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Ratcliffe sagt Elektrogeländewagen ab

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Pläne gestoppt: Jim Ratcliffe und das Modell Fusilier

Mit dem „Ineos Grenadier“ hat sich Jim Ratcliffe einen Lebenstraum erfüllt. Der britische Chemieunternehmer und Milliardär entwickelte den Grenadier als robusten 4×4-Geländewagen in der Art des alten Land Rover Defender gemeinsam mit Magna Steyr in Graz. Seit knapp zwei Jahren wird der Wagen serienmäßig im ostfranzösischen Hambach in der ehemaligen Smart-Fabrik produziert. Doch die Elek­troversion des Geländewagens unter dem Namen „Fusilier“, die Ratcliffe im Frühjahr vorstellte, hat er nun auf Eis gelegt – ein heftiger Rückschlag vor allem für das Magna-Werk in Graz, wo der Fusilier gebaut werden sollte.

Die Pläne für den Elektrogeländewagen sind vorerst gestoppt worden wegen der schwachen Käufernachfrage nach Elektromodellen und der Unsicherheit rund um Zölle, Zeitplan der Net-Zero-Politik und Steuern für E-Autos, teilte ­Ineos Automotive diese Woche mit. Der 71 Jahre alte Selfmademultimilliardär Ratcliffe, der aus Steuergründen in Monaco lebt, hat sich immer wieder kritisch zur Energie- und Klimapolitik in seinem Heimatland geäußert. Und er ist bekannt als E-Auto-Skeptiker. Selbst als er im Februar den Elektrogeländewagen der Öffentlichkeit vorstellte, äußerte er sich kritisch. Wenn er persönlich die Wahl hätte zwischen der Hybridvariante mit Benzin- und Elektromotor oder der reinen Stromvariante, würde er das Hybridmodell wählen, wegen der größeren Reichweite. „Man braucht heute ein grünes Angebot, weil die staatliche Regulierung das vorgibt, ob wir es wollen oder nicht“, sagte er. „Aber man kann die Verbraucher nicht zwingen, etwas zu kaufen, was sie nicht wollen“, fügte er hinzu. Es gebe „zwei riesige Mängel mit Elektrofahrzeugen“, das Problem der Reichweite und die fehlenden Ladepunkte.

Die Fertigung hätte rund 2000 Arbeitsplätze gesichert

Die Absage des Fusilier ist vor allem für Magna Steyr ein schwerer Schlag. Mit der Entwicklung des elektrisch angetriebenen Geländewagens waren in Graz seit zwei Jahren knapp 300 Mitarbeiter beschäftigt, die nun um ihre Stellen bangen müssen. Die Fertigung von bis zu 30.000 Stück im Jahr hätte rund 2000 Arbeitsplätze gesichert. Ineos stoppte nicht nur die Entwicklung des Elektrogeländewagens, sondern sagte auch die Produktion der dritten Modellreihe ab, die von 2027 an vom Magna-Band hätte laufen sollen.

Vonseiten Magna Internationals hieß es auf Anfrage: „Trotz dieses Rückschlags sind wir aktiv mit bestehenden und potentiellen Kunden im Gespräch, um neue Geschäftsmöglichkeiten zu verfolgen.“ Als einer der größten Auftragsfertiger bleibe man optimistisch, neue Projekte zu sichern. Im Segment Komplette Fahrzeuge von Magna Steyr in Graz erlöste das Unternehmen 2023 mehr als 5,5 Milliarden Dollar Umsatz, nach rund 5,2 Milliarden Dollar im Jahr davor. Der bereinigte operative Ertrag halbierte sich jedoch auf 124 Millionen Dollar. Der Standort Graz ist der größte Standort des Unternehmens und der einzige, an dem Fahrzeuge produziert werden.

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