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Audi RS 3 Performance Edition im Test: 300 km/h und sonst?

Der neueste RS 3 fährt 300. Und könnte das Schnäppchen der Baureihe sein. Wenn Sie einen kriegen.

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Was ist das?

Machen wir es kurz: Der stärkste und schnellste RS 3, den es bisher gab. Serienmäßig, versteht sich. Es wird sicher nicht lange dauern, bis die einschlägigen Tuner auch hier wieder kolossale Zahlen auf Prüfstands-Ausdrucke zaubern.

So wirr das – zumindest für die etwas älteren unter uns – klingen mag: Dieser Kompaktsportler fährt jetzt 300 km/h. Jap, Drei Null Null. Für den ein oder anderen Geschwindigkeitsfanatiker dürfte das ein echter Kaufgrund sein. USP und so – das kann in dieser Klasse sonst nämlich absolut niemand und auch wenn man sich Segment-mäßig aufwärts bewegt, muss man die Leiter ganz schön weit hochklettern, bevor man ein Mitglied des illustren 300-km/h-Clubs entdeckt. Bei Audi wären das lediglich ein RS 6 Avant mit Dynamik-Paket sowie der gute alte R8.

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Wie es sich für einen veritablen PR-Stunt gehört, hat uns Audi beim Fahrtermin natürlich auch eine wohlfühlige Geschichte zum RS 3(00) Performance Edition aufgetischt. Vor einem guten Jahr habe RS 3-Projektleiter Marvin Schätter ganz euphorisch direkt aus Nardo im Produktmarketing durchgeklingelt. Auf dem Highspeed-Kurs im südlichsten Süden Italiens habe man bei Tests mit dem normalen RS 3 gerade die 300 geknackt. Da müsse man doch was machen?!!

Wie Sie sehen, hat man das dann auch. Alle Performance Editions erreichen solide und selbst unter den widrigsten Bedingungen die 3 auf dem Tacho. Auch der aerodynamisch ungünstigere Sportback. Auch mit Sprit, der nicht so teuer .. äh .. hochwertig ist, wie unserer. Allerdings frage ich mich, wo die ganzen nicht-deutschen Performance Editions das jemals erreichen wollen?

Sei’s drum. Wie so oft zählt wohl, dass man könnte, wenn man denn wollte. Nötig für die prestigeträchtige Zahl war eine Leistungssteigerung um moderate 5 kW, die durch die Erhöhung des Ladedrucks um 0,1 bar erzielt wurde (1,6 bar relativ). 407 PS sind es insgesamt. Sie liegen nun etwas höher von 5.750 bis 7.000 Touren an. Das Drehmoment bleibt mit 500 Nm gleich, ist jedoch etwas länger verfügbar. Von 2.250 bis 5.700 U/min.

Desweiteren besticht die RS 3 Performance Edition dadurch, dass sie alles an Bord hat, was gut und teuer ist. Adaptiv-Fahrwerk, Keramik-Bremsen, Sportabgasanlage, LED-Matrix-Scheinwerfer, spezielle Felgen in 19 Zoll, Pirelli Trofeo R-Semislicks in 265/30 vorne und 245/35 hinten, das hervorragende neue Carbonschalen-Gestühl – alles serienmäßig dabei.

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Dazu versenkt man im Innenraum sehr viel blauen Faden für allerhand Steppung, die Sitzgurte und die 12-Uhr-Markierung am Lenkrad. Gipfel der Ausstattungs-Nerdiness sind der Carbon-Look-Hintergrund inklusive “1-2-4-5-3”-Zündfolge im 10,1-Zoll-Infotainment-Screen sowie die “3-0-0”-Lichtsignatur im Scheinwerfer beim Öffnen und Schließen des Fahrzeugs.

Sehr löblich: Das legendäre Nogaro-Blau ist als eine von insgesamt fünf Farben zurück. Ebenfalls schön: Mit 75.000 Euro für den Sportback und 77.000 Euro für die Limousine ist die Performance-Edition ein wahrer Schnapper. Klingt blöd, ist bei der Ausstattungsfülle aber so. Umso tragischer: Natürlich sind alle 300 Exemplare längst verkauft. Ab Anfang 2023 setzen die Sonder-RS3s die linke Spur in Brand.

Wie fährt er?

So lange ist es ja noch nicht her, dass ich rausfinden durfte, wie sich der neue RS 3 so anfühlt. Er fühlte sich ziemlich gut an, wie Sie hier nochmal nachlesen können. Besonders positiv im Gedächtnis blieb vor allen Dingen, die mutigere, aggressivere, lebendigere Fahrwerksabstimmung, die im Zusammenspiel mit dem noch viel lebendigeren Torque-Splitter-Allrad für eine … ähm … Lebendigkeit sorgt, die beide RS 3-Vorgänger-Generationen bisher nur aus Videos von anderen Hot Hatches kannten.

Das hat sich bei der Performance Edition wenig überraschend nicht geändert. Meine Fahrerei beschränkte sich auf fünf Runden im engen Geschlängel des Circuito Monteblanco nahe Sevilla. Dessen Asphalt präsentierte sich am Testtag recht grob und reichlich rutschig. Dem neuen R8 V10 GT RWD, dessen Test Sie hier lesen können, schlugen die Verhältnisse ein wenig auf seinen filigranen Supercar-Magen. Der RS 3 hingegen zeigte sich vom griselligen Geläuf komplett unbeeindruckt.

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Im RS-Performance-Modus eicht die Elektronik den Allradantrieb auf gnadenlos neutrale Effizienz. Kraftverteilung 50:50, Unter- oder Übersteuern sind auf der Rundenzeiten-Party nicht willkommen. Im Zusammenspiel mit den recht extremen Pirelli-Trofeo-R-Cup-Pellen entsteht so ein Fahrverhalten, dass Kurven weghämmert wie eine Abrissbirne die nächste Hauswand.

