Gib Gummi: Die Geschichte der Reifentests
Begonnen wurden die Reifentests im Jahr 1973 während der Benzinkrise. Autos waren damals kantig, bunt und leicht. “Damals war bei den Tests noch wesentlich mehr Action als heute, die Fahrzeuge waren ohne elektronische Fahrhilfen, bei einer Vollbremsung landete der ganze Gummi auf der Straße”, berichtete der Reifenexperte. Damals wurden die Schneeversuche noch im Zillertal durchgeführt, später in der Schweiz, seit 2017 finden alle winterrelevanten Tests bedingt durch die Klimakrise in Finnland statt.
Der größte “Gamechanger” in der Geschichte der Tests war die Einführung des Antiblockiersystems ABS im Jahr 1996. Dieses verhindert, dass die Räder bei einer Vollbremsung blockieren, außerdem bleibt das Fahrzeug lenkbar. “Mit einem Satz Reifen kann man seither wesentlich mehr Versuche machen”, berichtete Kerbl.
Heute gibt es bei den Tests “kein Rauch, kein Drift” mehr, “es rutscht und es quietscht nichts mehr”, sagte Kerbl. Ein guter Reifen stoppt bei 100 km/h nach 36 Metern, in den 70er-Jahren waren es rund 45 Meter.
Wer testet die Reifen und wo?
1.650 Reifen wurden für den heurigen Sommerreifentest eingekauft. Vor den Überprüfungen werden alle 500 Kilometer gefahren. “Es ist eine logistische Herausforderung”, berichtete der Experte. Allein für die Fahrtests werden zahlreiche Garnituren “verbraucht”, dazu gibt es Reservereifen und auch Schadstoffprüfungen, bei denen die Reifen zerstört werden. Beim Sommerreifentest sind heuer mehrere Produkte durchgefallen. Hersteller werden vorab darüber informiert. Es gibt aber auch welche”, denen ist es egal”, schilderte Kerbl.
Wofür Ganzjahresreifen taugen
Ganzjahresreifen werden für viele Menschen immer mehr ein Thema. Goodyear brachte bereits 1980 mit dem “AllWeather” den ersten Ganzjahresreifen mit M&S-Kennzeichnung (“Matsch & Schnee”) in Europa auf den Markt. Wer etwa im Osten Österreichs lebt, wenig fährt und insbesondere nicht auf Schneefahrbahnen, für den kommen Ganzjahresreifen in Frage, sagt Kerbl. Klar sei jedoch, dass diese Art der Reifen immer nur die zweitbesten bleiben werden.
Prinzipiell gilt, dass Reifengarnituren für sechs Saisonen auf jeden Fall verwendet werden können. Zwar sind Sommerreifen “sobald es nass ist, besser, ab dem Moment, an dem das Wasser aber friert, sind die Winterreifen wieder besser”, sagte Kerbl. “Über 25 Grad wird es gefährlich mit Winterreifen”, warnte der Experte. Mit dem Reifenwechsel im Frühjahr könne man sich aber “ruhig Zeit lassen”. Die Winterreifenpflicht gilt bis 15. April.
Mit dem Jubiläumstest 2023 wird ein komplett überarbeitetes Testprogramm vorgestellt. Von nun an stellen die Umwelteigenschaften ein eigenes Kriterium im Test dar. Die Konsumentinnen und Konsumenten können auf einen Blick in der Tabelle sehen, ob ein Reifen sicher und umweltfreundlich, oder eben “nur” sicher ist.