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VW macht Batterien billiger

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VW macht Batterien billiger

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Produktion von Elektrofahrzeugen bei Volkswagen.

Der Autobauer nutzt ein Verfahren zur Trockenbeschichtung der Elektroden, das die Fertigungszeiten verkürzt.

Die erste Batteriezellfabrik von Volkswagen steht noch gar nicht, aber der Konzern plant bereits den nächsten Schritt in der Fertigung. Ein neues Verfahren soll den Energiebedarf und damit die Kosten deutlich drücken. „Das ist ein Durchbruch, den wir in dieser Geschwindigkeit nicht erwartet hätten“, sagte Konzernvorstand Thomas Schmall am Freitag in Berlin.

Eine sogenannte Trockenbeschichtung der Elektroden werde einen kompletten Fertigungsschritt überflüssig machen, sagte Sebastian Wolf, bei VWs Batteriegesellschaft Powerco für das Tagesgeschäft verantwortlich. Durch das neue Verfahren, das zusammen mit dem Maschinenbauer Koenig & Bauer entwickelt wurde, müssen Kathode und Anode in der Batteriezelle nicht mehr aufwendig getrocknet werden.

Das spart nicht nur viel Platz in den Produktionshallen, weil eine komplette Trocknungsstraße überflüssig ist, sondern auch nahezu 30 Prozent des Energiebedarfs. Was es finanziell bringt, hängt entsprechend von den Energiepreisen ab, aber einige Hundert Euro pro Fahrzeug kann es nach Wolfs Schätzung ausmachen.

Das ist auch deshalb wichtig, weil VW dringend günstigere E-Autos im Programm braucht. 2025 soll ein Modell für 25 000 Euro auf den Markt kommen. Angestrebt, aber aktuell nicht realisierbar ist auch eines für 20 000 Euro. Der entscheidende Faktor ist dabei die Batterie, denn sie macht aktuell rund 40 Prozent der Kosten für das Gesamtfahrzeug aus.

2026 oder 2027 könne das Verfahren voraussichtlich für die Serienproduktion genutzt werden. Die Trockenbeschichtung, Dry Coating genannt, ist ein wichtiger Schritt, um das Kostenziel zu erreichen: VWs Batteriezellen sollen in der Fertigung nur halb so viel kosten wie die heute angebotenen. Powerco-Chef Frank Blome setzt dabei auf die sogenannte Einheitszelle, die später einmal in 80 Prozent der E-Autos von VW für Strom sorgen soll. Damit geht es um Millionen Autos, und jede Optimierung hat einen riesigen Kosteneffekt.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Autoherstellern will VW die Batteriezellen für Elektroautos selbst herstellen. Die erste Fabrik dafür ist in Salzgitter im Bau, weitere in Spanien und Kanada sind beschlossen. Bis 2030 ist von einem halben Dutzend Fabriken allein in Europa die Rede. Danach könnten weitere folgen, denn in den fünf Jahren bis 2035 soll sich die Produktion noch einmal verdoppeln.

Mit der Dry-Coating-Technologie könnten auch bestehende Fabriken nachgerüstet werden, betonte Blome. Denn Salzgitter wird aktuell nach den alten Standards gebaut und soll bereits 2025 starten. Nach Wolfs Angaben beherrschen Konkurrenten das Dry Coating bisher nur für die Anode, VW werde es auch für die Kathode einsetzen. Die Basis dafür liefere das Patent eines Partners, VW beherrsche die Fertigungsprozesse. Unterm Strich verspricht man sich einen erheblichen Vorsprung.

Solche Fortschritte sind für den Konzern enorm wichtig, denn noch vor einigen Jahren hatte VW keinerlei Know-how in der Fertigung von Batteriezellen. Selbst Spezialisten haben auf diesem Feld immer wieder Probleme und zu hohe Ausschussquoten. Trotzdem wagt man in Wolfsburg das Abenteuer der eigenen Produktion und will die Powerco zu einem der größten Hersteller der Welt machen.

Die wichtigsten Gründe dafür sind Tempo und Versorgungssicherheit. Denn bei den etablierten Batteriezulieferern stehen die Autohersteller Schlange. Das eigene Unternehmen arbeite flexibler, es konzentriere sich auf die VW-Einheitszelle und könne dem Bedarf entsprechend liefern, sagte Schmall.

Partner werden allerdings trotzdem gebraucht, die Fortschritte reklamiert aber VW in der Regel für sich. Nicht nur Koenig&Bauer liefert Know-how, auch am schwedischen Spezialisten Northvolt ist VW beteiligt und am chinesischen Gotion-Konzern. Im nächsten Schritt könnten auch externe Geldgeber Powerco einsteigen. Anfang 2024 werde das Unternehmen bereit für Investoren sein, sagte Schmall.

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