Dabei zeigt sich der RS 3 als absolut idiotensicheres Traktions-Biest, das ein überaus seltenes Talent besitzt: Du musst nicht viel tun, um mit ihm sauschnell unterwegs zu sein (in der Regel reicht es, super früh ans Gas zu gehen und einfach drauf zu bleiben, den Rest regelt er schon) und trotzdem macht er richtig Laune.

Das liegt am hervorragenden Allrad-Setup, das das Auto vorne bissig und hinten geschmeidig macht. Mehr noch, wenn man den lässigeren Dynamic-Modus herbeiklickt. Der schiebt mehr vom Wumms nach hinten, verstärkt den Eindreh-Impuls und erlaubt durchaus auch lustvolle Rutscher, ohne den Piloten dabei gleich in Schwierigkeiten zu bringen.

Und dann gibt es ja auch noch einen Drift-Modus, der im Prinzip alles, was an Kraft da ist, auf das kurvenäußere Hinterrad lenkt. Auch hier ist Narrensicherheit Trumpf. Einlenken, Pinsel stumpf ins Bodenblech gehackt und abwarten, bis das Heck fliegt und Rauch aufsteigt. Einfacher geht es kaum. Vorausgesetzt, Sie haben einen guten Draht zu Ihrem Reifenhändler.

Eine positive Erwähnung verdienen auch die neuen Schalensitze. Die empfand ich schon im RS 4 Competition Plus als sehr bestellenswert. Top Sitposition, top Seitenhalt, auch bei längeren Sessions sehr bequem und man darf beim Ein- und Aussteigen seine Würde behalten.

Da man bei der dritten Generation endlich auch die Lenkung sowie die Bremse im Griff hat (umso mehr in der Performance-Edition mit dem 380-mm-Keramik-Setup vorne), kann man diesem RS 3, so sehr man auch nach Fehlern sucht, eigentlich nur eins attestieren: Er ist ein verflucht gutes Auto. Punkt. Und dabei haben wir noch nicht einmal über den Antrieb gesprochen.

Na dann sprechen wir doch über den Antrieb …

Was gibt es da denn noch groß zu sagen (Zwinker-Smiley)? Nein im Ernst, wir Autoschreiberlinge wiederholen uns doch seit Jahren, was den Zwofünfer-TFSI angeht. Im RS 3 fährt er mit der neuesten Steuergeräte-Generation, was dem durchschlagskräftigen Charmebolzen noch mehr in die Karten spielt.

Im direkten Vergleich mit einem ebenfalls anwesenden TT RS (nutzt noch die alte Software) entdeckte man nämlich relativ schnell, dass hier deutlich mehr Motivation in der Gasannahme herrscht. Außerdem kommt das Aggregat von unten heraus schleuniger aus dem Knick. Der Fünfzylinder präsentiert sich auf seine alten Tage also in absoluter Topform.

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Das Getriebe spielt im Großen und Ganzen auch mit. Wobei man, wenn man Haare spalten will, schon attestieren muss, dass es auf der Rennstrecke etwas beherzter durch die Gänge rasseln dürfte. Auch das Klickgefühl an den Schaltpaddles ist ein wenig zahm und undefiniert.

Ach ja, falls Sie sehnsüchtig darauf gewartet haben: Nein, die 7 PS mehr sind nicht zu spüren. Wie viel schneller soll die Karre denn bitte noch werden? Die 3,8 oder 3,9 Sekunden, die Audi offiziell für den 0-100-Sprint angibt, sind sowieso für die Katz. Machen Sie mal eher 3,3 oder 3,4 draus. Egal ob mit 400 oder 407 PS. Und ob er wirklich 300 km/h fährt, kann ich Ihnen nicht sagen. So lang war die Start-Ziel-Gerade auf dem Kurs nicht.

Fazit: 9/10

Man merkt es ja dann doch immer relativ schnell, wenn ein Hersteller mal ein außergewöhnlich gutes Sportgerät zusammengedengelt hat. Und mit dem RS 3 ist Audi Sport genau so eins geglückt. Bei meinem zweiten Rendez-vous hat sich dieser Eindruck eher noch verstärkt.

Dabei spielt es natürlich eine eher untergeordnete Rolle, ob es sich um einen stinknormalen RS 3 oder die neue Performance Edition handelt. Letztere ist natürlich mega ausgestattet und bietet – ganz ungewöhnlich für ein limitiertes Sondermodell – einen echten Preisvorteil.

Das Problem: Alles sind schon vergriffen, aber mal sehen, wie viele davon bald in den einschlägigen Portalen angeboten werden. Einen Fehler machen Sie damit definitiv nicht. Mein Ausstattungs-Tipp für jeden RS 3: Die Semi-Slicks und die Schalensitze schrauben nochmal richtig an Performance und Fahrgefühl. Und das für überschaubare Aufpreise.

Technische Daten und Preise Audi RS 3 Sportback Performance Edition

  • Motor: Fünfzylinder-Turbo-Benziner; 2.480 ccm
  • Getriebeart: 7-Gang-Doppelkupplung
  • Antrieb: Allradantrieb
  • Leistung: 299 kW (407 PS) bei 5.700-7.000 U/min
  • Max. Drehmoment: 500 Nm bei 2.250-5.700 U/min
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 3,8 Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit: 300 km/h
  • Leergewicht: 1.645 kg
  • Zuladung: 505 kg
  • Kofferraumvolumen: 282-1.100 Liter
  • Verbrauch: WLTP-Verbrauch: 9,0-9,5 Liter
  • Emission: 205-216 g/km CO2
  • Basispreis: 75.000 Euro (Limousine: 77.000 Euro)

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