Der B-HEM-W
Die große Beliebtheit der kraftvollen Topmodelle der M GmbH begründet sich eigentlich unter anderem gerade in ihren famosen Reihensechszylinder-Triebwerken (oder alternativ V8). Und das gilt nicht unbedingt nur im Kreise der BMW-Enthusiasten, sondern auch darüber hinaus. So ging Peter Filippo, als er von einem Kunden den Auftrag bekam, ein M2-Racer aufzubauen, wohl zunächst wie selbstverständlich davon aus, dass das Competition-Coupé seinen Dreiliter-S55-Sechszylinder behalten solle. Er führt seinen Filippo Speed Shop im kalifornischen Cotati und ist nicht zuletzt auf Motorsport-Umbauten spezialisiert.
Germany meets USA
Nachdem das Fahrzeug dann grundsätzlich fertiggestellt war, kam aber alles anders und damit die große Überraschung. Der Besitzer zeigte sich zwar prinzipiell zufrieden, fragte jedoch dennoch nach einigen zusätzlichen Anpassungen: Darunter fand sich tatsächlich die Bitte, doch den Motor und das Getriebe auszubauen. Als Ersatz für den Reihensechser erreichte zu Peters großem Erstaunen schließlich nichts anderes als eine HEMI-V8-Crate Engine die Werkstatt! So erklärt sich auch der neue Spitzname B-HEM-W des Sportcoupés.
Kompressor-V8 mit über 700 PS
Genauer gesagt handelte es sich um den 6,2 Liter großen Kompressor-Achtzylinder wie er etwa in den Dodge-Hellcat-Modellen verbaut ist. In den kraftstrotzenden US-Cars kommt das Triebwerk in verschiedenen Leistungsstufen zum Einsatz und generiert mindestens 717 PS und 880 Nm. Bei der bisher stärksten Ausbaustufe im Challenger Super Stock stehen sogar 818 PS und 959 Nm im Datenblatt. Dieses V8-Monstrum im vergleichsweise kleinen M2-Motorraum unterzubringen, war natürlich nicht gerade die leichteste Aufgabe. Um Platz einzusparen wurde etwa das frontseitige Antriebsriemen-System des Aggregats deutlich reduziert und kompakter gebaut. Es betreibt jetzt ausschließlich eine Wasserpumpe für den Kompressor.
Bremsen und Fahrwerk optimiert
Angesichts der enorm gesteigerten Power des BMWs erhielt selbstverständlich auch die Bremsen- und Fahrwerkstechnik ein Upgrade. Dies ist umso mehr von essentieller Bedeutung, als das der Wagen – trotz seines Auftritts bei der SEMA Show 2021 und beim im Rahmen derer ausgetragenen Battle of the Builders – nicht als reines Showcar konzipiert ist, sondern auf der Rennstrecke begeistern soll. Für überzeugende Verzögerung und eine Reduzierung der ungefederte Masse sorgen leichtgewichtige Stoptech Big Brake-Bremsanlagen. Sie verfügen über vorne Sechs- und hinten Vier Kolben-Sättel, jeweils auf großen, geschlitzten Scheiben. Das verbaute Fahrwerk weist vierfach verstellbare MCS-Motorsport-Dämpfer auf, die über externe Ausgleichsbehälter verfügen.
Kompromissloser Leichtbau
Optisch gibt sich der B-HEM-W zweifellos wie ein echter Rennwagen. Bei den Modifikationen spielte nicht zuletzt das Thema Gewichtsreduktion eine große Rolle. So sind sowohl die Motorhaube als auch die mit großen Entlüftungs-Schlitzen versehenen vorderen Kotflügel, die Dachhaut und der Heckdeckel aus Carbon gefertigt. Hinzu kommen ein Custom-Frontsplitter und ein riesiger BimmerWorld-Heckflügel aus dem beliebten Leichtbaumaterial. Weitere Einsparungen bringen die aus Kunststoff gefertigten Fensterscheiben rundum sowie die neuen Schmiederäder: Es handelt sich um BimmerWorld TE:AL TA16-Räder in 10×18 Zoll rundum. Bezogen sind sie mit Hoosier-Slicks in P275/35ZR18, die den Rennsport-Anspuch unterstreichen. Weitere Akzente setzt last but not least die Folierung in Perlmuttweiß mit Kriegsbemalung in Schwarz und Lila.
