniker bei den Rekuperationsmöglichkeiten: Neben dem „One Pedal“-Fahren und dem kompletten Deaktivieren der Energierückgewinnung steht „Auto“ zur Auswahl. Dann richtet sich der Grad der Verzögerung am Vordermann.

Das schlichte skandinavische Design des Innenraums gefällt uns, insofern ist es ganz gut, dass dieses unverändert ist. Auch wenn der breite Rand des neun Zoll großen Touchscreens mittlerweile etwas altbacken wirkt und an frühere Generationen von TV-Bildschirmen erinnert. Das Infotainment basiert bei Volvo auf Googles Android-Software. Doch wer meint, dass man damit eine gänzlich intuitive Bedienung einhergeht, täuscht sich. Das fängt bei dem recht kleinen Programmkacheln an und hört bei bisweilen verschachtelten Menüführungen auf. Ein Head-up-Display ist nicht an Bord. Beim Platzangebot herrscht beim C40 aufgrund der Coupéform eine Zwei-Klassen- Gesellschaft. Während vorne genug Platz ist, wird es hinten ab 1,80 Meter Körpergröße um den Kopf herum schon deutlich enger als das beim klassisch gestalteten Bruder XC40 der Fall ist.

Das kleine Heckfenster beeinträchtigt die Sicht nach hinten, da helfen der gute alte Schulterblick und die Kamera beim Rangieren. Auch das Ladeabteil leidet: Beim C40 hat der Kofferraum ein Volumen von 413 bis 1.205 Liter (XC40: 452 bis 1.328 Liter). Bei beiden Modellen gibt es vorne noch einen Frunk der 31 Liter fasst. Bleibt noch der Preis, der beim Testwagen mit der Top-Ausstattung Ultimate 59.600 Euro beträgt.

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