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Verbrenner-Verbot: Gebrauchtwagen-Boom und der "Havanna-Effekt"?

Verbrenner-Verbot: Gebrauchtwagen-Boom und der “Havanna-Effekt”?

Es ist 14. Februar 2013, Valentinstag. Für die Autobranche gibt es heute keine Blumen, dafür einen neuen Beschluss. Im Europa-Parlament wird über das Verbrenner-Aus abgestimmt. Die Folge: In der EU dürfen ab 2035 nur noch Neuwagen verkauft werden, die im Betrieb keine Treibhausgase ausstoßen. Damit ist – nach heutigem Stand der Technik – das Aus für neue Verbrennerfahrzeuge in zwölf Jahren faktisch besiegelt. Auch wenn es sich dabei nicht um ein explizites Verbot von Verbrennern handelt – die Auflage ist, dass durch den Auspuff kein CO2 mehr ausströmt.

Große Veränderungen

Das wird den Automarkt in Europa nachhaltig verändern. Zum einen, weil Autohersteller in einem Mammut-Veränderungsprozess auf alternative Antriebe umstellen müssen (was seit Jahren eingeleitet wird). Zum anderen, weil Konsumenten sich umstellen müssen. Auf das Fahren mit Elektroantrieben, auf eine Ladestrategie, auf neue Autos mit neuer Technologie.

Auch für den Gebrauchtwagenmarkt könnte das Veränderungen geben. Gebrauchte sind heute schon Mangelware – das hat mit den Lieferschwierigkeiten der Autohersteller in den vergangenen Jahren zu tun und mit dem Sparen der Konsumenten – und könnten in Zukunft noch begehrter werden. Das könnte zum sogenannten “Havanna-Effekt” führen.

Ab 2035 ist alles anders

Bleibt es tatsächlich beim Verkaufsverbot für Verbrenner ab 2035, könnte das bei den Konsumenten dazu führen, dass sie an alten, gebrauchten Verbrenner-Autos so lange wir möglich festhalten. Wenn Autokäufer kein Batteriefahrzeug haben möchten, so Experten, könnte es den sogenannten Havanna-Effekt geben.

Was sich dahinter verbirgt, erklärt Elektroauto-Kritiker Fritz Indra in einem Focus-Interview: „ Der Kunde ist verunsichert und wird das Naheliegendste tun, nämlich sein jetziges Auto weiterfahren. Und das hält, jedenfalls wenn es sich um einen klassischen Verbrenner handelt, ja auch locker 10, 20, 30 oder 40 Jahre und mehr. Das eingesetzte Kapital kann bei einem klassischen Auto viel länger genutzt werden als bei einem Elektroauto, dessen Batterie nach acht Jahren schlappmacht und aus Kostengründen auch nicht mehr erneuert wird. Die Neuanschaffungen werden ausfallen, erst recht in der aktuellen Krise. Der Neuanschaffungszyklus von üblicherweise 7 bis 8 Jahren wird also unterbrochen, weil die Kunden ihre alten Autos behalten.”

Fidel Castros Politik

Das könnte dazu führen, dass europäische Stadtbilder ähnlich aussehen wie in Havanna-Kuba. Dort fahren seit Jahrzehnten alte Autos: Die auf Touristen so nostalgisch wirkenden Oldtimer stammen aus der Zeit vor der kubanischen Revolution von 1959: Ford, Chevrolet, Pontiac, Oldsmobile, Buick. 75.000 dieser alten Autos soll es in Kuba geben, allein 10.000 in Havanna. Hintergrund: Nach der Machtübernahme Fidel Castros 1959 wurden nicht nur alle Produktionsbetriebe und auch der meiste Grund und Boden verstaatlicht, sondern Privatleuten wurde auch der Import von Fahrzeugen untersagt. Ausgenommen von dieser Beschränkung blieben jedoch jene Fahrzeuge, die sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Privatbesitz befanden. Und von denen gibt es auch heute noch viele.

Die Autozukunft in Europa

Ob sich der Havanna-Effekt auch für Europa einstellen wird, bleibt abzuwarten. Auf der anderen Seite muss man sehen, dass der Übergang zur Elektromobilität längst eingeläutet ist, und es große Schritte in der Entwicklung der Autos und Infrastruktur gibt. Das Angebot an E-Autos wächst schnell, die Technik verbessert sich stark, sodass die Wahrnehmung des E-Autos als Verzichts-Mobil schon bald der Vergangenheit angehören könnte.

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