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Ferrari-WEC-Chef: Die beste BoP ist keine BoP

“Der beste Weg, offen über BoP zu sprechen, wäre, keine BoP zu haben!” – Antonello Coletta, Chef der Langstrecken- und GT-Programme von Ferrari, spricht sich für eine Abschaffung der Balance of Performance in der Hypercar-Klasse aus.

Neben Toyota verfügen die Italiener regelmäßig über die schlechteste Einstufung ihres Hypercars. Dennoch konnte der Ferrari 499P Siege in Le Mans und Austin einfahren. Doch seit dem aerodynamischen Update im Heckbereich in Brasilien fahren die rot-gelben Renner hinterher.

Coletta holt aus: “In Katar war Porsche allen überlegen, was leider von Anfang an [nach dem Prolog] als gegeben hingenommen wurde. In Imola waren wir schneller, hatten aber einen Kommunikationsfehler mit den Fahrern bei der Strategie – unser Fehler.”

“In Spa lagen wir auf den Plätzen eins, zwei und vier. Dann entschied der Rennleiter, das Rennen um eine Stunde und 40 Minuten zu verlängern. In Le Mans und Austin haben wir gewonnen, in Brasilien und Fuji haben wir gebüßt. Über die BoP können wir wegen des Reglements nicht reden. Ich denke, man kann zwischen den Zeilen lesen, was wir über die Ergebnisse denken.”

Laut Coletta ist dies ein Thema, “bei dem es Luft nach oben gibt”. Und damit meint er nicht die Einstufung des Ferrari 499P, sondern den generellen Umgang mit dem Thema BoP. Derzeit gilt der Maulkorb, der nach den Erfahrungen mit BoP-basierten Meisterschaften im GT3-Bereich verhängt wurde, als Niederlagen grundsätzlich an der boP festgemacht wurden. Dass FIA und ACO es ernst meinen, zeigt das Exempel Rob Leupen.

“Ich denke, wir sind alle Motorsport-Enthusiasten und glauben an eine Leistungsgesellschaft mit der Freiheit, uns in dem auszudrücken, was wir am besten können”, so Coletta weiter. “Im Moment geben wir alle unser Bestes, aber es ist nicht immer möglich, ein Feedback zu erhalten, das dem eigenen Wert entspricht.”

ferrari-wec-chef: die beste bop ist keine bop

BoP-Analyse Austin, Leistungsgewicht

Das Leistungsgewicht der Hypercars in der WEC-Saison 2024 im auf den meisten Strecken relevanten Bereich unter 250 km/h

Foto: smg/Stritzke

Das gelte nicht nur für die eigenen Ergebnisse unter einem BoP-Reglement, sondern auch für die Medien, wenn sie bestimmte Fragen – eben nach der BoP – nicht stellen könnten, weil man selbst die Antwort nicht geben dürfe. “Die Medien sind ein zentrales Element für den weiteren Erfolg dieser Meisterschaft”, meint er.

“So wie es jetzt ist, ist es für uns alle schwierig. Jeder muss Ergebnisse nach Hause bringen, jeder möchte sich frei ausdrücken und die Medien brauchen Anhaltspunkte, um die bestmögliche Geschichte zu schreiben. Ich denke, man sollte im Interesse der Serie eine gemeinsame Linie finden, anstatt ein Thema fallen zu lassen, weil man nicht darüber reden darf.”

Als Vorschlag nennt er zum Beispiel einen gemeinsamen Runden Tisch mit den Kommunikationsabteilungen von FIA und ACO zum Thema BoP, anstatt individuell darüber zu sprechen. “Das wäre der beste Weg, um zu klären, wo die Probleme liegen.”

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BoP WEC Fuji 2024, Analyse

Das Leistungsgewicht in der WEC 2024 über 250 km/h, nur in Le Mans wirklich relevant

Seine generelle Meinung zur BoP ist aber klar: “Auf den Wunschzettel schreibe ich, dass wir weiter um Siege kämpfen können wie zu Beginn des 499P-Programms und dass wir [weiter] Protagonisten bei den 24 Stunden von Le Mans sind. Aber vor allem ist mein größter Wunsch, dass wir keine BoP mehr haben.”

Ob das machbar ist, steht freilich auf einem anderen Blatt. Denn ohne BoP artet der Motorsport in ein Entwicklungsrennen aus, bei dem die Kosten am Ende den Marketing-Gegenwert übersteigen. Nur durch die BoP und damit die Verhinderung eines Entwicklungsrennens ist der Erfolg von Hypercar und GT3 überhaupt möglich geworden.

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