Mitsubishi

60 Jahre Mitsubishi Colt

Kaum ein Autofan denkt an Mitsubishi, wenn von mutigen Vorreitern gesprochen wird. Dabei wagen die Japaner mit Kompakten wie dem Colt seit über 60 Jahren neue Wege.

60 jahre mitsubishi colt

1962 startete die ersten Colt-Generation als zweitüriger Kleinwagen mit der Bezeichnung „600“. (Bild: Mitsubishi Motors)

Wirklich neu ist er nicht, dieser Colt, den Mitsubishi heute als „Rückkehr einer Ikone“ feiert. Handelt es sich bei der zehnten Generation der Colt-Dynastie doch um einen geringfügig modifizierten Zwilling des kleinen Renault Clio.

Allerdings haben die Japaner ihre Interpretation des meistverkauften Franzosen aller Zeiten um eine Fünf-Jahres-Garantie ergänzt, denn es war auch eine geradezu legendäre Zuverlässigkeit, die den Colt ab 1962 in Nippon und ab 1979 in Deutschland verblüffend erfolgreich im Revier etablierter Cityflitzer wildern ließ.

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Ein verkannter Avantgardist

Colt, wer denkt da nicht an die legendäre Schusswaffe. In Wahrheit bezieht sich der Name aber auf ein junges Pferd oder Fohlen. Ein kleiner Wildfang, der gedankliche Assoziationen zum Mustang weckt. Und tatsächlich: Ebenso wie das seit 1964 Verkaufsrekorde einfahrende Pony-Car mit Ford-Signet ist der zwei Jahre zuvor lancierte Mitsubishi Colt ein Produkt der Marktforscher.

Ein neues automobiles Format finden, angereichert durch bezahlbaren und sportiven Fahrspaß, das ist der Ursprung von Colt und Mustang, zweier „wild horses“, die ansonsten keine Gemeinsamkeiten haben. Schon der allererste Colt war eine veritable Sensation, die erstmals mehr als eine Million Besucher auf die Tokyo Motor Show lockte.

Demonstrierte dieser „Colt 600“ doch, wie viel Komfort ein unkonventioneller Kleinwagen bot, der sich über die Regeln für die in Japan allgegenwärtigen Kei-Car-Zwerge hinwegsetzte. Sogar Lifestyle-Flair vermitteln konnte der kleine Colt, dies als Cabrio.

Dieser fröhliche Sonnensegler schaffte es zwar nicht in die Großserie, aber nach dem auch optisch stattlichen Colt 600 standen die Kunden Schlange und machten das Fohlen aus dem Stall des ältesten japanischen Pkw-Produzenten zum Marktführer in seinem Segment. Mut lohnte sich, sogar in der konservativen japanischen Gesellschaft.

1960er: Auftakt zur Colt-Familiengeschichte

So wie Mazda und Honda im wirtschaftlich aufstrebenden Japan der frühen 1960er mit eigenwilligen Konzepten reüssierten, setzte nun Mitsubishi mit einem Portfolio aus kühnen Colt-Typen den Auftakt zu einer bis heute andauernden Colt-Familiengeschichte. 1963 fand der erste Grand Prix von Japan statt, zwischen Osaka und Nagoya wurde die erste Autobahn freigegeben und die Autoindustrie bereitete sich auf eine Exportoffensive vor.

Deshalb nutzte Mitsubishi die Expertise des italienischen Stardesigners Giovanni Michelotti, der bereits bei BMW mit eleganten Designs für Furore gesorgt hatte. Große Fensterflächen und klare Linien kennzeichneten die zwischen 1963 und 1965 lancierten Colt Limousinen „1000“ bis „1500“, deren Fahrwerkstechnik dem Vorbild der BMW „Neuen Klasse“ nacheiferte.

Relativ flotte Fahrleistungen in schnellen Fastback-Linien bot ab 1965 auch der „Colt F“, ein Japaner, der in dieser avantgardistischen Form in Fernost für ähnlich viel Furore sorgte wie im Westen der zeitgleich eingeführte Renault 16. Es dauert dennoch bis 1970, ehe ein sportlich-eleganter „Colt Galant“ als erster Mitsubishi in Amerika Achtungserfolge gegen US-Kompakte und als furioser GTO gegen europäische Coupés á la Ford Capri und Opel Manta einfuhr.

Als erstes „Auto mit acht Gängen“ angepriesen

Zugleich bereitete er den Boden für den deutschen Marktstart von Mitsubishi und einen Colt, wie es noch keinen gab: Vorbild für das ab 1978 in Deutschland verkaufte Volumenmodell des mittlerweile drittgrößten japanischen Autobauers war kein geringerer als der VW Golf.

Wie der Wolfsburger Bestseller hatte auch der scharf gezeichnete Colt „A150“ Frontantrieb, war dem VW jedoch nach Meinung von Fachleuten an Ausstattung und Zuverlässigkeit überlegen. Beim Genfer Autosalon 1979 wurde der Japaner als schönster Kompakter ausgezeichnet und in der Werbung als erstes „Auto mit acht Gängen“ angepriesen. Zusätzlich zum Vier-Gang-Getriebe verfügte der Colt über ein Vorgelege mit zweiter Übersetzung.

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