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BMW M3

BMW M340d xDrive Touring (2023) im Test: Der Buchhalter-M3

Der stärkste Diesel im 3er ist ein wahrer Alleskönner, aber leider auch teuer

bmw m340d xdrive touring (2023) im test: der buchhalter-m3

Vor ziemlich genau 130 Jahren zündete der erste Dieselmotor der Welt. Eine deutsche Erfindung, die hierzulande noch immer viele Fans unter den Autofahrern hat. Gut 30 Prozent des bundesrepublikanischen Autobestands trugen zum Stichtag 1. Januar 2023 einen Selbstzünder unter der Haube. Und vermutlich werden auch noch zu Rudis 200. Geburtstag im Jahr 2058 einige Diesel existieren. 

Was ist das?

Aber mit Blick auf Neuwagen wird der Ofen schon früher aus sein. EU und 2035, wie man weiß, andere Hersteller setzen die Axt beim Verbrenner sogar noch eher an. Doch aktuell kann man noch aus dem Vollen schöpfen. Und zum Diesel-König im BMW 3er Touring greifen. Sein vollständiger Name: BMW M340d xDrive Touring. Seine Eckdaten: Biturbo-Reihensechszylinder, drei Liter Hubraum und 340 PS. Mehr geht nicht. Rien ne va plus.

Zumindest in der 3er-Reihe, wenn ein D am Heck prangen soll. Vor gut einem Jahr wurden der G20 (die Limousine, auch sie gibt es als M340d) und der G21 (Touring) überarbeitet. Erkennbar ist das außen vor allen an den etwas schmaleren Scheinwerfern, innen am großen “Curved Display” mit OS-8-Betriebssystem.

Da es den 340d nur in Verbindung mit M Performance gibt, tritt er betont sportlich auf, aber zurückhaltender als der M3. Keine Riesen-Niere, lediglich gegen Aufpreis ein komplett schwarzer Grill. Jede Wette: Manch M3-Fan würde sich sein Fahrzeug lieber so wünschen. In Verbindung mit “Melbourne-Rot Metallic” entwickeln sich zarte Ferrari-Gefühle. Zwar fänden wir auch einen 340d ganz ohne M-Ornat nett, aber der sportliche Auftritt trägt nicht zu dick auf.

Und innen? Angenehme Möblierung, gute Verarbeitung, dezente Einrichtung. Die großen Bildschirme muss man mögen, noch immer ist die Darstellung der Instrumente nicht optimal gelungen. Aber meist blickten wir eh auf das scharfe Head-Up-Display. Die Einstellung der Klimatisierung per Bildschirm funktioniert gut, dennoch vermisst man eine analoge Möglichkeit. Immerhin ist der Dreh-Drücksteller auf der Mittelkosole geblieben. Wirklich gut: Die Sprachbedienung im BMW.

Die praktischen Kombi-Vorzüge hat auch der M340d xDrive Touring behalten. 500 bis 1.510 Liter Kofferraumvolumen plus anständiges Platzangebot für vier Personen. Her mit den Langstrecken! Beinahe hätten wir als Überschrift “Das Anti-Tempolimit-Auto” gewählt, denn der 340d mutiert zum König der Autobahn: Schnell, leise, sparsam, aber nicht so protzig wie seine dicken Brüder mit dem großen X.

Wie fährt er sich?

Man muss höllisch aufpassen, seine Begeisterung in halbwegs geordnete Bahnen zu lenken. Aber die Maus beißt keinen Faden ab: tolle Straßenlage, manierlicher Abrollkomfort trotz der verbauten 19-Zöller, feine Lenkung und auch bei Tempo 200 noch leise. Bevor die Hüter der Moral ihre Fackeln anzünden: Meist beschränkten wir uns auf 130. Oder orientieren uns zwangsläufig an den Schildern am Straßenrand.

