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Nach dem Skandal bekommt VW nun bessere Noten

nach dem skandal bekommt vw nun bessere noten

Transformation der Autobranche: Immer mehr Hersteller setzen auf klimaneutrale Fahrzeuge.

Das in Washington ansässige Umweltinstitut International Council on Clean Transportation (ICCT) bescheinigt den deutschen Autokonzernen Volkswagen und BMW große Anstrengungen bei der Wende zu emissionsfreien Fahrzeugen. ICCT war 2015 maßgeblich an der Aufdeckung des Dieselskandals von Volkswagen beteiligt und hat nun in einer Studie die bisherigen Ergebnisse und Aktivitäten der 20 wichtigsten Autokonzerne der Welt bewertet. Das Institut setzt sich besonders ein für das batterieelektrische Auto und sieht in der zusammenfassenden Wertung den amerikanischen Anbieter Tesla auf dem ersten Platz, den chinesischen Konzern BYD ebenfalls in einer Position als „Anführer“ des Wandels auf Platz zwei. In der zweiten Gruppe, „Autohersteller im Übergang“, stehen BMW und Volkswagen auf Platz drei und vier. Mercedes-Benz wird auf Platz acht gesetzt. Die amerikanischen Autokonzerne General Motors und Ford liegen dahinter auf Platz neun und zwölf.

Die Gruppe der sechs „Nachzügler“ mit null bis 30 von maximal 100 Punkten besteht ausschließlich aus den japanischen Autoherstellern und dem indischen Tata-Konzern. „Anbieter mit Konzernsitz in Japan und Indien müssen daran arbeiten, zu den Wettbewerbern in dieser Transition aufzuschließen“, heißt es in der Studie. Zugestanden wird diesen asiatischen Herstellern aber, dass der Markt für Elektroautos auch deswegen darniederliegt, weil es keine Anstrengungen der Regierungen für einen Übergang zum Elektroauto gebe.

Das sehr in Richtung von batterieelek­trischen Antrieben orientierte ICCT hatte seine Studie in drei gleich bewertete Kapitel eingeteilt: die Bedeutung der elektrischen Antriebe am Markt, die technischen Errungenschaften der jeweiligen Autohersteller und deren strategische Ausrichtung. Für das erste Kriterium zählt sowohl der Verkaufsanteil von batterieelektrischen Autos am Gesamtabsatz als auch der – geschätzte – Anteil von elektrischer Fahrweise von verkauften Plug-in-Hybriden. Da kann Tesla punkten, weil dort nur batterieelektrische Autos (BEV) angeboten werden, auch der chinesische Hersteller BYD, der zur einen Hälfte BEV anbietet, zur anderen Plug-in-Hybride. Die deutschen Anbieter liegen mit Verkaufsanteilen um die 10 Prozent nur im Mittelfeld. Volkswagen kann andererseits aufschließen mit einem breiten Angebot von Elektroautos und leichten Lieferwagen in fast allen Marktsegmenten.

Kritikpunkte an der Studie

In der Kategorie der technischen Leistungen liegen Tesla und der Hyundai-Konzern einschließlich Kia bei der Ladegeschwindigkeit an der Spitze. Tesla wird auch bei Verbrauch und Reichweite an die Spitze gesetzt. Bei der Umweltfreundlichkeit der Produktion liegt BMW an der Spitze, weil dort ausschließlich mit grünem Strom produziert werde und auch die Zulieferer nur mit grünem Strom produzierten. Das letzte dieser Kriterien, grüner Strom bei den Zulieferern, wird Mercedes-Benz nicht zugestanden, was zur Abwertung führt. Der Volkswagen-Konzern habe seine eigene Produktion in der EU auf grünen Strom umgestellt, im Rest Europas und der Welt noch nicht. Tesla bezieht nach der Studie für die eigene Produktion nur zu 30 Prozent grünen Strom und bezieht die Zulieferer an dieser Stelle nicht in seine Politik ein, bekommt an dieser Stelle der Studie null Punkte.

Der dritte Teil befasst sich mit der Frage, welche Ziele sich die Hersteller für den Übergang zu batterieelektrischen Autos setzen, mit dem Volumen der Investitionen für BEV und mit der Frage, ob die Prämien der Konzernchefs auch von der Verkaufsquote der Elektroautos abhängen. Das ist der Fall bei BMW, Stellantis, Renault und zu einem geringen Teil bei Nissan, während sich die Prämien bei Volkswagen und Mercedes an der Erfüllung allgemeinerer Kriterien guter Unternehmensführung orientieren.

Alle Autohersteller hätten noch etwas zu tun, urteilt ICCT, selbst Tesla. Zugleich gibt es aber auch Kritikpunkte an der Studie. Dort werden viel zu optimistische Verbrauchsdaten für Tesla oder Ford benutzt. Die amerikanischen Autohersteller zeigen sich derzeit bei ihren Verbrauchsangaben eher praxisfern, die europäischen Hersteller sind wegen des Dieselskandals da vorsichtiger. Doch optimistische Verbrauchsangaben sorgen gleich doppelt für Punkte, bei Verbrauch und bei der Reichweite. Zugleich wird abgestritten, dass Mercedes im Segment für Kompaktautos oder Mittelklasseautos Modelle anbiete – das Mercedes-Angebot wird pauschal als „SUV“ deklariert. Ohne diesen Punkteabzug würde Mercedes auf Rang sechs landen.

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