Finanzen

Tesla

Wirtschaft

Wirtschafts-nachrichten

Warten auf Teslas Wunderauto

Mobilität

Warten auf Teslas Wunderauto

warten auf teslas wunderauto

Der Roboter Optimus soll in Tesla-Werken schon zum Einsatz kommen.

Elon Musk wählt die ganz große Bühne: In Hollywood will er das Robotaxi des US-Konzerns präsentieren. Der Milliardär verspricht viel, doch Fachleute sind skeptisch.

Wer Elon Musk beleidigen will, nennt ihn einen Autobauer. Der Multi-Unternehmer sah seine Elektrofahrzeuge schon immer als Vehikel für Größeres und befeuerte damit die Börsen-Fantasie. „Tesla als Automobilunternehmen zu bewerten, ist der falsche Rahmen“, sagte er in einer Analystenkonferenz im Frühjahr. Am Donnerstag muss er es den Investoren beweisen: Tesla will das lang erwartete Robotaxi vorstellen – samt der Vision, wie aus automatisiertem Fahren ein Geschäft werden kann.

Die Spannungskurve steht: Seit Jahren spricht Musk von den riesigen Chancen des autonomen Fahrens, kann die eigenen Ansprüche bisher aber nicht erfüllen. Dann wurde für den August ein Robotaxi-Event angekündigt – und verschoben. Jetzt soll es die ganz große Bühne sein: Ins Filmstudio von Warner Bros. in Hollywood lädt Musk unter dem Titel „We, Robot“ und verspricht schon mal: „Das wird etwas für die Geschichtsbücher.“ Nichts Genaues weiß man, aber die „offizielle Enthüllung der autonomen Zukunft“ ist zu erwarten.

Die Industrie hat mit dem autonomen Fahren ein Wechselbad hinter sich. Klang es vor wenigen Jahren noch so, als würden Autos ihre Passagierinnen und Passagiere demnächst schlafend herumfahren, konzentrieren sich die Autohersteller inzwischen darauf, ihren Assistenzsystemen mehr beizubringen. Ziele wurden verschoben, Pilotprojekte versandeten, riesige Investitionen wurden abgeschrieben.

Technisch vorn ist ein reiner Softwarespezialist: Waymo, Tochterfirma des Google-Konzerns Alphabet, testet im großen Stil autonome Wagen im US-Verkehr – und kauft die Autos dafür bei verschiedenen Herstellern wie Jaguar, Zeekr in China und demnächst Hyundai in Korea.

Teslas sogenannter Autopilot ist bisher – trotz des ambitionierten Namens – nur für das sogenannte Level 2 zugelassen: Das System unterstützt, kann die Spur halten, bremsen und beschleunigen. Fahrerin oder Fahrer müssen aber jederzeit aufmerksam sein und eingreifen können. Technisch weiter sind Mercedes-Benz und BMW mit Level 3, wo der Staupilot das Fahren bis 60 Stundenkilometer komplett übernehmen kann.

Doch auch das ist weit weg von den Visionen des Elon Musk. Er plant eine riesige Flotte vernetzter, selbststeuernder Taxis, die er Cybercab nennt. Tesla will den Service selbst betreiben, die Fahrzeuge könnten aber auch im Auftrag anderer Firmen unterwegs sein. Die zweite Schiene des Geschäfts: Vorhandene Teslas sollen durch Software-Updates ebenfalls zu Selbstfahrmobilen werden. Schon heute können Tesla-Kunden die Funktion FSD (Full Self Driving) dazubuchen, die „volles Potenzial für autonomes Fahren“ verspricht. Für 7500 Euro bekommen sie vorerst aber wenig: Die behördliche Genehmigung in Europa steht aus, Tesla erhofft sie Anfang nächsten Jahres.

Wie nah Musk seinen Visionen am Donnerstag in den Warner-Studios kommt, ist offen. Wahrscheinlich wird neben dem Tech-Milliardär wieder „Optimus“ auf der Bühne stehen, ein bei Tesla entwickelter Roboter in Menschengestalt. Nach Tesla-Angaben erledigt er bereits selbstständig Aufgaben in der Fabrik und soll im nächsten Jahr auch anderen Unternehmen angeboten werden – ein weiterer Baustein der Robot-Strategie.

Doch am Kapitalmarkt verfangen Musks große Pläne nicht mehr wie früher, erwartet wird Konkretes. Technik interessiert die Anleger nur, wenn sie ein Geschäftsmodell trägt – und da bleibe Musk bisher vage, kritisierte Jefferies-Analyst Philippe Houchois nach der Halbjahresbilanz im Sommer. Sein Kollege Ken Gawrelski von der US-Großbank Wells Fargo rechnet nicht damit, dass Tesla „realistisch betrachtet 2025 eine bedeutende selbstfahrende L5-Flotte einsetzen kann“ – also vollständig autonome Fahrzeuge nach Level 5.

Gleichzeitig stören sich die Analysten an enttäuschenden Absatzzahlen und wollen wissen, wie Tesla die vermuteten Überkapazitäten auslasten will. Tausende Stellen hat der Konzern gerade abgebaut, und um das angekündigte Einstiegsmodell für 25 000 Dollar ist es still geworden. Im dritten Quartal verkaufte Tesla zwar etwas mehr Autos als ein Jahr zuvor, aber insgesamt ist das Geschäft 2024 bisher geschrumpft.

Für einen schlichten Autobauer jedenfalls ist die Tesla-Aktie viel zu teuer. Aktuell wird das Unternehmen mit rund 700 Milliarden Dollar bewertet – ein Vielfaches jedes anderen Autoherstellers.

TOP STORIES

Top List in the World