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Autos, die wie Waffen aussehen: Dongfeng aus China will die Schweiz aufrollen

autos, die wie waffen aussehen: dongfeng aus china will die schweiz aufrollen

Der 3,4 Tonnen schwere Geländewagen ;Mhero hat die Aura eines Panzerfahrzeugs. VCG/Getty

Schon mit der martialischen Erscheinung des Mhero gibt Dongfeng ein Statement ab: Das SUV des chinesischen Automobilkonzerns soll eine Kampfansage an die internationale Konkurrenz sein. Die scharfen Kanten der Karosserie des 3,4 Tonnen schweren Geländewagens verleihen dem Mhero die Aura eines Panzerfahrzeugs.

Das Logo auf der Fronthaube sei dem Helm eines Generals aus der Song-Dynastie nachempfunden, das Heck solle an eine traditionelle chinesische Waffe erinnern, erklärt der Werksleiter bei Dongfeng.

Vor einem Jahr hat der Konzern am Stadtrand von Wuhan in Zentralchina eigens für den Mhero ein neues Werk eröffnet. Investitionsvolumen: 210 Millionen Dollar. In den klinisch reinen, lichtdurchfluteten Hallen fertigen rund hundert Monteure in Handarbeit Chinas Antwort auf den amerikanischen Hummer von General Motors.

Zwischen den Arbeitsstationen rollen lautlos Roboter, Arbeiter in weissen Overalls hängen in den halbfertigen Karossen und verschrauben Teile der Inneneinrichtung. Zurzeit verlassen zwanzig Fahrzeuge am Tag die Montagehalle.

Ein aufwendiger Launch-Event in Hinwil

Der Mhero soll bald auch in der Schweiz rollen. Im April gab Dongfeng mit einem aufwendigen Launch-Event in Hinwil den Startschuss für den hiesigen Verkauf. Das 1088 PS starke Geschoss soll zudem noch in diesem Jahr auch in anderen europäischen Ländern in die Showrooms kommen, wahlweise als Elektroversion oder mit Verbrennungsmotor.

Das ist allerdings erst der Anfang von Dongfengs Europa-Offensive. Der Konzern aus Wuhan will seine Autos in den kommenden Jahren in so gut wie alle europäischen Länder exportieren, nicht nur das SUV Mhero, sondern auch Mittelklasse- und Kleinwagen, grösstenteils mit Elektroantrieb.

Dongfeng hat derzeit dreissig Pkw-Modelle im Angebot, verteilt auf acht verschiedene Marken, und weitere befinden sich in der Entwicklungsphase. Begonnen hat der Konzern seinen Europa-Feldzug Ende 2022 in Norwegen, dem Eldorado für E-Auto-Hersteller.

Von dort ging es im vergangenen Jahr weiter nach Schweden, in die Niederlande, dann nach Finnland und jetzt schliesslich in die Schweiz. «Die nächsten Märkte sind Italien und Spanien», sagt Gao Yuan, zuständig für das internationale Geschäft der Dongfeng-Premiummarke Voyah.

Flucht in die Berge

Dongfeng, zu deutsch «Ostwind», ist erst in jüngster Zeit in das Geschäft mit E-Autos eingestiegen. Begonnen hat ein Vorläufer des Konzerns in den 1950er Jahren mit der Produktion von Militär-Lkw, zunächst für den Koreakrieg.

Als in den 1960er Jahren China und die damalige Sowjetunion miteinander brachen, ordnete Mao Zedong an, die Fertigung der Armee-Trucks von Wuhan in das abgelegene Bergdorf Shiyan zu verlegen – aus Angst vor sowjetischen Luftangriffen. Damals hiess das Unternehmen Second Automobile Works.

Daraus wurde 1969 schliesslich die Dongfeng Motor Corporation, ein staatseigenes Unternehmen, das direkt der Pekinger Behörde für die Verwaltung von Staatsfirmen unterstellt ist. Die bedeutendste Tochtergesellschaft ist die Dongfeng Motor Group, ein Unternehmen mit rund 100 000 Mitarbeitern und einem Umsatz von umgerechnet 13,7 Milliarden Dollar. Ein Minderheitsanteil des Unternehmens ist an der Hongkonger Börse kotiert.

