Designobjekt erster Güte: Der ID.Buzz ist perfekt inszeniert. / Bild: Clemens Fabry
Was schwingt da nicht alles mit: der gerade dieser Tage so schmerzlich vermisste Geist der Flower-Power-Bewegung, die im konkurrenzlos billigen Bulli – damals fröhlich knatternd mit luftgekühltem Heckmotor – ihr Fluchtfahrzeug ins Aussteigertum fand. So zählt es jedenfalls zum Mythos der Hippies, die in den späten Sixties landläufig freilich so beliebt waren wie heute die Klimakleber.
Im Hochparterre
Fürs Marketing allemal eine dankbare Vorlage. Und von der Realität ziemlich weit entfernt. Zunächst, weil der Strombus preislich in der Luxusklasse rangiert. Mit kurzem Radstand und fünf Sitzplätzen – die Langversion mit sieben Sitzplätzen sowie eine mit Allrad werden nachgeschoben – liegt der Einstiegspreis bei knapp 71.000 Euro. Für die wunschgemäße Ausstattung mit dem ein oder anderen Paket aus der Aufpreisliste, etwa die empfehlenswerten elektrischen Schiebetüren, wären noch zehn, eher 15 Prozent zu addieren.
Das im ersten Stock liegende Cockpit, von dem aus man aufs Hochparterre selbst großer SUVs herunterschaut, ist der wesentliche Unterschied zu den anderen ID-Modellen, deren Komponenten auch den Buzz zieren: Lenkrad, Armaturen, Display und Bedieneinheiten, zu denen die ungeliebten Softtouch-„Slider“ zum Regulieren von Lautstärke und Temperatur zählen. Davon vielleicht abgesehen, ist der Buzz in bester VW-Tradition ein Musterbeispiel an Ergonomie und Übersicht. Leichtfüßig setzt sich der Bus mit Heckantrieb in Bewegung, um während der Fahrt wie ein Auto im deutlich kleineren Maßstab zu wirken. Was nicht zuletzt am Wendekreis liegt, der jenem des VW Golf entspricht.
Inkognito
Nicht Design und Dekor, die Güte des Fahrwerks ist das herausragende Merkmal des ID.Buzz. Es drängt das stattliche Gesamtgewicht von über zweieinhalb Tonnen aus der Wahrnehmung, zudem rumpelt, dröhnt und brettert auch auf schlechter Fahrbahn nichts – pures Wohlgefühl am Steuer schaffend, dazu verleitend, den Bus flott und nonchalant wie einen GTI durch die Gassen der Stadt zu bewegen, quasi inkognito mangels verdächtigen Auspuff-Röhrens.
Kurz: Die Tugenden des elektrischen Antriebs, gleichermaßen kultiviert wie lustbetont, lassen sich kaum besser demonstrieren als anhand des ID.Buzz. Probefahrt? Zum Verlieben.
Jedoch: Die Rolle des Cityflitzers kann unseren feinen Strombus nicht ernsthaft ausfüllen. Übers Land gefahren, zeigen sich schnell die Schattenseiten des Antriebs beziehungsweise seiner Energiespeicherung. It never rains in Southern California, aber in unseren Breiten sind Minusgrade während mehrerer Monate des Jahres die Realität. Im Verbund mit der Masse und der beachtlichen, sich dem Fahrtwind entgegenstellenden Stirnfläche des Fahrzeugs, was bei höheren Geschwindigkeiten voll zum Tragen kommt, ergibt sich eine reale Reichweite auf der Autobahn von nicht mehr als 250 Kilometern. Wer somit Reiseziele jenseits der Landesgrenzen in Angriff nimmt, ist gut beraten, den Weg zum Ziel zu machen. Vielleicht hilft Zen oder gut sortierter Reiseproviant – ob man allerdings so viel jausnen mag, wie es eine ausgedehnte Ladepause alle zwei Stunden nahelegt, ist die andere Frage. Nachdem eine dauerhafte Reisegeschwindigkeit unter 100 km/h zur Verlängerung der Reichweite kaum praktikabel ist, kann nur eine größere Batterie als jene mit 77 kWh Abhilfe bieten – mit den bekannten Folgen für Kaufpreis und Gewicht.
Wir würden den Traum des irgendwie nachhaltig angehauchten Familien- und Hobby-Großtransporters anders realisieren: mit dem ab 57.000 Euro teuren VW Multivan als Plug-in-Hybrid – der dort rein elektrisch fährt, wo es sinnvoll und geboten ist, dies immerhin zwischen 40 und 50 Kilometer weit. Der Benzintank reicht für 600 Kilometer.