Reinrassiges Racing-Interieur
Der Innenraum zeigt sich gleichfalls konsequent für rasante Track-Einsätze optimiert: Um weitere Kilogramm einzusparen, wurde er zunächst quasi komplett leergeräumt. Bei der Wiedereinrichtung kam nur das Wichtigste an Bord und Peter griff zu erstklassigen Motorsport-Komponenten: Als erstes wurde die weit verzweigte TC Design-Sicherheitszelle im Interieur verschweißt. Das abnehmbare auf einer neuen, verstellbaren Lenksäule sitzende Volant stammt ebenso von Sparco wie die Rennschalensitze und die Sechs-Punkt-Gurte. Das Gestühl ist aufgrund der großen, weit hinten eingebauten Motor-Getriebe-Einheit entsprechend deutlich zurückversetzt.
Selbiges gilt für die stehende Tilton-Pedalerie und das im Übrigen mit einer 12-Uhr-Markierung versehene Lenkrad. Durch letzteres blickt der Fahrer auf den digitalen AiM-Bordcomputer, der auf einem Custom-Armaturenbrett aus Aluminium thront. Es liefert alle wichtigen Motor- und Performance-Daten. Ein absoluter Eyecatcher im Cockpit ist zweifellos der dicke, weit aufragende Schalthebel. Davor sitzt ein kleines Panel, das sämtliche Bedienhebel und -schalter in sich vereint.
Summa summarum steht hier ein sicherlich sehr fähiger Racer, der mit seinem HEMI-V8 geht wie Hölle – und das nicht nur geradeaus, sondern ebenso durch Kurven. Und darauf hat die Tatsache, dass die Gewichtsverteilung mit dem schweren Achtzylinder zweifellos deutlich frontlastiger geworden ist, wohl auch keine wirklich allzu negativen Auswirkungen …
Technical Facts
Fahrzeugtyp: BMW M2 Competition
Karosserie: Custom-Frontsplitter aus Carbon, Carbon-Motorhaube, Carbon-Dach, Carbon-Kotflügel, M Performance-Carbon-Heckklappe, BimmerWorld-Heckflügel, Custom-Kunststoff-Scheiben (Lexan) von Five Star, Folierung in Perlmuttweiß mit Zierstreifen in Schwarz und Lila
Motor: 6,2-Liter-HEMI-V8-Ottomotor mit Kompressor-Aufladung (Hellcat-Crate Engine), fixe Befestigung an den originalen Motorlagerpunkten, modifiziertes Antriebsriemensystem (nur Betrieb von Wasserpumpe für Kompressor), Ansaugung mit offenem konischem Luftfilter, Custom-Ladeluftkühler, ATL-Kraftstoffzelle, Custom-Abgasanlage, 717 PS / 880 Nm
Kraftübertragung: sequenzielles Sadev-Sechsgang-Getriebe, Custom-Getriebekühler
Fahrwerk: MCS-Fahrwerk mit vierfach verstellbaren Dämpfer, Custom-Domstrebe
Rad/Reifen: BimmerWorld TE:AL TA16-Schmiedefelgen in 10×18 Zoll, Finish in Glanzschwarz, Hoosier-Slicks in P275/35ZR18
Bremsen: Stoptech Big-Brake-Bremsenkit mit VA Sechs-Kolben-Sätteln und HA 4-Kolben-Sätteln und geschlitzten Scheiben
Innenraum: komplett leergeräumt, abnehmbares Sparco-Sportlenkrad mit 12-Uhr-Markierung auf verstellbarer FSS Custom-Lenksäule, Custom-Aluminium-Armaturenbrett, AiM-Bordcomputer, nach hinten versetzte Sparco-Rennschalensitze (Fahrer Circuit II, Beifahrer Circuit), 6-Punkt-Renngurte von Sparco, Aluminium-Türverkleidungen, TC Design-Sicherheitszelle, stehende Tilton-Pedalerie (nach hinten versetzt)