Im Jahr 2003 erteilte Chinas Regierung Dongfeng den Auftrag, einen Jeep für die Armee zu entwickeln, ähnlich wie General Motors für die US-Armee den Hummer baute. So entstand der Mhero, der jetzt die Speerspitze beim Eroberungsfeldzug in Europa bildet. Doch Dongfeng hat noch zahlreiche weitere Pfeile im Köcher.

Drei Marken für Europa

Daniel Kirchert ist Gründer und Chef des Unternehmens Noyo. Die Firma importiert Dongfengs Fahrzeuge in die Schweiz. Zehn Händler, die den Mhero in ihr Sortiment aufnehmen wollen, hat der Deutsche bereits gefunden. Unter drei Marken, erklärt Kirchert, werde Dongfeng in Zukunft seine E-Autos in Europa vertreiben.

An der Spitze steht der Geländewagen Mhero als eigene Marke. Darunter rangiert die Marke Voyah, die derzeit drei Premium-Modelle im Angebot hat, ein viertes soll demnächst folgen. «Die werden alle nach Europa kommen», sagt Kirchert, der insgesamt zwanzig Jahre in China gelebt und dort unter anderem für BMW und Dongfeng gearbeitet hat. Unter der Marke Nammi, die in Europa «Box» heissen soll, will Dongfeng noch in diesem Jahr Kleinwagen mit Preisen von rund 20 000 Franken auf die europäischen Märkte bringen.

Natürlich treiben Kirchert und die Dongfeng-Manager in Wuhan die Untersuchungen der EU-Kommission zu möglichen Strafzöllen auf Elektroautos aus China um. Kirchert gibt sich allerdings betont gelassen und verweist auf einen angeblichen Kostenvorteil chinesischer Hersteller von 25 bis 30 Prozent gegenüber der europäischen Konkurrenz. Die Gründe dafür seien die kürzeren Entwicklungszeiten und die Skalierung der Lieferketten, so Kirchert.

Vorbereitungen auf europäische Strafzölle

Gao Yuan, der in Wuhan das internationale Geschäft der Dongfeng-Premiummarke Voyah leitet, sagt: «Wir bereiten uns bereits auf Strafzölle vor und suchen nach Möglichkeiten, die Kosten in der Herstellung zu senken.»

Laut dem jüngsten öffentlich zugänglichen Geschäftsbericht hat Dongfeng 2022 in China 2,5 Millionen Fahrzeuge verkauft. Darunter befinden sich 311 000 Lkw und Busse. Insgesamt erreichte Dongfeng damit unter den chinesischen Herstellern einen Marktanteil von 9,2 Prozent.

Das ist nicht viel, bedenkt man, dass BYD im vergangenen Jahr auf einen Marktanteil von 35 Prozent kam; der Volkswagen-Konzern schaffte es immerhin noch auf 14 Prozent.

Verkäufe in homöopathischen Grössenordnungen

In Europa bewegen sich die Verkaufszahlen bis anhin eher in homöopathischen Grössenordnungen. In den vergleichsweise kleinen Märkten Skandinaviens und in den Niederlanden hat Dongfeng bisher nur einige hundert Fahrzeuge verkauft. In der Schweiz verzeichnete Kirchert bis Ende April vier Bestellungen für den Geländewagen Mhero.

Dies liesse sich nur ändern, ginge Dongfeng mit seinen E-Autos auch in den grossen und anspruchsvollen Märkten Deutschland und Frankreich an den Start. Doch konkrete Pläne dafür gibt es bis jetzt nicht. Ohnehin hätten die Chinesen Probleme, für ihr Geländefahrzeug in Deutschland eine Pkw-Zulassung zu bekommen. Mit 3,4 Tonnen ist der Mhero zu schwer.

Dazu kommt: Das Design der Dongfeng-Modelle überzeugt nicht wirklich. Der Kleinwagen erinnert an eine nicht ganz gelungene Kopie des Smart. Ein Modell der Premium-Marke Voyah kommt als wuchtiger Van daher, der es mit seinen etwas zu rundlichen Formen mit den Vergleichsmodellen von Volkswagen und Mercedes kaum aufnehmen kann.

Gefragt, was die Autos von Dongfeng von denjenigen anderer Hersteller unterscheidet, hat Gao Yuan keine überzeugende Antwort parat. «Wir fokussieren auf Luxus, Sicherheit und Intelligenz», sagt der Chinese. Doch das tun Hersteller wie Volkswagen, BYD oder Tesla auch. So dürfte Dongfeng alles daransetzen, mit Kampfpreisen die Konkurrenz zur Strecke zu bringen.

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