Maximal 700 Newtonmeter Drehmoment braucht man eigentlich auch nicht. Aber sie zu haben, ist ein schönes Gefühl. Für den zügigen Verkehrsfluss. Schließlich muss man nicht mit Tempo 89 einen Lastwagen überholen. Selbst Sportfahrer wie Kollege Wagner waren vom 340d begeistert, wie seine Einträge im Fahrtenbuch zeigen:

Ich glaube, ich kenne derzeit keine bessere Kombination aus Vernunft und Fahrspaß. Trotz Allrad und Diesel: Das Ding driftet mit Leichtigkeit. Dieser Diesel fühlt sich einfach nicht nach Diesel an (außer dem dicken, früh einsetzenden Drehmoment-Wumms).

Geräusche und Vibrationen (auch im Pedal) sind einfach nicht da. Überhaupt nicht. Auch im Stand und beim Beschleunigen sehr leise, bei höheren Geschwindigkeiten einfach nicht mehr vorhanden. Flüsterdiesel. Beeindruckend. Fahrkomfort erste Sahne.

Auch von der Leistungsentfaltung fast wie ein Turbobenziner, so unglaublich sanft und geschliffen. Natürlich wahnsinnig stark. Aber beim Verbrauch dann doch wieder ganz klar ein Diesel. Mehr geht nicht.

Fahrdynamisch natürlich gewohnt M Performance 3er, wenn auch etwas weniger leichtfüßig als der M340i. Aber klar: Ganz klarer Unterschied zum M3. Viel weicher und um Welten weniger leistungsstark. Und das ist auch gut so.

Verbrauch und Preis

Und was haben wir verbraucht? Auf der Langstrecke war gerne der Eco-Pro-Modus aktiviert. Er ändert kaum etwas am flotten Zupacken des M340d, soll aber einige Zehntelliter Sprit einsparen. Gemessen an der Leistung kann sich das Resultat mehr als sehen lassen: 6,5 Liter sind laut Bordcomputer machbar, wir kamen auf Werte zwischen 7,2 und 7,4 Liter. Auch das geht gemessen an der Leistung immer noch in Ordnung.

Spätestens beim Blick in die Preisliste kann von Sparsamkeit aber nicht mehr die Rede sein. Los geht es bei knapp 75.000 Euro. Mit Extras landet man schnell bei 90.000 Euro. Also doch lieber ganz artig zum 320d Touring schielen. Oder auf das BMW-Angebot an “Jungen Gebrauchten”. Dort entdeckt man maximal zwei Jahre alte M340d xDrive Touring als wenig gelaufene Vorfacelift-Modelle schon für unter 60.000 Euro.

Fazit: 9/10

Der BMW M340d xDrive Touring ist ein faszinierender Alleskönner, wäre da nicht der gepfefferte Neupreis. Aber er zeigt, was in puncto Diesel technisch möglich ist. Nur eben nicht mehr lange. Es bleibt diskutabel, warum solch eine Ausgereiftheit und Perfektion in Sachen Antrieb keine Zukunft hat.

BMW M340d xDrive Touring (2023)

  • Motor: Reihensechszylinder-Diesel mit Biturbo, 2.993 ccm
  • Leistung: 250 kW (340 PS) bei 4.400 U/min
  • Motor: 8 kW (11 PS) und 25 Nm Drehmoment
  • Max. Drehmoment: 700 Nm bei 1.750 – 2.250 U/min
  • Antrieb: permanenter Allradantrieb
  • Getriebeart: 8-Gang-Automatik
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 4,7 Sek.
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
  • Länge: 4.713 mm
  • Breite: 1.827 mm
  • Höhe: 1.445 mm
  • Kofferraumvolumen: 500 – 1.510 Liter
  • Leergewicht: 1.945 kg
  • Zuladung: 560 kg
  • Verbrauch: 6,0 – 6,6 Liter/100 km (WLTP)
  • Emission: 157 – 173 g CO2/km
  • Basispreis: 74.900 Euro

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