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ADAC findet Ladeinfrastruktur an Autobahnen "verbesserungswürdig"

Automobilclub bemängelt Ladeleistung und Zahl der Ladesäulen sowie schlechten Komfort

Zu wenige und zu langsame Ladesäulen sowie mangelnder Komfort beim Aufladen: Das Fazit des ADAC zum Thema Ladeinfrastruktur an Autobahn-Raststätten fällt verheerend aus. Die Ladestandorte seien nach wie vor verbesserungswürdig, schreibt der Automobilclub.

Der ADAC hatte Ladestandorte an 40 Rastanlagen entlang der wichtigsten Autobahnrouten getestet. An immerhin 37 davon gab es eine Ladeinfrastruktur, aber die Unterschiede sind groß. Nur vier Ladestandorte bieten High-Power-Charging mit über 300 kW an, nämlich Auerswalder Blick Süd (A4), Gütersloh Süd (A2), Fuchsberg Süd (A20) sowie Brohltal West (A61). An 21 Rastanlagen gab es Schnellladesäulen mit mindestens 150 kW. 16 Anlagen boten weniger als 150 kW, an den meisten waren sogar nur 50 kW oder weniger möglich. An drei Rastanlagen gab fehlte jegliche Lademöglichkeit, nämlich in Allertal West (A7), Eisenach Nord (A4) und Am Haarstrang Süd (A44).

Die Rastanlage Aalbek West an der A7 hat Ladesäulen ohne Überdachung

Neben der Ladeleistung hat der Automobilclub auch die Anzahl der Ladepunkte ermittelt. Sechs der 21 Rastanlagen mit Ladesäulen von 150 bis 350 kW verfügten lediglich über drei Ladepunkte oder weniger. Ein zeitgemäßer Ladepark sollte nach Ansicht der Test-Fachleute  mindestens zehn Ladepunkte bieten. Durchschnittlich kamen die 21 Rastanlagen nur auf gut vier Ladepunkte ab 150 kW. Nicht ladende Autos, die temporär einen oder sogar mehrere Ladeplätze blockieren, verschärfen das Problem. Solche Falschparker blockierten an acht der 37 Rastanlagen mit Ladeinfrastruktur vorgefunden.

Der ADAC bemängelt auch den fehlenden Komfort an den Ladesäulen. Überdachte Ladeplätze, die Autofahrer bei Regen schützen – Standard beim Tanken – sind selten, nur zwei Rastanlagen boten diese Möglichkeit. Auch für Autos mit Anhänger bleibt das Laden eine Herausforderung: Nur an einer Rastanlage war es möglich, ohne Abkuppeln und Rangieren des Anhängers zu laden.

So sollte ein moderner Ladepark mit Überdachung aussehen: Ladesäulen an der Rastanlage Fürholzen West (A9)

Kritisch werden auch die Bezahlmöglichkeiten beurteilt: An Schnellladesäulen mit einer Leistung von mehr als 150 kW müssen für die Ad-hoc Bezahlung weiterhin QR-Codes benutzt werden, um dann mit Debit- oder Kreditkarte zahlen zu können. Dies birgt Sicherheitsrisiken, da Kriminelle mit gefälschten QR-Codes durch sogenanntes “Quishing” an Kreditkartendaten gelangen können. Nur vereinzelt fanden die Tester bereits Kartenterminals an den Ladesäulen.

Um den Hochlauf der E-Mobilität voranzutreiben und Langstreckenfahrten mit dem Stromer attraktiver zu machen, muss der Ausbau der Ladeinfrastruktur weiter beschleunigt werden, so der ADAC. Dazu seien an Rastanlagen Ladeparks mit mindestens zehn Ladepunkten und mindestens 150 kW Ladeleistung nötig. Diese Anzahl sollte mit steigendem Bedarf erweiterbar sein. Zudem sollten Ladeplätze überdacht und ausreichend beschildert sein.

Unter dem Strich

Der ADAC findet die Ladestandorte an deutschen Autobahnen verbesserungswürdig. Vor allem gebe es zu wenige Ladepunkte mit zu wenig Leistung, außerdem fehlte oft ein Dach. Der Automobilclub ACE dagegen beurteilte vor Kurzem die Möglichkeiten zum Schnellladen in Deutschland positiv, 61 Prozent von 189 überprüften Ladestandorten bestanden den Test.

Kann man sich das Ergebnis nun je nach Gusto heraussuchen? Nein. Wir finden im Vergleich die Aussagen des ADAC plausibler, und sie passen besser zu dem, was wir von viel fahrenden Kollegen hören. Der ACE prüfte außerdem von Vornherein nur Anlagen ab 50 kW, alles darunter fiel unter den Tisch. Allerdings erwähnte der ACE die meist fehlende Eignung für Menschen mit Behinderung, während der ADAC offenbar nicht daran dachte.

Unter Titelbild zeigt eine nicht überdachte und zudem auch noch langsame Ladesäule mit 50 kW an der Rastanlage Weiskirchen (an der A3).

Quelle: ADAC

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