Der Ford hat in seinem Autoleben schon viel gesehen und erlebt. Das will Erich Nagel auch. Er hat aus dem Einsatzfahrzeug ein Wohnmobil gemacht.
Bei dem Wort “Brandweer” stutzen erst einmal die Leute, erzählt Erich Nagel. Aber dann sehen sie das gelbe Nummernschild in der Frontscheibe und kombinieren richtig: Holland. Von dort stammt die große Errungenschaft, die der Nieskyer sich seit zweieinhalb Jahren gönnt: ein zum Feuerwehrfahrzeug aufgerüsteter Ford Transit.
“Neugierig geworden bin ich durch einen Bekannten, der denselben Fahrzeugtyp als Camper nutzt. Das wollte ich auch”, erzählt der 22-Jährige. Also schaute er sich im Internet um, wer einen Ford Transit verkauft. Schließlich stieß Erich auf die abgetakelte Feuerwehr mit holländischen Wurzeln. “Gekauft habe ich das Auto von einem privaten Besitzer am Tegernsee. Von Feuerwehr war da nicht mehr viel übrig”, erzählt der Oldtimerfreund.
Mit eigener Hand lackiert
Erich Nagel kennt sich mit Autos aus. Nicht nur beruflich, auch privat. Die Woche über arbeitet er in einem Werk von Tesla, dem Elektroautohersteller, in Berlin. An den Wochenenden, und wenn es seine freie Zeit erlaubt, kehrt er gerne nach Niesky zurück. Dort hat er seine kleine Werkstatt. In dieser hat er auch seine Feuerwehr auf Vordermann gebracht und sie neu lackiert – im Feuerwehr-Rot. Schließlich hat Erich das Lackieren von Fahrzeugen gelernt. Bei dieser Tätigkeit entdeckte er die im Fahrzeugblech verewigten Reste der früheren Aufschrift: Brandweer Borne.
Borne ist eine holländische Gemeinde mit knapp 25.000 Einwohnern, unweit von Enschede und nahe der deutschen Grenze. Dort versah der Ford Transit seinen Dienst von der Erstzulassung bis 1990 bei der Ortsfeuerwehr. Danach gelangte das Fahrzeug nach Baden-Württemberg und wurde als Betriebsfeuerwehr in einem Unternehmen genutzt. Anschließend erwarb die Gemeinde Grafenhausen im selben Bundesland das Fahrzeug für ihre Aufgaben. 2013 kam der Ford in private Hände, die auch nochmal wechselten, bis Erich Nagel das Fahrzeug am Tegernsee kaufen konnte.
Sirene und Blaulicht funktionieren
Dass der Ford mal eine Feuerwehr war, ist nur noch von außen ersichtlich. Im Inneren ist er zum Camper geworden. Sein Besitzer hat eine Liegefläche samt Bordküche eingebaut – dort, wo einst die Feuerwehrleute saßen und die Technik verstaut war. Aber auf den Putz hauen, das kann der junge Nieskyer. Die Sirene mit holländischem Ton und die beiden blauen Rundumleuchten auf dem Dach funktionieren immer noch.
Damit war sein Auto einer der Hingucker beim Blaulichttreffen in Rothenburg, an dem Erich vor zwei Jahren das erste Mal teilnahm. “Neben den vielen Ost-Fahrzeugen, war der Ford schon ein Exot”, betont er. Am 10. September findet in Rothenburg das dritte Blaulichttreffen statt. Erich Nagel hat sich diesen Termin schon fest im Kalender vorgemerkt. Dann gibt es wieder viel Fachsimpelei auf dem Marktplatz mit den Besitzern anderer Feuerwehren. Zudem freut sich Erich auf die Ausfahrt, die in diesem Jahr durch das Schöpstal nach Görlitz führen wird.
Seine nächsten Reiseziele mit der “Brandweer” sind neben Rothenburg vor allem Oldtimertreffen in Deutschland – und auch ein bisschen Urlaub darin machen. Ein großes Ziel steht bei dem jungen Mann ganz oben. Mit seinem Ford Transit möchte er Borne besuchen und die Feuerwehr. Um zu zeigen, dass ihr altes Fahrzeug noch immer fährt und zum Liebhaberstück eines begeisterten Oldtimerfreundes in der Oberlausitz geworden ist.